Schwarznasenschaf-Etikett
Das steckt hinter dem Kultwein Nez Noir

Ob Weiss-, Rosé- oder Rotwein – die Etiketten mit dem Schwarznasenschaf kennt in der Schweiz fast jeder. Doch was und wer steckt eigentlich dahinter? Auf Spurensuche im Wallis.
Publiziert: 13:56 Uhr
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Foto- und Degustationstermin der fünf Nez-Noir-Weine.
Foto: Nicolas Greinacher

Darum gehts

  • Domaine Rouvinez: Familienweingut mit Geschichte und innovativen Weinkreationen
  • Nez Noir Wein entstand aus Zusammenarbeit mit Schwarznasenschaf-Züchter
  • Familie Rouvinez bewirtschaftet 80 Hektar eigene Reben und produziert verschiedene Weinsorten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein

In der Nähe von Sitten VS führt eine enge Kurve von der Hauptstrasse Route des Falaises auf einen kleinen Hügelvorsprung. Oben angekommen erwarten mich die Domaine Rouvinez und eines der drei Aushängeschilder der aktuellen Generation: Véronique Besson-Rouvinez. Ob sie mir bei meiner Frage zur Entstehungsgeschichte des Nez-Noir-Weins weiterhelfen kann?

Die Domaine Rouvinez wurde 1947 von Rouvinez’ Grosseltern gegründet, nachdem die Caves Orsat ihre Traubenernte wegen Überproduktion abgelehnt hatten. In jenem Raum, wo ihr Grossvater als Aluminiumarbeiter nebenbei zu keltern begann, liegt heute die Wiege des Weinguts. Aus dieser Notlösung entstand ein Betrieb, der heute 80 Hektar eigene Reben bewirtschaftet und verschiedene Weine abfüllt.

Rouvinez-Geschwister mit viel Power

Heute führen die Nachkommen den Betrieb weiter – aktuell Véronique und ihre beiden Brüder. «Frédéric ist für den Anbau zuständig, ich vinifiziere und fülle ab, Philippe vermarktet die Weine», erklärt mir Besson-Rouvinez. Die Ausbildungen der Geschwister ergänzen sich ideal: Während Véronique ETH-Ingenieurin und Önologin ist, haben ihre Brüder Betriebswirtschaft in Lausanne und St. Gallen studiert.

Die Philosophie ihres Grossvaters prägte das Weingut tief: Für jeden Standort sollte die passende Rebsorte gefunden werden – nicht das, was der Markt vorgibt, sondern was die Familie selbst gerne trinkt. So entstanden klar abgegrenzte Lagen, die heute beispielsweise zehn Hektar Johannisberg oder vier Hektar Marsanne umfassen. «Das erleichtert die Arbeit, weil man nicht mehrfach wegen unterschiedlicher Reifezeitpunkte in dieselbe Parzelle muss.»

Auch im Anbau ging die Familie Rouvinez früh neue Wege: Schon in den 1990er-Jahren setzten sie auf integrierte Produktion, verzichteten auf Insektizide und förderten Biodiversität. Ab 2008 folgte der nächste Schritt – der erste biologische Anbau in einer isolierten Parzelle. Heute wird die gesamte Produktion bei Blättern und Trauben biologisch behandelt – das Ergebnis jahrzehntelanger Entwicklung.

Und so entstand der Nez-Noir-Wein

Die Geschichte des Walliser Nez-Noir-Weins begann ungewöhnlich – mit einem Schäfer, der eigentlich aufhören wollte. Der Geometer und Hobbyzüchter seltener Schwarznasenschafe stand kurz vor der Pension und suchte eine Lösung für seine Tiere. Die Idee, die Schafe nach der Weinlese in den Reben grasen zu lassen, brachte gleich mehrere Vorteile: natürliche Düngung, Laubpflege und weniger Futterkosten. «Eine echte Win-win Situation», so Besson-Rouvinez.

Fast gleichzeitig entstand bei der Domaine Rouvinez ein Verschnitt aus Merlot, Syrah und Gamaret, der eigentlich als Restmenge galt. Statt diese weiterzuverkaufen, wagte man den Versuch, die Weine zu vereinen – mit erstaunlichem Ergebnis. Die Geschwister waren begeistert, und als ein Journalist ein Bild eines Schwarznasenschafs beisteuerte, waren sowohl Name als auch Etikett des Weins klar.

2017 kam der erste Nez Noir Rotwein auf den Markt, gefolgt vom Rosé 2019 und einer weissen Cuvée im Jahr 2020. Mit dem Nez Noir Réserve wurde das Sortiment um eine edle Barrique-Version abschliessend erweitert. Was mit einer Idee zwischen Reben und Weide begann, ist heute eine feste Grösse im Walliser Weinuniversum.

Im Glas zeigt der rote Nez Noir Aromen von schwarzen Johannisbeeren, reifen Erdbeeren und einem kleinen Kick Restsüsse am Abgang. Das weisse Pendant glänzt mit knackigen Zitrusnoten, während der Rosé mit seiner beerig-exotischen Aromatik und schöner Balance überzeugt. Drei zugängliche Walliser Tropfen, die auch den Geldbeutel schonen.

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