Arbeiten am Steilhang
Traubenlese im Elsass: Hand anlegen im Rebberg

Ein paar Tage bei der Weinlese im Elsass machten deutlich, wie eng Arbeit und Natur verbunden sind. Willkommen im Steilhang.
Publiziert: 13:58 Uhr
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An einem kühlen Septembermorgen, Punkt 8 Uhr, beginnt mitten im berühmten Elsässer Rangen de Thann Rebberg die Riesling-Lese 2025.
Foto: Nicolas Greinacher

Darum gehts

  • Weinlese bei Domaine Zind-Humbrecht im Elsass: vom Rebstock zum Gärbehälter
  • Traubenernte in steiler Grand-Cru-Lage mit vulkanischen Böden im Rangen de Thann
  • Wein bleibt bis kurz vor Abfüllung in grossen Holzfässern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein

Am Anfang jedes Weins steht die Traube, deren Beeren zunächst geerntet werden müssen. Traubenernte klingt einfach, man nimmt eine Schere und schneidet die Traube vom Rebstock. Wie das in der Realität aussieht und welchen Weg sie von der Rebe bis in den Gärbehälter nimmt, wollte ich mir bei der weltbekannten Domaine Zind-Humbrecht im Elsass anschauen.

So half ich vergangene Woche auf dem Weingut aus und konzentrierte mich dabei vor allem auf die Lese. Ein besonderes Erlebnis war die Arbeit im legendären Rangen de Thann, einer steilen Grand-Cru-Lage mit vulkanischen Böden und zugleich der südlichsten Spitzenlage des Elsass. Dort wachsen unter anderem Riesling, Gewürztraminer und Pinot Gris.

Vom Rebberg ins Holzfass

Man könnte meinen, das Arbeiten am Hang sei schwieriger als in der Ebene, doch oft ist es einfacher. Statt sich ständig zu bücken, findet man mehr Stabilität und kann sich teils sogar sitzend in den Hang lehnen. Jede helfende Person trägt einen schwarzen Kübel, in den die Trauben samt Stielgerüst gelegt werden. Ist er voll, kommt ein Porteur, der die Trauben in grössere Kübel umlädt.

Diese landen auf einem LKW und werden dort vom Winzer Pierre-Emile Humbrecht geprüft. Besonders beim Riesling wird auf Essigstich oder faule Beeren geachtet, während Edelfäule je nach gewünschtem Stil willkommen ist. Auf dem Weingut gelangen die Trauben in die Presse, womit der nächste Schritt beginnt.

Nach dem Pressen fliesst der Most in einen gekühlten Stahltank, wo er rund 24 Stunden ruht, bevor er in grosse Holzfässer abgepumpt wird. Dort setzt die langsame, temperaturkontrollierte Gärung ein. In diesen Fässern bleibt der Wein dann bis kurz vor der Abfüllung. 

Am Ende eines Erntetags spürt man die Arbeit im Rücken, in den Händen und Knien. Dennoch ist es eine erfüllende Tätigkeit, bei der man Menschen aus vielen Kulturkreisen trifft und erkennt, dass solche Weine echte Handwerksprodukte sind.

Erstaunlich, wie aus unscheinbaren Trauben, die oft weit weniger perfekt aussehen als Supermarktbeeren, ein komplexer Wein entsteht, der Jahrzehnte überdauert. Wer noch nie bei einer Traubenlese mitgeholfen hat, sollte dieses Erlebnis unbedingt ausprobieren. Vielleicht sogar beim Weingut ganz in der Nähe?

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