Darum gehts
- Polizei durchsucht Grundstücke im Fall Rebecca Reusch – neue Erkenntnisse führen zu weiteren Ermittlungen
- Der Schwager gilt als Hauptverdächtiger, die Familie glaubt an seine Unschuld
- Rebecca Reusch verschwand vor fast sieben Jahren, am 18. Februar 2019
Mit Bodensensoren, Drohnen und einem Bagger marschiert die Polizei am Montag im deutschen Lindenberg (Oder-Spree) auf. Die Beamten sind auf der Suche nach neuen Beweisen im Fall der seit fast sieben Jahren vermissten Rebecca Reusch (damals 15). Durchsucht wird das Grundstück der Grossmutter von Rebeccas Schwager. Florian R.*. (33) gilt als Hauptverdächtiger.
Am Dienstag läuft der Einsatz weiter. Wie deutsche Medien berichten, nimmt die Polizei auch ein Grundstück in der Nachbargemeinde unter die Lupe. Dabei soll es sich um einen ehemaligen Bauernhof handeln – auch dieser soll Anfang der 2000er Jahre den Grosseltern von Florian R. gehört haben, wie «Bild» schreibt.
Neue Erkenntnisse
Laut den Behörden sollen neu gewonnene Erkenntnisse der Grund dafür sein, warum die Ermittlungen im Fall Rebecca Reusch momentan wieder heisslaufen. In einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft heisst es: «Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der mittlerweile 33 Jahre alte Beschuldigte am Morgen des 18. Februar 2019 seine damals 15 Jahre alte Schwägerin getötet und deren Leiche und ihr gehörende Gegenstände – zumindest vorübergehend – auf das Grundstück seiner Grosseltern in Tauche verbracht haben könnte.» Damit ist das Grundstück im Ortsteil Lindenberg gemeint.
Seit 2019 verschwunden
Rebecca Reusch verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 aus dem Haus ihrer Schwester in Berlin. Ihr Schwager gilt als Hauptverdächtiger, da er zum Zeitpunkt ihres Verschwindens als Einziger mit ihr im Haus war. Die Familie von Rebecca Reusch glaubt bis heute an seine Unschuld.
Die Polizei tappt seit fast sieben Jahren im Dunkeln. Mehrere gross angelegte Suchaktionen nach der vermissten Teenagerin mit Wärmebildkameras brachten keine neuen Spuren ans Licht. Der Schwager von Rebecca Reusch wurde in dieser Zeit mehrmals festgenommen, aber mangels Beweisen wieder freigelassen. Auch sein Haus wurde mehrmals durchsucht.
Neue Technik kann zum Durchbruch führen
Wie genau die Behörden zu den neuen Erkenntnissen gelangt sind, die für den laufenden Polizeieinsatz sorgen, ist nicht bekannt. Bei anderen ungelösten Fällen führten neue technische Entwicklungen zu einem Durchbruch. So etwa bei einem Mordfall im Kanton Basel-Landschaft.
Im Oktober 2000 wurde ein 21-jähriger Mann tot in einem Auto in Münchenstein BL gefunden. Die Polizei konnte zwar schnell eine Verbindung zur Drogenkriminalität herstellen, der Täter konnte sich aber über 20 Jahre lang verstecken.
Die Kriminaltechnik blieb in dieser Zeit aber natürlich nicht stehen. Das Identifizieren von Personen anhand von Merkmalen wie Finger- oder Fussabdrücken sei heute deutlich genauer, erklärt der Mediensprecher der Polizei Basel-Landschaft, Marcel Wyss (53): «Die chemischen und optischen Methoden sowie die Abgleichmöglichkeiten in den digitalen Datenbanken sind heute spezifischer möglich.»
Dank solchen technischen Fortschritten gelang es der Polizei schliesslich, im Dezember 2023 einen damals 59-jährigen Schweizer festzunehmen, der in Deutschland lebte. Dieser wurde im Juli 2025 zu 13 Jahren Haft verurteilt, wie SRF berichtete.
Neue Beweise geben Aufwind
Laut Wyss können verschiedene Dinge die Ermittlung in ungelösten Fällen wieder ankurbeln. Etwa Hinweise durch Drittpersonen, Befragungen der Polizei in anderen Angelegenheiten oder auch einfach durch schieres Glück. «Möglich ist auch, dass wir aufgrund von anderen Ermittlungen auf neue Erkenntnisse in einem Fall stossen.»
Das geschah etwa im Vermisstenfall von Madeleine McCann. Das damals dreijährige britische Mädchen verschwand 2007 im portugiesischen Praia da Luz. Hauptverdächtiger ist der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter Christian B.*
Seit 18 Jahren ist der Fall ungelöst. Aufgrund mangelnder Beweise kam es nie zu einer Anklage. Im letzten Sommer konnten die Behörden aber neue Indizien sicherstellen. Die Forensiker sprachen von einem Durchbruch, wie der «Daily Mirror» berichtete.
In einem Versteck von Christian B. in Sachsen-Anhalt wurden laut der britischen Boulevardzeitung «The Sun» mehrere verdächtige Gegenstände gefunden. Darunter Waffen, eine Maske und eine Festplatte mit verdächtigen Bildern. Diese Beweise würden den Verdacht gegen Christian B. laut den Experten erheblich stärken und könnten in Zukunft zu einer Anklage führen. Aktuell ist Christian B. allerdings auf freiem Fuss – eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung hatte er bis Mitte September verbüsst.
* Name bekannt