Darum gehts
- Italienisches Restaurant verbietet getrennte Rechnungen
- Gäste kritisieren die neue Regelung, andere befürworten den Schritt
- Wirt Marrazzo will Zeit sparen, besonders bei grösseren Gruppen
In einem italienischen Restaurant in Esslingen (D) sind ab sofort keine separaten Rechnungen mehr erlaubt. Wirt Salvatore Marrazzo vom Accanto Semplicissimo will damit langwierige Diskussionen über die Rechnung vermeiden. Das Aufteilen koste dem Servicepersonal zu viel Zeit – vor allem bei grösseren Gruppen und während des Abendgeschäfts.
Besonders Gäste aus der Schweiz und dem Schwabenland hätten laut Marrazzo oft für unnötige Diskussionen gesorgt. «Oft kommt es vor, dass Schwaben pingelig darüber diskutieren, wer wie viele Gläser aus einer Flasche Rotwein getrunken hat, und dass dies bitte auch für die Rechnungen gesplittet wird. Auch Schweizer Gäste legen diese nervige Eigenart an den Tag», erklärt Marrazzo gegenüber «Bild».
Leser kritisieren neues Verbot
Laut dem Wirten stösst die neue Regelung bei seinen Gästen auf Verständnis.
In unserer Kommentarspalte sorgt das Thema allerdings für gespaltene Meinungen. «Ein Restaurant, das nicht fähig ist, die Bestellung nach Paaren getrennt aufzunehmen und abzurechnen, muss über die Bücher! So gewinnt man keine neuen Gäste und man kommt auch kein zweites Mal», kommentiert Leser Abbas Arnold Schumacher.
Ähnlich sieht es Pius Sacher, der auf praktische Gründe hinweist: «Manchmal sind getrennte Rechnungen pure Notwendigkeit. Zum Beispiel dann, wenn man geschäftlich mit einer Gruppe essen geht und die Spesenreglemente der Firma Einzelbelege verlangen. Ich bin als Einzelner in erster Linie dafür verantwortlich, was ich selbst konsumiere. Egal, wie viele Leute am Tisch sitzen.»
Auch Sylvain Ernst, selbst ehemaliger Kellner und Barkeeper, betont die Bedeutung von Flexibilität im Service. Grosse Gruppen, die getrennt zahlen wollen, seien bei ihm immer willkommen gewesen. «So habe ich bestimmt das Doppelte an Trinkgeld bekommen, da Kunden diesen Service sehr schätzen und sich in der Grosszügigkeit beim Trinkgeld gerne übertrumpfen», berichtet er.
«Wenn die Bude voll ist, kann das ärgerlich sein»
Trotz der vielen kritischen Stimmen gibt es auch Verständnis. So befürwortet Leser Lukas Schaub die Haltung des Wirts. «Wenn man die komplizierten Bezahltaktiken vieler Gäste beobachtet, ist das nachvollziehbar. Wenn die Bude voll ist, kann das wirklich sehr ärgerlich sein», kommentiert er.
Martin Villiger übt ebenfalls Kritik an Gästen, die auf getrennten Rechnungen bestehen: «Gäste, die nicht fähig sind, gemeinsam zu zahlen und deswegen ein Drama machen, sind nicht die Gäste, welche ein Gastbetrieb braucht. Wer nicht versteht, dass es ein grosser Aufwand ist, soll doch selber mal ein Restaurant führen.»
Auch User Pedro Ganzalez bringt seine Meinung pointiert zum Ausdruck: «Wenn man das Aufteilen nicht selber unter Freunden regeln kann, sollte man vielleicht andere Freunde suchen. Es ist ja sowas von peinlich, wenn eine grosse Gruppe zusammen isst, trinkt und eine gute Zeit verbringt und dann kleinkrämerisch mit dem Servicepersonal die individuelle Buchhaltung macht.»