So wird Fototouristen in den Alpen Einhalt geboten
Die Zugspitze hat nun ein zweites Gipfelkreuz – wegen Selfie-Jägern

Deutschlands höchster Gipfel ist überfüllt. Für ein Foto mit dem Gipfelkreuz kraxeln Touristen in Flipflops am Abgrund entlang. Ein zweites Gipfelkreuz soll nun Abhilfe schaffen. Blick zeigt, mit welchen Massnahmen man in den Alpen gegen Selfie-Jäger sonst noch vorgeht.
Publiziert: 11:31 Uhr
|
Aktualisiert: 11:52 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/11
Auf Deutschlands höchsten Gipfel (2962 m ü. M.) strömen jährlich Hunderttausende per Seilbahn.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Zweites Gipfelkreuz auf der Zugspitze für sicheres Fotografieren installiert
  • Verschiedene Länder ergreifen Massnahmen gegen Massentourismus durch Social Media
  • In Italien sorgen Selfie-Ampeln für geregelten Verkehr, in Iseltwald setzt man auf Eintritt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Sandra_Marschner_Praktikantin News_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Nach dem anstrengenden Aufstieg ein Selfie mit dem golden glänzenden Gipfelkreuz vor der imposanten Bergkulisse machen – damit wollen sich viele Wanderer auf der bayerischen Zugspitze belohnen. Doch das Gipfelkreuz auf Deutschlands höchstem Berg (2962 m ü. M.) ist nur über eine Leiter im Felsmassiv und einen schmalen Grat erreichbar. Knapp am Abgrund braucht es daher Schwindelfreiheit und gutes Schuhwerk, um das beliebte Fotoziel sicher zu erreichen.

Erfahrene Wanderer bringen das sicherlich mit, doch jährlich strömen auch Hunderttausende mit der Seilbahn auf die Zugspitze. Und hier liegt das Problem: Viele von denen, die sich dann gerne am Gipfelkreuz fotografieren wollen, würden aber oftmals nur Turnschuhe oder gar Flipflops tragen, sagt Laura Schaper von der Bayerischen Zugspitzbahn dem ZDF. Es sei in der Vergangenheit daher immer wieder zu gefährlichen Szenen auf dem Berggrat gekommen. 

Nun hat man eine eigene Lösung gefunden: In der Gipfelstation der Zugspitzbahn prangt seit vergangenem Donnerstag ein zweites, etwas kleineres Kreuz. Das strahlt genauso golden und steht vor einer Fotoleinwand des Bergmassivs – und auf der strahlt auch immer die Sonne am blauen Himmel. Wer seinen Besuch auf dem höchsten Berg Deutschlands mit einem besonderen Erinnerungsfoto festhalten möchte, findet hier eine risikoarme Alternative. «Damit wollen wir den Andrang oben am Gipfel etwas entzerren», betont Laura Schaper gegenüber dem ZDF.

Noch an weiteren Orten setzt man auf spezielle Massnahmen im Umgang mit Fototouristen. 

Ranger

Auch in der Schweiz werden Dörfer und malerische Berglandschaften von Fototouristen überrannt. Besonders über die sozialen Medien verbreiten sich beliebte Aussichten in Windeseile. In der Gemeinde Lauterbrunnen BE ist seit Juli 2024 daher ein Ranger im Einsatz, der aufklärt und im Ernstfall ermahnt. Auch an anderen beliebten Ausflugszielen in der Schweiz kontrollieren Ranger die Touristenströme. 

Sensoren

An einigen Orten im italienischen Trentino, zum Beispiel im Fassatal, setzt man auf Sensoren zur Zählung der Wanderer. Strömen zu viele Besucher in das Tal, wird der Wanderweg zeitweise gesperrt.

Auch Verbote helfen, den Social-Media-Tourismus in Grenzen zu halten. In der Schweiz etwa beim beliebten Glarner Fotomotiv des Muttenchopfs mit dem Limmernsee im Hintergrund. Seit Juni 2025 sind Wildcampen, Biwakieren und Drohnenflüge dort verboten.

Eintrittsgebühren

Auch Filme und Serien machen idyllische Landschaften populär und plötzlich zu überlaufenen Touristenhotspots. Wie etwa in der Gemeinde Iseltwald BE: Das Seepanorama hier diente als Kulisse für eine Liebesszene im südkoreanischen Netflix-Hit «Crash Landing on You». Die Gemeinde ächzte bald unter der enormen Besucherzahl.

Die Lösung: Wer die beliebte Aussicht einfangen will, muss fünf Franken für den Zutritt zum Schiffsteg zahlen. Das hilft nicht nur, die Touristenströme zu entzerren, sondern spült Iseltwald zudem viel Geld in die Kassen. Überdies setzt man auf Time-Slots, um die beiden Busparkplätze zu buchen. 

Selfie-Wand

Ähnlich ergeht es der österreichischen Gemeinde Hallstatt, denn diese gilt als Vorlage für das Königreich im beliebten Disney-Film «Frozen». Das kleine Bergdorf 2023 stellte als Reaktion auf die vielen Touristen eine Holzwand am See auf. Die Aussicht auf den Ort lässt sich zwar trotz «Selfie-Wand» bestaunen, die Fototouristen werden aber eingeschränkt. 

Selfie-Ampel

Pittoreske Aussichten in jeder Kurve verspricht die Hohe Salzstrasse, die die piemontesischen und französischen Alpen mit dem Mittelmeer verbindet. Die Selfie-Jäger, die bei jedem Fotospot stehen blieben, sorgten jedoch für Staus auf der schmalen Strasse.

Aus der zweispurigen Landstrasse wurde daher eine Einbahnstrasse – mit einer extra Fotospur. Ein Ampelsystem regelt dabei an den Aussichtspunkten den Verkehr und sorgt dafür, dass die Fotoenthusiasten nicht mehr zum Hindernis werden.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?