Milena Moser übers Älterwerden
Müde sind wir alle

Meine Behauptung neulich, das Leben werde mit dem Alter eher einfacher, hat Protest ausgelöst. Selbst in meinem eigenen Umfeld.
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Wenn das Leben eigentlich leichter werden sollte und stattdessen neue Verantwortungen auftauchen. Milena Moser merkt, dass vieles anders läuft, und hält dennoch an der Hoffnung fest.
Foto: Getty Images/Westend61

Darum gehts

  • Leben wird nicht einfacher mit dem Alter, entgegen früherer Annahmen
  • Verpflichtungen und Verantwortungen bleiben auch im fortgeschrittenen Alter bestehen
  • Viele haben sich das Älterwerden anders vorgestellt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena MoserSchriftstellerin

Vor ein paar Wochen teilte ich hier mein Mitgefühl für die Erschöpfung der Generation der Mitte Dreissig- bis Mitte Vierzigjährigen sowie meine eigene, wie ich glaubte, tröstliche Erfahrung, dass das Leben mit der Zeit auch wieder leichter werde. Mit dem Älterwerden. Dem Abnehmen der Verpflichtungen.

Diese gut gemeinte Beobachtung stiess auf Widerstand. «Das meinst du doch nicht etwa im Ernst», sagte selbst eine enge Freundin. «Schau dir mein Leben an. Wenn wir schon dabei sind: Schau dir dein eigenes Leben an.»

Der Widerspruch kam aber nicht nur aus meinem eigenen Umfeld, auch die Lesenden dieser Kolumne haben sich heftiger als sonst geäussert. Meist waren es Frauen in meinem Alter, die mich darauf hinwiesen, dass ihr Leben gar nicht etwa einfacher geworden sei. Ein einzelner Mann war auch darunter. Er hatte sich noch einmal heftig genug verliebt, um eine Familie zu gründen, und stellte nun fest, dass er schlaflose Nächte auch nicht mehr so einfach wegsteckt wie früher. «Selber schuld», schrieb er mir, augenzwinkernd vermutlich. Schuld ist ein Begriff, den ich nicht gern brauche, deshalb korrigierte ich ihn: «Selbst gewählt.» Und ich glaube tatsächlich, das ist der Schlüssel.

Wann kommt endlich die eigene Zeit?

Denn so objektiv anstrengend mein Leben mit einem gesundheitlich schwer angeschlagenen Mann auch sein mag: Ich habe es gewählt. Ich habe mich dafür entschieden. Klar, ohne mir genau vorstellen zu können, wie das dann real aussehen würde, aber trotzdem. Es ist mein Leben, meine Entscheidung, meine Verantwortung.

Aber es ist nicht so lange her, dass ich mit den zum Teil eingebildeten, zum Teil realen Ansprüchen anderer an meine Lebenszeit haderte. Wie ich mich fragte, in verzweifelten, schlaflosen Nächten, wann denn eigentlich meine Zeit kommen würde.

Und genau das las ich auch zwischen den Zeilen, die mir zugeschickt wurden: «Das sollte doch jetzt meine Zeit sein!» Genau das meinte meine Freundin. In ihrem Fall ist es ein finanzieller Engpass, der sie dazu zwingt, auf unabsehbare Zeit weiterzuarbeiten. Es ist ihre schwer kranke Schwester, die sie mit pflegt. Meist aber sind es die eigenen Eltern, die die Vorstellung vom entspannten Lebensabend durchkreuzen. Einfach, weil sie noch da sind. Was ja eigentlich schön ist. Aber eben.

«Mit fast siebzig muss ich mich jetzt um meine 94-jährige Mutter kümmern», schreibt mir eine ehemalige Kursteilnehmerin. «So hab ich mir das nicht vorgestellt!» Das entspricht dem Altersunterschied zwischen meinem älteren Sohn und mir, denke ich. Wird er einmal genau so fühlen? Wie kann ich das verhindern?

Die Zeit nach sechzig wird mit dem Ende der Lohnarbeit verbunden, mit neuer Freiheit, mit Reisen, mit Ausflügen. Wir haben doch alle irgendwann auf dem Weg zur Arbeit eine fröhliche Wandergruppe wahrgenommen und gedacht: «So schön möcht ich's auch mal haben!»

So schön würden wir es auch einmal haben, das wurde uns sozusagen versprochen. Doch das Leben hält sich nun mal nicht an unsere Pläne. Und plötzlich sehen wir statt neuer Freiheit alte Verpflichtungen auf uns zukommen. Verpflichtungen, die wir nicht immer aufteilen, aus denen wir uns nicht immer befreien können. Das ist mir auch klar.

«So haben wir uns das nicht vorgestellt!» Aber solange wir uns noch etwas anderes vorstellen können, kann es auch wieder anders werden. Daran glaube ich. Und daran, dass es besser wird, auch. Denn, mal ehrlich, was wäre die Alternative?

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