Schafft Tesla das grosse Comeback?
Elon Musk setzt alles auf KI, Roboter – und Burger

Elon Musk will hoch hinaus: als Politiker und mit seiner Weltraumfirma SpaceX. Doch Tesla hat ganz irdische Probleme: nämlich einen massiven Absatzrückgang. Das grosse Geld will Musk aber ohnehin bald mit KI, Robotern und Burgerläden machen.
Publiziert: 03.08.2025 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 00:57 Uhr
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Da war die Welt noch in Ordnung: Im März lobte US-Präsident Donald Trump (r.) an einem Pressetermin die Fahrzeuge von Tesla. Doch kurz darauf gibt es Streit mit Buddy Elon Musk.
Foto: Getty Images

Darum gehts

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Wenn aus einer Männerfreundschaft eine Feindschaft wird, kann es hässlich werden. Besonders, wenn es sich bei den Kontrahenten um den mächtigsten respektive den reichsten Menschen der Welt handelt. Der Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump (79) und Tech-Visionär Elon Musk (54) eskalierte, als Musk über seine Plattform X harsche Kritik an Trumps Steuer- und Haushaltsgesetz äusserte. Die «Big Beautiful Bill» sei alles andere als schön, sie erhöhe sogar die Staatsverschuldung, so Musk, der bis Ende Mai im neu geschaffenen Department of Government Efficiency (Doge) radikale Sparmassnahmen für Trump umsetzte. Die Schlammschlacht der beiden Alphatiere endete mit Musks Ankündigung, bald eine eigene Partei in den USA gründen zu wollen.

Schon vor dem öffentlichen Zerwürfnis kehrten viele enttäuschte Fans dem US-Elektroautopionier aufgrund Musks Unterstützung von Donald Trump im US-Wahlkampf 2024 und seinen Sympathien für rechtsextreme Parteien wie der deutschen AfD den Rücken zu. Solche, die ihre Teslas behalten, kleben vermehrt Sticker ans Heck ihrer Stromer: «I bought this before Elon went crazy». Zu Deutsch: «Ich habe das gekauft, bevor Elon verrückt wurde.»

Verkäufe weltweit eingebrochen

Kritik gibts aber nicht nur für Elon Musks politische Verstrickungen. Nicht wenige werfen dem Tesla-CEO vor, das Interesse am E-Autobauer verloren zu haben und sich stattdessen immer mehr auf die Verwirklichung seines Lebenstraums zu fokussieren: Mit seiner Weltraumfirma SpaceX zum Mars zu fliegen. Für solche Luftschlösser haben die harten Geschäftsleute in den USA nur wenig Verständnis. Jed Dorsheimer, Aktienanalyst bei William Blair, erklärte im TV-Sender CNBC seine Herabstufung der Tesla-Aktie: «Investoren wollen, dass sich ein CEO um seine Firma kümmert.»

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Wer gegen Elon Musk ist, aber seinen Tesla behalten hat, klebt vermehrt Sticker ans Heck seines Stromer: «Ich habe ihn gekauft, bevor Elon verrückt wurde.»
Foto: Patrik Schneider

Die Verkäufe sind seit Ende 2024 eingebrochen: Weltweit hat Tesla in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 720'000 E-Autos ausgeliefert – ein Rückgang um mehr als 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wo Tesla noch 830'000 Stromer auslieferte. Besonders dramatisch ist die Situation in Europa: In Kernmärkten wie Deutschland gingen die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2025 um fast 60 Prozent zurück! Europaweit sieht es mit rund 109'000 Modellen – ein Minus von 33 Prozent gegenüber 2024 – nicht ganz so dramatisch aus. Nach einzelnen Monaten mit Rückgängen von über 50 Prozent haben sich die Verkaufszahlen im Mai und Juni wieder leicht erholt.

Die 15 grössten E-Auto-Marken in Europa (1. Halbjahr 2025)

Platz Marke Verkäufe Jan–Jun 2025 Veränderung zu 2024
1 VW 135'427 +78 %
2 Tesla 109'262 –33 %
3 BMW 94'658 +15 %
4 Audi 74'561 +53 %
5 Skoda 71'789 +147 %
6 Renault 64'402 +58 %
7 Kia 55'915 +60 %
8 Mercedes 55'428 +5 %
9 Volvo 49'219 –32 %
10 Hyundai 46'380 +33 %
11 Peugeot 43'679 –2 %
12 BYD 41'270 +143 %
13 Cupra 37'372 +109 %
14 Ford 35'239 +223 %
15 Citroën 33'557 +185 %
Quelle: Jato Dynamics

Für 2025 prognostizieren Experten etwa 1,65 Millionen verkaufte Teslas, was einem Rückgang von etwa acht Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche. Angesichts der aktuellen Ergebnisse wäre das schon ein Fortschritt. Erholung gibt es dank des aufgefrischten Model Y – das in Europa, aber auch in der Schweiz weiterhin an der Spitze der E-Auto-Verkaufscharts rangiert. Nur VW verkaufte in Europa im ersten Halbjahr mehr Stromer als Tesla.

Die 15 meistverkauften E-Autos in Europa (1. Halbjahr 2025)

Platz Marke/Modell Verkäufe Jan–Jun 2025 Veränderung zu 2024
1 Tesla Model Y 68'801 –33 %
2 VW ID.4 40'335 +38 %
3 Tesla Model 3 39'864 –33 %
4 VW ID.7 38'113 +573 %
5 VW ID.3 37'421 +29 %
6 Kia EV3 35'023 neu
7 Renault 5 34'206 neu
8 Skoda Elroq 34'076 neu
9 Skoda Enyaq 32'806 +38 %
10 BMW iX1 31'337 +27 %
11 Audi Q6 E-Tron 25'802 neu
12 Volvo EX30 23'927 –40 %
13 BMW i4 23'712 –1 %
14 Citroën ë-C3 22'664 neu
15 Cupra Born 22'024 +24 %
Quelle: Jato Dynamics

Technische Defizite

Die Probleme sind aber auch strukturell bedingt: Die Plattformen, auf denen die Tesla-Autos basieren, sind bis zu 13 Jahre alt. Selbst das jüngste Model Y hat technisch gesehen schon fünf Jahre auf dem Buckel. Teslas Supercharger-Ladenetz ist zwar nach wie vor ein Argument für einen Tesla. Und auch punkto Verbrauch und Effizienz sind die Modelle top. Bei der Ladeleistung überholt die europäische Konkurrenz mit ihren 800-Volt-Plattformen die Amerikaner aber längst.

Tesla betrachtet seine Modelle zwar wie ein Smart Device auf Rädern und liefert ständig Software-Updates. Doch auch die IT-Experten können nicht zaubern. Gerade beim Infotainment und autonomen Fahrfunktionen laufen die chinesischen Grosskonzerne BYD, Xiaomi oder Nio dem ehemaligen Branchenführer mittlerweile den Rang ab. Wenn man sich vergegenwärtigt, was BYD mit seinem God’s Eye C abliefert, das wie Tesla nur auf Kameras statt zusätzlichen Lidar-Radarsensoren setzt, erkennt die Defizite des einstigen Branchenprimus.

Big Business mit KI

Ein Befreiungsschlag soll das Robotaxi werden, das in Austin (Texas) schon gestartet ist und bald auch rund um San Francisco (Kalifornien) unterwegs sein wird. «Der Start verlief allerdings sehr holprig. Der Dienst machte vor allem mit Unfällen und Pannen von sich reden», erklärt Stefan Hecht von der Unternehmensberatung Advyce & Company und ergänzt: «Teslas Robotaxis sind zum Erfolg verdammt, da Bewertung und Nimbus des Autobauers massiv mit dem Projekt verbunden sind. Hier von Konkurrenten punkto Sicherheit und Fahrerlebnis abgehängt zu werden, wäre für Musk hochproblematisch.»

Allerdings hat Tesla noch weitere Asse im Ärmel. 2026 soll die Produktion des Cybercabs anlaufen – eine weiterentwickelte Form des jetzt angelaufenen Robotaxis, das noch auf dem Model Y basiert. Tesla erwarte zudem, dass die «Hardware-bezogenen Gewinne begleitet werden von einer Beschleunigung unserer Gewinne mit KI, Software und dem Flottengeschäft.» Eine These, die von Wall-Street-Analysten laut dem Fachblatt «Automobilwoche» unterstützt wird.

Jüngst hat Tesla zudem den Chatbot Grok 4 aus Elon Musks xAI-Labor lanciert, der per Software-Update in alle Modelle implementiert wird. Grok 4 soll den Fahrer bei Navigation, Sprachsteuerung und mehr unterstützen. Musk selbst bezeichnet Grok 4 unbescheiden als das «mächtigste KI-Modell der Welt». In einem anerkannten Benchmark-Test, der komplexes logisches Denken misst, schlägt Grok 4 Wettbewerber wie GPT-4o (Open AI) oder Gemini 2.5 (Google) deutlich.

Roboter bald wichtigstes Produkt?

Die wohl grössten Hoffnungen setzt Elon Musk aber auf den humanoiden Roboter Optimus, der bereits heute in Teslas Gigafactorys zum Einsatz kommt. Ab 2026 soll der Roboter auch an externe Kunden zum Stückpreis von mittelfristig 20'000 Dollar verkauft werden – Tesla rechnet mit 50'000 produzierten Einheiten allein im ersten Jahr. Langfristig soll Optimus Teslas meistverkauftes Produkt werden.

Doch auch auf und neben der Strasse dürfte es bald Neuerungen geben. In China hat Tesla eine verlängerte, sechssitzige Version des Model Y angekündigt, die auch im Rest der Welt auf den Markt kommen könnte. Daneben könnte schon bald das lang angekündigte Einstiegsmodell starten. Die Vorproduktion des immer wieder als Model Q bezeichneten Fahrzeugs, das um die 30'000 Franken kosten soll, sei laut Tesla bereits angelaufen. Der Serienstart sei für die zweite Jahreshälfte geplant.

Burger essen und Aufladen

Ein erfolgversprechendes neues Geschäftsmodell erschliesst der E-Auto-Pionier gerade in den USA: Am Santa Monica Boulevard in West-Hollywood hat soeben das erste Tesla Diner im 50er-Jahre Stil eröffnet. Herz des mit 80 Superchargern grössten Tesla-Ladeparks der Welt ist ein 24-Stunden-Burger-Restaurant, flankiert von zwei 20 Meter grossen LED-Leinwänden. Sollte das Konzept, das auch E-Auto-Fahrern anderer Marken zur Verfügung steht, erfolgreich sein, will Elon Musk die Tesla-Diners in zahlreichen anderen grossen Städten rund um den Globus eröffnen. Die Ideen gehen dem Technik-Visionär anscheinend nicht so schnell aus.

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