Audits zeigen Schwachstellen
Whatsapp bringt neue Funktion – Experten warnen

Eine KI, die deine Whatsapp-Nachrichten schöner klingen lässt: Das verspricht Meta mit «Writing Help». Hinter der neuen Funktion steckt ein kompliziertes System und dessen Sicherheit ist umstritten.
Publiziert: 01.09.2025 um 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2025 um 10:29 Uhr
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Neue KI-Funktion bei Whatsapp.
Foto: META

Darum gehts

  • Whatsapp führt KI-gestützte Schreibhilfe ein, zunächst nur auf Englisch verfügbar
  • Meta entwickelt Private Processing für Datenschutz bei KI-Funktion
  • 49 Schwachstellen in der Sicherheitsarchitektur von unabhängigen Firmen entdeckt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Whatsapp lanciert eine neue Funktion: «Writing Help» soll mit künstlicher Intelligenz (KI) beim Verfassen von Nachrichten helfen. Vom Korrigieren von Rechtschreibfehlern bis zum Umschreiben im witzigen oder professionellen Ton. Zunächst ist die KI-Assistenz nur auf Englisch in den USA und ausgewählten Ländern verfügbar, weitere Länder und Sprachen sollen folgen.

Damit stellt sich sofort die Frage: Wie passt diese KI-Funktion in einen Messenger, der mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wirbt? Meta, der Mutterkonzern, hat für Writing Help eine eigene Architektur namens Private Processing entwickelt. Mehrere Hürden sollen sicherstellen, dass niemand die Nachrichten lesen kann, nicht einmal Meta selbst. Erst wird die Identität verschleiert, dann werden die Nachrichten verschlüsselt und an eine besonders geschützte Server-Umgebung geschickt, wo sie von der KI verarbeitet und anschliessend sofort gelöscht werden.

49 Lücken gefunden

Doch warum überhaupt der Umweg über Server? Apple und Google verarbeiten viele KI-Funktionen direkt auf dem Gerät, das gilt als datenschutzfreundlicher. Meta muss Milliarden Smartphones weltweit unterstützen, auch ältere und günstige Modelle. Für sie wären moderne Sprachmodelle zu rechenintensiv. Mit zentralen Servern kann Meta die gleiche Funktion für alle anbieten und Updates sofort einspielen. Der Preis ist aber ein höherer Vertrauensbedarf: Die Nachricht verlässt das Smartphone, auch wenn sie verschlüsselt übertragen und nicht gespeichert wird.

Ohne Risiko ist dieser Ansatz nicht. Zwei unabhängige Sicherheitsfirmen, NCC Group und Trail of Bits, fanden bei Audits insgesamt 49 Schwachstellen. Unter anderem hätte Meta die Anonymisierung aufheben und Anfragen einzelnen Nutzern zuordnen können. Zudem fehlte eine Garantie, dass stets aktuelle und sichere Software-Versionen im Einsatz sind. Auch eine Bindung an bestimmte Hardware könne Angriffe erleichtern, so das Fazit.

Fazit der IT-Experten

Meta betont, die gravierendsten Fehler noch vor dem Start behoben zu haben und dass die Private-Processing-Architektur auditierbar ist. Die zwei Sicherheitsfirmen kommen dennoch zum gleichen Schluss: Trotz des technischen Aufwands beruht das System auf Vertrauen. Nutzer müssen darauf hoffen, dass Meta und seine Partner nicht heimlich Hintertüren offenlassen. Die gute Nachricht: Writing Help ist freiwillig. Wer die Funktion aktivieren will, findet im Chatfenster neu ein Stift-Symbol, das alternative Formulierungen anbietet. Ob und wann die Schreibhilfe auf Deutsch verfügbar sein wird, ist offen.

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