Nach Entzug des Prinzen-Titels
So schnell werden die Windsors Andrew nicht los

Nicht nur Andrew steht am Pranger, sondern das System, das ihn jahrelang deckte. Der Eingriff von König Charles zeigt: Die britische Krone kämpft um die Glaubwürdigkeit – und um ihre Daseinsberechtigung im 21. Jahrhundert.
Publiziert: 01.11.2025 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 02:40 Uhr
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Eiszeit: Andrew (l.) wurde von König Charles III. all seiner Titel enthoben.
Foto: Francis Dias/NEWSPIX INTERNATIONAL

Darum gehts

  • König Charles III. entzieht Prinz Andrew Titel, Privilegien und Wohnrecht
  • Andrew soll Sex mit Minderjähriger gehabt haben, zahlte Millionen für Einigung
  • Andrew erhält fast 500'000 Pfund für Auszug aus 30-Zimmer-Villa
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lino SchaerenRedaktor

Ein Prinz ist gestürzt – und das Königreich atmet auf. Am Donnerstagabend entzog König Charles III. (76) seinem Bruder Andrew (65) Titel, Privilegien und das Wohnrecht in der Royal Lodge. Fortan heisst er nur noch Andrew Mountbatten Windsor. Seine Töchter, die Prinzessinnen Eugenie (35) und Beatrice (37), behalten ihren Titel.

Es ist der Höhepunkt eines jahrelangen Ringens darum, wie mit einem royalen Störenfried umzugehen ist. Auslöser waren die posthum veröffentlichten Erinnerungen «Nobody’s Girl» von Virginia Giuffre (1983–2025), die Charles nun zum Handeln zwangen.

Giuffre schreibt, wie sie als Minderjährige von Jeffrey Epstein missbraucht und an andere Männer vermittelt wurde. Andrew soll mit ihr als 17-Jährige Sex gehabt haben, was er bestreitet. 2022 einigten sich die beiden aussergerichtlich – Giuffre willigte ein, die Anschuldigungen nicht mehr öffentlich zu wiederholen, und erhielt im Gegenzug eine zweistellige Millionensumme.

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Kein Akt der Moral

Mit Giuffres Buch, veröffentlicht nur Monate nach ihrem Suizid mit 41 Jahren, holten ihn die Vorwürfe endgültig ein – das Königshaus hatte keine andere Wahl, als Andrew nach Sandringham zu verbannen, fast drei Autostunden nördlich von London. Doch das «Bruderopfer» von König Charles ist kein Akt der Moral, sondern lediglich der letzte Ausweg, um die Glaubwürdigkeit des Königshauses nicht unwiederbringlich zu beschädigen.

Noch vor zwei Wochen hatte sich Andrew bereit erklärt, freiwillig auf den Titel «Duke of York» zu verzichten. Der Zeitpunkt war alles andere als zufällig: Tags zuvor zeigten geleakte Mails, dass er jahrelang über seine Kontakte zu Epstein gelogen hatte.

Einsicht zeigte Andrew allerdings keine. Er inszenierte sich stattdessen als Wohltäter: Er opfere den Herzogstitel «im Interesse meiner Familie und des Landes», um Schaden von der Krone abzuwenden.

Der Versuch, sein Handeln als edelmütig darzustellen, empörte das Volk, wie Proteste und Umfragen zeigten. Auch Thronfolger Prinz William (43) und Prinzessin Kate (43) sollen laut britischen Medien vor Wut geschäumt haben. Dem König brachte es viel Kritik ein, dass er die Selbstinszenierung Andrews als ehrenhafter Retter des Ansehens seiner Familie zuliess. Erst dann liess Charles offenbar prüfen, wie er seinen Bruder als Prinz entthronen kann, ohne Gesetze zu verletzen.

Andrew wird königlich entlohnt

Für seinen Auszug aus der 30-Zimmer-Villa «Royal Lodge» in Windsor erhält Andrew laut Medienberichten fast eine halbe Million Pfund. Charles erstatte ihm zudem persönlich die Kosten seiner neuen Unterkunft.

Die Entscheidung, Andrew das königliche Gut Sandringham in Norfolk zuzuweisen, ist nicht ohne Ironie: Dort feiern die Royals jeweils Weihnachten. Und ebenfalls dort empfing er noch 2010 den damals bereits als Sexualstraftäter verurteilten Jeffrey Epstein.

Nicht nur deshalb wird es König Charles auch in Zukunft schwerfallen, nicht mehr mit Andrew in Verbindung gebracht zu werden. Dafür verliess sich der Palast viel zu lange auf das royale Standardrezept: Schweigen und Aussitzen. Doch um Andrew, der weiterhin an achter Stelle der Thronfolge steht, wird es auch weiterhin nicht ruhig werden.

Nach den jetzt veröffentlichten peinlichen Mails dürfte bald noch einiges mehr über seine Beziehung zu Epstein ans Licht kommen: Ein US-Kongressausschuss will Andrew als Zeugen laden.

Auch Andrews dubiose Geschäfte sorgen weiter für Schlagzeilen – etwa Verbindungen zu einem mutmasslichen chinesischen Spion oder der überteuerte Verkauf seines früheren Landsitzes an einen Investor aus Kasachstan 2007. Die Immobilie hatte Andrew von Königin Elizabeth II. (1926–2022) zur Hochzeit mit Sarah «Fergie» Ferguson (66) geschenkt bekommen.

Auch «Fergie» ist ein Problem

Ferguson ist zwar seit 1996 von Andrew geschieden, lebt aber bis heute in der Royal Lodge mit ihm zusammen. Es war auch «Fergie», die als Einzige immer unerschütterlich zu Andrew hielt – bis jetzt.

Sarah Ferguson wird nicht mit nach Sandringham ziehen, wie der Palast diese Woche mitteilte, sondern sich selber um eine Unterkunft bemühen. Die Nachricht wurde veröffentlicht, nachdem auch Mails aufgetaucht sind, die eine Nähe von Andrews Ex-Frau zu Epstein belegen – nach dessen Verurteilung wegen Sexualstraftaten.

Ob die Krone mit der spätestens zum Jahresende vorgesehenen räumlichen Trennung von «Fergie» und Andrew zumindest dieses Problem losgeworden ist? Das ist nicht sicher: Noch besteht die Besorgnis, dass «Fergie» plötzlich mit einer Enthüllungsbiografie um die Ecke kommt. Oder dass sie, wie bereits in der Vergangenheit, bei Talkmasterin Oprah Winfrey, freimütig über ihr royales Leben plaudert …

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