Darum gehts
- Carménère: Wiederentdeckte Rebsorte mit ausgeprägtem Profil und bemerkenswerter Geschichte
- Charakteristisch sind krautige Aromen, reife Beerenfrüchte und solide Gerbstoffe
- Chile ist heute mit über 10'000 Hektar Anbaufläche weltweites Zentrum des Carménère-Anbaus
Ursprünglich in Bordeaux beheimatet, verschwand Carmenère dort fast vollständig von der Bildfläche. In den 1990er-Jahren wurde sie schliesslich in Chile wiederentdeckt, wo man sie lange Zeit für Merlot gehalten hatte. Heute ist Chile mit über 10'000 Hektar Anbaufläche das weltweite Zentrum des Carmenère-Anbaus und prägt den Stil der Sorte.
Typisch für Carmenère sind ihre krautigen Aromen von grüner Paprika und Tomatenblätter. Bei optimaler Reife verbinden sich diese Noten elegant mit dunklen Beerenfrüchten, dezenter Pfefferwürze und manchmal sogar etwas Schokolade oder Kaffee von der Reifung in neuen Holzfässern.
Stilvielfalt aus Chile und China
Carménères Reifezeit ist lang: Im Rebberg benötigt sie bis zu fünf Wochen mehr als Merlot, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Entscheidend für die Qualität ist ein warmes, aber nicht zu heisses Klima. Wird zu früh gelesen, dominieren allzu grüne Noten und ruppige Tannine. Überreife wiederum führt zu alkoholreichen, schwerfälligen Weinen.
Heute entstehen in Chile ganz unterschiedliche Carmenère-Weinstile: von frischen, fruchtbetonten Alltagsweinen aus dem Edelstahltank bis hin zu komplexen, lagerfähigen Spitzenweinen, die in Holzfässern, Betontanks oder sogar Amphoren ausgebaut werden. Auch im Einsteiger-Preissegment um 15 Franken zeigt Carménère schönes Potenzial – mit Tiefe, Ausdruck und oft überraschender Eleganz.
Die Sorte wird sowohl reinsortig vinifiziert als auch in Cuvées, zum Beispiel mit Cabernet Sauvignon. Auch in China gewinnt Carmenère zunehmend an Bedeutung: Nach Cabernet Sauvignon ist sie dort inzwischen die am zweithäufigsten angebaute dunkle Rebsorte – ein Zeichen für ihr wachsendes Potenzial in neuen Märkten.
Carmenère auf dem Tisch
Carmenère ist ein vielseitiger Essensbegleiter. Die würzige Aromatik harmoniert mit gebratenem oder geschmortem Fleisch – etwa Lamm, Rind oder Wild. Auch vegetarische Gerichte wie gegrilltes Gemüse, Pilzragouts oder gemischte Käseplatten bieten hervorragende Kombinationsmöglichkeiten.