Darum gehts
- Santorini und Toskana produzieren ähnlich klingende Süssweine
- Vinsanto aus Santorini ist in der Regel süsser als Vin Santo
- Vin Santo reift bis zu fünf Jahre in versiegelten Fässern
Die griechische Vulkaninsel Santorini und die Toskana teilen mehr als nur mediterrane Sonne und tiefblaues Meer. Beide Regionen schenken der Welt einen historischen Süsswein, deren Namen fast gleich klingen. Auf Santorini wird von Vinsanto gesprochen, in der Toskana heisst der Tropfen Vin Santo. Was ähnlich tönt, unterscheidet sich im Wesen deutlich.
Auf Santorini reifen die Rebsorten Assyrtiko, Aidani und Athiri unter der erbarmungslosen Ägäis-Sonne und den kräftigen Winden der Insel. Spät gelesen, werden die Trauben bis zu zwei Wochen im Freien getrocknet, bevor sie vergoren und anschliessend in Holzfässer gefüllt werden. Mindestens zwei Jahre verbringen sie dort, meist länger, oft in Fässern, die bewusst nicht ganz gefüllt werden. Dadurch entwickelt der Süsswein jene Noten, die an Rosinen, Kaffee oder Datteln erinnern.
Komplexes Geschmacksfeuerwerk
Die Grundlage bildet die säurebetonte Assyrtiko, die den hohen Zuckergehalt von bis zu dreihundert Gramm pro Liter in straffer Balance hält. Das Ergebnis ist ein dichter, konzentrierter Wein, dessen Süsse nicht klebrig wirkt. Die besten Weine überdauern oft mehrere Jahrzehnte. Besonders gut harmoniert Vinsanto mit kräftigem Blauschimmelkäse oder einer Crème aus dunkler Schokolade und Feigen, die seine dezent salzige Frische betont.
In der Toskana wachsen Trebbiano Toscano und Malvasia auf sanften Hügeln, fern von Vulkanasche und Meereswinden. Auch hier werden die Trauben getrocknet, meist in den Dachböden alter Gutshäuser, in der Regel drei bis vier Monate lang. Der Wein reift danach oft bis zu fünf Jahre in versiegelten Fässern, die Hitze und Kälte der Jahreszeiten ausgesetzt sind. Diese langsame Oxidation färbt den Tropfen bernsteinfarben und schenkt ihm Aromen von getrockneten Aprikosen und Nüssen. Seltene Varianten aus dunklen Rebsorten existieren ebenfalls.
Mit bis zu um die zweihundert Gramm Restzucker pro Liter ist auch Vin Santo ein waschechter Süsswein, in der Regel jedoch etwas weniger süss als Vinsanto. Traditionell wird Vin Santo in der Toskana zu Cantuccini gereicht, die man in den Süsswein tunkt. Auch mit reifem Hartkäse entfaltet Vin Santo sein komplexes Geschmacksfeuerwerk.
Historische Ursprünge
Beide Namen führen auf das Heilige zurück, denn Vin Santo bedeutet wörtlich heiliger Wein. In der Toskana erhielt er diesen Namen, weil er früher zu kirchlichen Zeremonien gereicht wurde. Der Name Santorini ist aus Santa Irini (Heilige Irene) hervorgegangen. Diesen Namen erhielt die Insel im 12. Jahrhundert von venezianischen Händlern. Aus Vino di Santorini wurde Vinsanto.