Warum das in der Schweiz nicht geht
Tschechische Polizei setzt in Bierstadt Pilsen jetzt auf Promille-Pranger

Die Polizei in der Bierstadt Pilsen veröffentlicht Fotos und Geschichten von Betrunkenen auf Facebook. Diese ungewöhnliche Methode soll die Bevölkerung für Alkoholmissbrauch sensibilisieren. Wäre der Promille-Pranger auch in der Schweiz möglich?
Publiziert: 15:25 Uhr
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Dieser Mann wurde von der Polizei der tschechischen Stadt zum «Rekordhalter des Jahres» gekürt. Sein Atemalkoholwert: 4,96 Promille.
Foto: Městská policie Plzeň

Darum gehts

  • Pilsener Stadtpolizei stellt Betrunkene auf Facebook an virtuellen Pranger
  • Ziel ist Sensibilisierung für Alkoholrisiken und Präsentation der Polizeiarbeit
  • Ein Mann wurde mit 4,96 Promille zum «Rekordhalter des Jahres» erklärt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Stadtpolizei von Pilsen in Tschechien geht einen ungewöhnlichen Weg im Kampf gegen Alkoholmissbrauch. In der bekannten Bierstadt mit rund 180'000 Einwohnern werden Betrunkene nun auf Facebook an einen virtuellen Pranger gestellt, wie «Bild» berichtet. Ein konkreter Fall zeigt die neue Strategie: Ein Skodafahrer (59) wurde wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten.

Der Mann, der lächelnd bestritt, zu schnell gefahren zu sein, fiel den Beamten durch seinen Alkoholgeruch auf. Ein Atemtest ergab 1,91 Promille, was zu einem Verfahren wegen Raserei und Trunkenheit führte.

«Rekordhalter des Jahres» gekürt

In einem weiteren Fall beschreibt die Polizei einen stark alkoholisierten Mann: «Das Gespräch mit ihm verlief nicht besonders flüssig, seine Worte stockten, und das Gehen war eher eine abenteuerliche Disziplin», so der Kommentar auf Facebook. Mit 4,96 Promille wurde er zum «Rekordhalter des Jahres» erklärt.

Auch Jugendliche bleiben von dieser Massnahme nicht verschont. Zwei Minderjährige wurden auf einer Parkbank beim Trinken ertappt, wobei einer von ihnen sich übergeben musste. Trotz ihrer Behauptung, «schlechtes Sushi» gegessen zu haben, ergab ein Alkoholtest Werte von 1,39 und 1,77 Promille. Sie wurden ins Spital gebracht.

Promille-Pranger auch in der Schweiz? Undenkbar

Die Pilsener Stadtpolizei rechtfertigt ihre Vorgehensweise gegenüber «Bild» damit, dass es in der Stadt mehrere Alkoholverbotszonen gebe. Ziel sei es, die Öffentlichkeit für die Risiken des Alkoholkonsums zu sensibilisieren und gleichzeitig die Arbeit der Polizei zu zeigen. Man betont, niemanden stigmatisieren zu wollen.

Wäre ein solcher Promille-Pranger auch in der Schweiz möglich? Nein, machen die Antworten mehrerer Kantonspolizeien deutlich. So verweist etwa die Kantonspolizei St. Gallen auf den Persönlichkeits- und Datenschutz, den man «sehr hoch» halte. Die Veröffentlichung von Personendaten? Für die Kapo St. Gallen ein No-Go.

Persönlichkeitsschutz geht vor

Bernhard Graser, Mediensprecher bei der Kantonspolizei Aargau, meint: «Die präventive Wirkung dieser doch aussergewöhnlichen Massnahme wäre zweifellos gross. Doch obwohl Alkoholeinfluss auch hierzulande weiterhin eine der Hauptursachen von Verkehrsunfällen darstellt, wäre ein solches Vorgehen nur schon aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes undenkbar.» Man setzt auf eine andere Macht der Bilder – indem man Alkoholunfälle konsequent vermeldet.

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«Bei uns ist keine derartige Aktion in Planung», heisst es von der Luzerner Polizei. Auch für die Kantonspolizei Schwyz steht der Persönlichkeitsschutz an erster Stelle. Die Stadtpolizei Winterthur erklärt auf Anfrage, sie wolle «niemanden blossstellen».

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