Darum gehts
Wenn am Montagabend US-Präsident Donald Trump (79) die hochkarätige europäische Delegation mit mehreren Staats- und Regierungschefs sowie den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) empfängt, geht es nicht nur um die Zukunft der Ukraine. Es steht auch für Europa alles auf dem Spiel.
Der französische Präsident Emmanuel Macron (47) spricht von einer «äusserst ernsten Lage» und sagt mit klaren Worten, in welche Richtung Europa zielen muss: «Wenn wir heute vor Russland Schwäche zeigen, legen wir damit die Basis für künftige Konflikte.»
Das Treffen findet statt, nachdem am Freitag der russische Präsident Wladimir Putin (72) Donald Trump in Alaska besucht hat und ohne Deal wieder abgereist ist. Heute empfängt Trump gleich mehrere Gäste aus Europa, allen voran Wolodimir Selenski. Weil ihn Trump beim ersten Besuch am 28. Februar im Oval Office zur Schnecke gemacht hat, leisten ihm nun mehrere europäische Freunde «Begleitschutz».
Die illustren Begleiter gehören zum neuen losen Bündnis «Koalition der Willigen». Es sind der deutsche Kanzler Friedrich Merz (69), der französische Präsident Emmanuel Macron, der britische Premier Keir Starmer (62), Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (48), der finnische Staatspräsident Alexander Stubb (57), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) sowie Nato-Generalsekretär Mark Rutte (58).
Das Treffen mit Selenski ist auf 19.15 Uhr Schweizer Zeit geplant, um 21 Uhr trifft sich Trump mit der europäischen Delegation. Diese tritt derart hochkarätig auf, weil sie weiss, dass das Schicksal der Ukraine eng mit jenem Europas verbunden ist.
Das heisst: Jetzt geht es für Europa um alles. Deshalb muss es drei Stärken aufbauen, die ihm in letzter Zeit abhandengekommen sind.
Glaubwürdigkeit
Zuoberst auf der Liste steht Europas Glaubwürdigkeit. Es ist der Schlüssel für den Erfolg seiner Politik und seiner Sicherheit und somit die Grundvoraussetzung für eine wirksame Abschreckung. Nur wenn Europa konsequent und verlässlich handelt sowie klare und einheitliche Botschaften sendet, wird es von den Partnern und Gegnern ernst genommen.
Einheit
Putin – und in letzter Zeit auch Trump – hat es geschafft, am Fundament der europäischen Einheit zu rütteln. Rechtspopulistische und teilweise russlandfreundliche Parteien sind im Aufwind, ebenso flirten einzelne EU-Staaten wie Ungarn, Bulgarien und die Slowakei mit Moskau. Putin reibt sich zufrieden die Hände.
Bisher haben sich einzelne Staaten oder Staatengruppierungen in unterschiedlichen Zusammensetzungen dem Thema Ukraine angenommen. Doch ein Flickwerk hat keine Kraft. Es braucht den Ausbau der neuen Koalition der Willigen, in der auch Nicht-EU-Staaten wie Grossbritannien und Norwegen vertreten sein können. Die Koalition der Willigen muss weitere Länder von einem Beitritt überzeugen, um die neue Sicherheitskraft Europas zu werden.
Stärke
Zu lange hat Europa dem amerikanischen Schutzschirm vertraut und die eigenen Investitionen in die Verteidigung heruntergefahren. Dieses Problem ist erkannt, mehrere Staaten rüsten massiv auf.
Doch was nützen einzelne militärisch starke Staaten, ohne eine Einheit zu bilden? Ein starkes, selbstbewusstes und koordiniertes Verteidigungsnetz ist für Europas Sicherheit und somit den Frieden notwendig.
Fazit
Was bleibt für Europa zu tun? Macron hat es gesagt: Europa muss Stärke zeigen und ungeachtet der heutigen Verhandlungen das Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Im Idealfall mit einem Partner USA – und sonst allein. Für Europa geht es um eine historische Herausforderung, in der es keinesfalls in die Statistenrolle gedrängt werden darf.