Darum gehts
- Schweizer Wein in China: Hochwertiges Image und Premium-Segment-Fokus
- Chasselas, Chardonnay, Pinot noir und Tessiner Merlot werden aktiv beworben
- Schweizer Weine im Preisbereich 30 bis 50 Franken konkurrieren mit Burgundern
Blick: Frau Lee, wie würden Sie Schweizer Wein jemandem in China beschreiben, der ihn noch nie probiert hat?
Christina Lee: Hochwertig. Denn als Land hat die Schweiz in China ein sehr hochwertiges Image – bekannt für edle Uhren, Schokolade und die schönen Alpen. Dieses Bild erleichtert die Vermarktung von Schweizer Wein. Viele verbinden diese Hochwertigkeit des Landes mit hochwertigen Schweizer Produkten, auch beim Wein.
Wenn Hochwertigkeit im Vordergrund steht, fokussieren Sie sich dann auf eher teurere Weine?
Ja, aber genau im Premium-Segment bieten Schweizer Weine ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Bereich von 30 bis 50 Franken findet man Chardonnays und Pinot noirs, die mit Premier- oder sogar Grand-Cru-Burgundern mithalten können – aber nur einen Bruchteil davon kosten.
Heisst das, dass Schweizer Wein im unteren Preissegment in China kaum Chancen hat?
Aus meiner Sicht: ja. In China bekommt man Weine aus Chile oder Spanien für umgerechnet wenige Franken pro Flasche. Schweizer Weine könnten da preislich nicht mithalten – das wäre wirtschaftlich unsinnig und würde zudem das Premium-Image des Schweizer Weins untergraben.
Wie entdecken chinesische Konsumenten Schweizer Weine typischerweise?
Hauptsächlich über Veranstaltungen, etwa durch Degustationen von Importeuren, Empfänge in Botschaften oder Wine-Pairings bei Abendessen von Schweizer Luxusmarken. Einige Importeure haben auch Online-Promotionsvideos erstellt, die in einer kleinen Fachzielgruppe für etwas Mundpropaganda sorgen.
Christina Lee ist eine chinesische Wein-Expertin. Nach ihrem Studium an der Hotelfachschule Lausanne kehrte sie nach China zurück und gründete ihr eigenes Weinhandelsunternehmen. Kurz darauf startete sie ihren Social-Media-Kanal «Wine LEE Talk», der die Weinbranche in China beleuchtet. Lee ist Inhaberin des anspruchsvollen WSET-Wein-Diploms und studiert aktuell am Institute of Masters of Wine. Seit mehreren Jahren promotet sie Schweizer Wein in ihrem Heimatland China.
Christina Lee ist eine chinesische Wein-Expertin. Nach ihrem Studium an der Hotelfachschule Lausanne kehrte sie nach China zurück und gründete ihr eigenes Weinhandelsunternehmen. Kurz darauf startete sie ihren Social-Media-Kanal «Wine LEE Talk», der die Weinbranche in China beleuchtet. Lee ist Inhaberin des anspruchsvollen WSET-Wein-Diploms und studiert aktuell am Institute of Masters of Wine. Seit mehreren Jahren promotet sie Schweizer Wein in ihrem Heimatland China.
Auf welche Schweizer Weinregionen oder Rebsorten konzentrieren Sie sich für den chinesischen Markt?
Die am aktivsten beworbene Schweizer Rebsorte ist Chasselas, ich konzentriere mich zum Beispiel aber auch auf die Förderung von Chardonnay und Pinot noir aus Neuchâtel sowie Tessiner Merlot.
Welche Rolle spielen soziale Medienplattformen in Ihren Kampagnen?
Als Influencerin und Content-Kreatorin ist Social Media eines meiner täglichen Werkzeuge. Ich poste regelmässig über Schweizer Weinveranstaltungen. Diese Beiträge erhalten oft viel Feedback von meinen Followern und wecken deren Neugier und Interesse am Schweizer Wein.
Promoten Sie Schweizer Wein auch bei chinesischen Sommeliers, Weinschulen oder Restaurants?
Klar, ich habe Schweizer Weine in chinesische Gastronomiebereiche eingeführt, indem ich sie meinem Sommelier-Freundeskreis in Sterne-Restaurants empfohlen habe. Dort werden die Weine in Kombination mit lokalen Speisen eingesetzt.
Wie haben Sie das Interesse an Schweizer Wein in China in den letzten Jahren erlebt und was erwarten Sie für die Zukunft?
Viele Schweizer Weingüter scheinen aktuell kein grosses Interesse am Export zu haben. Gleichzeitig tritt eine neue Generation junger Schweizer Winzer auf, die ihre internationale Sichtbarkeit erhöhen will. Sie unterstützen chinesische Importeure aktiv und investieren gezielt ins Marketing. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass Schweizer Wein in China an Bekanntheit gewinnen wird.