Darum gehts
- Schweizer Tourismus-Hotspots suchen Lösungen für Overtourism-Probleme
- Iseltwald BE führt Selfie-Gebühr am berühmten Steg ein
- 244'000 Franken Einnahmen durch fast 50'000 Besucher im letzten Jahr
Schweizweit ächzen ganze Regionen unter den negativen Folgen von zu vielen Touristen. Lärm, Abfall und viel Verkehr nerven die Einheimischen. Die Liste von überlaufenen Touristen-Hotspots reicht vom Glarner Klöntal, über den Aescher im Alpstein bis hin zum Oeschinensee im Berner Oberland. Überall steckt man die Köpfe zusammen und berät, wie man mit den Touristen umgehen soll.
Eine Lösung gefunden hat man in Iseltwald BE – und die ist für die Gemeinde erst noch lukrativ. Ein simples Drehkreuz haben die Verantwortlichen am Schiffsteg aufgestellt. Einen Fünfliber muss bezahlen, wer den Steg betreten und dort ein Selfie fürs Familienalbum oder die Insta-Story machen will. Dies ist vor allem bei Gästen aus dem asiatischen Raum sehr beliebt. Eine wunderbar kitschige Liebesszene im Netflix-Hit «Crash Landing on You» ist der Grund, dass plötzlich Tausende von Touristen nach Iseltwald strömen.
Steg wird zur Goldgrube
Jetzt zeigt sich: Der berühmte Steg am Brienzersee ist eine Goldgrube für die Gemeinde. Denn trotz des Eintrittspreises hält der Boom an. 100'000 Franken Einnahmen aus dem Drehkreuz hatte die Gemeinde für 2024 budgetiert. Und lag damit daneben. Denn die schweizweit einmalige Selfiegebühr spült der 400-Seelen-Gemeinde sogar satte 244'000 Franken in die Kasse, wie der «Berner Oberländer» berichtet.
Statt der erwarteten 20'000 Besucherinnen und Besucher haben sich im vergangenen Jahr fast 50'000 Touristen auf dem schmalen Steg in Pose geworfen und ein Selfie gemacht. Das dürfte die Diskussionen in anderen von Overtourismus betroffenen Regionen befeuern – und so manchen Touristiker zum Nachdenken und Nachrechnen bewegen. Vielleicht lässt sich auch andernorts mit den Touristenmassen gutes Geld machen.