Unfälle nehmen drastisch zu
Forscher fordert Führerscheinpflicht für E-Scooter

Immer mehr Menschen verunfallen mit elektrischen Trottis. Eine deutsche Studie untersucht die Ursachen – und macht Vorschläge, wie die Sicherheit verbessert werden könnte.
Publiziert: 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 12:33 Uhr
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E-Scooter sind praktisch. Doch mit der Sicherheit ist es nicht zum Besten bestellt.
Foto: zVg

Darum gehts

  • E-Scooter-Unfälle nehmen zu, Studie untersucht Ursachen und schlägt Verbesserungen vor
  • Zahl der E-Scooter-Unfälle von 2020 bis 2024 mehr als verdreifacht
  • Kleine Räder und Alkohol sind wichtige Unfallursachen bei E-Scooter-Fahrern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gabriel KnupferRedaktor News

Seit einigen Jahren prägen E-Scooter auch das Bild der Schweizer Städte. Doch mit der Sicherheit der elektrischen Trottis ist es nicht zum Besten bestellt. Von 2020 bis 2024 hat sich die Zahl der Unfälle mehr als verdreifacht, wie die Zahlen des Bundesamts für Strassen (Astra) zeigen.

Nun untersuchte die Björn-Steiger-Stiftung in Deutschland die Unfallursachen, wie die «NZZ» zuerst berichtete. Und macht Vorschläge, wie die City-Flitzer sicherer werden könnten.

Kleine Räder bergen Gefahren

Eine wichtige Erkenntnis: Bei vielen Unfällen mit E-Scootern gibt es ausser dem Fahrer keine weiteren Beteiligten. Fast die Hälfte aller Schwerverletzten und Getöteten sind laut Studie auf Alleinunfälle zurückzuführen. Ein wesentlicher Unfallauslöser waren dabei Hindernisse, wie zum Beispiel Randsteine.

«Bei den üblichen Acht-Zoll-Rädern bringen selbst kleine Hindernisse so grosse Probleme, dass kleinste Unaufmerksamkeiten zu schweren Stürzen führen», sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung bei der Stiftung. Er fordert deshalb eine Radgrösse von mindestens zehn Zoll für Neufahrzeuge.

Mehr Kontrollen und Töffli-Führerschein

Dazu kommt: Die Unfallopfer sind vor allem bei Alleinunfällen oft alkoholisiert. Mit verstärkten Polizeikontrollen an den einschlägigen Orten könnte man die Fahrer vor sich selber schützen, sagt Brockmann. In den Städten sind vor allem an den Wochenenden viele Partygänger betrunken mit gemieteten E-Scootern unterwegs.

In Deutschland braucht es überdies keinerlei Nachweis von Kenntnissen der Strassenverkehrsordnung, um einen E-Scooter zu fahren. Und in der Schweiz ist nur für 14- bis 16-Jährige der Führerschein der Kategorie M vorgeschrieben. Das ist für Brockmann absolut unverständlich. Hier sollte mindestens der Töffli-Fahrausweis für alle Nutzer Pflicht sein, meint der Experte.

Verschärfung geplant

GLP-Nationalrat Matthias Jauslin (63) hat hierzulande mit einer Motion eine Verschärfung der Regeln bereits auf den Weg gebracht. E-Roller und ähnliche «Trendfahrzeuge» sollen demnach der Kategorie schnelle Motorfahrräder zugeteilt werden. Um diese zu lenken, braucht man einen Führerschein und am Fahrzeug muss ein Nummernschild befestigt sein. Zudem gilt eine Helmpflicht.

Für eine solche Helmpflicht fand die Björn-Steiger-Stiftung übrigens weniger Argumente. Die Verletzungen in der Studie waren zwar überwiegend im Kopfbereich. Doch von insgesamt 322 Fällen waren nur acht Kopfverletzungen schwer und nur eine davon lebensbedrohend.

Geschwindigkeit ist entscheidend

Brockmann warnt aber dringend davor, die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 25 zu erhöhen, wie es in der EU angedacht ist. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz gilt heute Tempo 20 für E-Scooter. Handlingprobleme würden sich bei höheren Geschwindigkeiten verschärfen. Und gerade im Kopfbereich würden sich die Aufprallkräfte kritisch erhöhen, so der Experte.

Zu schnelle E-Scooter sind schon heute ein grosses Problem: Im Netz kann man leicht Tuning-Chips bestellen, die das Elektrotrotti um 10 bis 20 km/h schneller machen.

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