«Bei der Polizeikontrolle wurde alles auseinandergenommen»
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Paar flüchtet aus Iran:«Bei der Polizeikontrolle wurde alles auseinandergenommen»

Israelischen Raketenangriff miterlebt
Zürcher Paar flüchtet auf Velo-Weltreise aus dem Iran

Mit dem Velo um die Welt: Seit Oktober 2024 sind die beiden Zürcher Natascha und David unterwegs. Zuletzt waren sie im Iran – ausgerechnet, als Israel einen Grossangriff startete. Inzwischen ist das Paar in der Türkei. Doch bis dahin war es ein langer Weg.
Publiziert: 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 14:59 Uhr
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Sind froh, endlich in Sicherheit zu sein: Die beiden Zürcher Natascha und David.
Foto: Instagram/tourdeuxnada

Darum gehts

  • Schweizer Paar flüchtet aus dem Iran nach israelischem Grossangriff
  • Natascha und David erlebten Polizeikontrollen und Flughafenattacke während ihrer Flucht
  • Drei Menschen starben bei Angriff auf Grenzübergang zur Türkei
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sie haben alles aufgegeben in der Schweiz. Zwei Velos, vier Taschen. Damit fahren Natascha (29) und David (35) um die Welt. Die Zürcher haben sich einen grossen Traum erfüllt. Raus aus dem Alltag, rein in das Abenteuer. Und so ging es im Oktober 2024 los. Die erste Route: Italien, Slowenien, über den Balkan und dann nach Griechenland. Danach ging es weiter. Türkei, Georgien und Iran. Doch der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können.

Israel startete am 13. Juni einen Grossangriff auf den Iran und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen. Als die ersten Raketen im Iran einschlagen, ist das Schweizer Paar auf der Asalem Road im Nordwesten des Landes unterwegs.

Schweizer landen direkt in Polizeikontrolle

«Von der Stimmung her hätte man sich nie denken können, was gerade passiert», sagen die Veloreisenden zu Blick. Keine Panik, keine Massenflucht. Stattdessen sassen die Menschen ruhig da und assen. Doch das hat sich inzwischen geändert. «Vor den Tankstellen haben sich lange Schlangen gebildet. Viele der Leute denken sich nun, dass ihre Grundversorgung gefährdet sein könnte – darum schaffen sich alle nochmals Benzin und Lebensmittel an.»

Die Schweizer fahren erst mal weiter. Doch drei Tage nach dem Grossangriff entscheiden sie, den Iran zu verlassen. Nicht nur mit dem Velo, sondern auch mit dem Auto. Sie können auf einem Pick-up-Truck mitfahren – und landen direkt in einer Polizeikontrolle. «Wir sehen natürlich nicht iranisch aus, daher überraschte es uns nicht, dass wir rausgenommen wurden.» Sie und ihre Sachen werden gründlich durchsucht.

Paar erlebte Angriff auf Flughafen

Nicht nur die Polizei, auch das Militär ist vor Ort. «Wir glauben, dass sie dachten, dass wir Spione seien.» Denn: Die Beamten entdecken merkwürdige Skizzen in Davids Tagebuch. «In Griechenland haben wir einen Futterspender für Hühner gebaut und dazu eine Skizze entworfen. Natürlich ist das etwas ungewöhnlich und auch nicht sofort erkennbar. Wir zeigten ein Foto, und sie mussten selbst etwas schmunzeln», so Natascha. Am Ende durften die Zürcher weiter.

Am 18. Juni gelangen sie bis in die Stadt Täbris im Nordwesten des Iran und müssen dort übernachten. «David hörte in der Nacht ein Scheppern draussen, ein Geräusch, wie er es noch nie zuvor gehört hat. Viel dabei gedacht hat er sich nicht. Am nächsten Tag erzählten uns die Einheimischen, der Flughafen in der Nähe der Stadt sei in der Nacht angegriffen worden.» Am nächsten Tag geht es gleich weiter. Mit einem Taxi gelangen sie endlich an die türkische Grenze.

«Es war emotional sehr anstrengend»

«Auf der Strecke bis zum Grenzübergang kamen uns vor allem in den letzten 50 Kilometern viele Taxis entgegen – es hatte auch dementsprechend viele Leute am Zoll.» Als Schweizer wurden sie nach vorne gelassen. Andere hatten dagegen Probleme. Die Situation verschärfte sich. «Etliche andere versuchten, teils auch mit Gewalt, sich durchzukämpfen.» Jemand erzählte ihnen auch, dass der Grenzübergang erst am Tag zuvor angegriffen worden sei. Drei Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein.

Die Schweizer sind froh, in Sicherheit zu sein. Sie sind in einem Hotel in der Türkei. «Viele der Hotels hier sind bereits voll, da so viele geflüchtet sind.» Die letzten Tage stecken dem Paar in den Knochen. Die Flucht hat sie mitgenommen. «Es war emotional sehr anstrengend, nie zu wissen, was als Nächstes passiert.» Angst, bei einem Raketenangriff getötet zu werden, hatten sie nicht unbedingt. «Die Ungewissheit war viel schlimmer.»

Wie es nun für die Abenteurer weitergeht? «Wir wissen es noch nicht genau.»


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