Darum gehts
- SVP-Nationalrat fordert Tempolimit-Erhöhung, Experten warnen vor Konsequenzen
- BFU warnt: Tempo 130 könnte zu 15 zusätzlichen Verkehrstoten jährlich führen
- Umfrage zeigt: 63 Prozent der Teilnehmer befürworten Tempo 130
Wer gerne aufs Gaspedal drückt, hat vielleicht bald Grund zum Feiern. SVP-Nationalrat Andreas Glarner (63) fordert, Tempo 130 auf Autobahnen und Tempo 100 ausserorts wieder einzuführen. Ursprünglich wurde das Geschwindigkeitslimit zugunsten der Umwelt angepasst. Dieses Argument tut Glarner ab.
Experten treten auf die Bremse. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) stellt klar, dass der Strassenverkehr immer noch eine grosse Quelle von Luftverschmutzung und Klimaerwärmung ist. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) warnt zudem, dass Tempo 130 zu voraussichtlich 15 zusätzlichen Verkehrstoten und 100 zusätzlichen Schwerverletzten pro Jahr führen würde. Man zieht den Vergleich zu den deutschen Autobahnen ohne Obergrenze.
Leser begrüssen Tempo 130
Doch auf welcher Spur fahren unsere Leser? In einer Blick-Umfrage, mit über 7200 Teilnehmern, lässt sich eine klare Tendenz erkennen. Ganze 63 Prozent würden die Rückkehr von 130 Stundenkilometern auf der Autobahn begrüssen. Nur 34 Prozent gaben an, dass ihnen Tempo 120 reicht, während sich zwei Prozent gleichgültig zeigten. In den Kommentaren sieht es nicht anders aus.
«Alle Begrenzungen aufheben, das wäre die Lösung»
Die Tempofreunde nehmen in den Kommentaren an Fahrt auf. Heinz Meier kommentiert: «Sogar 150 wäre angebracht und vertretbar. In den Sechzigerjahren ging es auch ohne Begrenzung.» Adrian Sutter schreibt sogar: «Alle Begrenzungen aufheben, das wäre die beste Lösung für viele Autofahrer.»
Klaus Müller liefert schon Vorschläge zur Umsetzung. Es sei ganz einfach: «Man müsste auf den Strecken nur intelligente Verkehrsleitsysteme einführen, wie es sie mancherorts schon gibt. Bei freier Autobahn sind 150 km/h und mehr kein Problem, wenn es die Streckenführung erlaubt.»
Einige kritisieren zudem die Argumentation der BFU im Bezug auf die deutschen Autobahnen. Isabel Maria schreibt: «Es werden wieder Äpfel mit Birnen verglichen. Es geht nicht um ein befreites Tempolimit wie in Deutschland.» Antonio Retica schreibt: «Dieser Vergleich ist völliger Blödsinn. Korrekt wäre es, zwei Autobahnabschnitte, einen in der Schweiz mit 120 km/h und einen aus Deutschland mit 130 km/h, zu vergleichen.»
«Bin schon glücklich, wenn ich 100 km/h fahren kann»
Doch auch auf der Gegenseite gibt es genug Stimmen. Margrit Nüssli denkt zurück: «Bin damals mit 130 gefahren. Habe mich in der Zwischenzeit aber sehr gut an das Limit 120 gewöhnt.» Hannelore Meier schreibt: «Selbst wenn man 130 fahren könnte, ist das wegen der vielen Autos auf den Autobahnen und schleichenden Linksfahrern nicht möglich.»
Dieselbe Meinung vertritt auch Thomas Dennier: «Lustige Idee. Ich bin schon glücklich, wenn ich 100 km/h fahren kann. Mehr lässt das Verkehrsaufkommen eh nicht mehr zu.» Auch Thierry Eutone denkt, es würde trotz höherem Geschwindigkeitslimit nicht schneller gehen. Er kommentiert: «Schweizer sind doch per se mit Autobahnen, fliesendem Verkehr und vorausschauendem Fahren überfordert.»
René Widmer fragt sich: «Was sollen denn 10 km/h mehr bringen?» Marco Suetterlin geht weiter darauf ein: «Bei so kleinem Unterschied würde man selbst bei einer Fahrt quer durch die Schweiz kaum Zeit sparen. Da sind Stau, Baustellen, und Strecken mit Tempo 80 oder 100 noch nicht einberechnet.»