Darum gehts
- Prinz Andrew verliert Titel und Residenz wegen des Epstein-Skandals
- Unklarheit über das Wissen der Königsfamilie – und späte Konsequenzen
- Andrew bleibt trotz Titelentzug Achter in der Thronfolge
Dem Ex-Prinzen Andrew wurde nicht nur sein royaler Titel entzogen, er wurde auch noch aus seiner 30-Zimmer-Residenz in Windsor Castle geworfen.
Seit der Veröffentlichung der Memoiren von Virginia Guiffre (†41) überschlagen sich die Schlagzeilen über das Königshaus. Denn in «Nobody’s Girl», das nach Guiffres Tod veröffentlicht wurde, spricht die Australierin detailliert über angebliche sexuelle Übergriffe durch Andrew (65), als sie noch im Teenageralter war. Guiffre starb mit 41 durch Suizid.
Noch drastischere Konsequenzen gegen Andrew
König Charles III. hat seinem Bruder den Adelstitel aberkannt. Dieser soll nun den Namen Andrew Mountbatten Windsor tragen. Doch damit nicht genug. Andrew wurde auch aus seinem Heim verbannt und darf nicht einmal mehr Weihnachten mit der Familie verbringen.
Er behauptet weiterhin, dass er sich nichts zuschulden kommen lassen habe. Kritische Stimmen bemängeln, dass die Königsfamilie und auch die britische Regierung nicht schnell genug mit Sanktionen gegen ihn reagiert hätten.
Die drei wichtigsten ungeklärten Fragen
Bei all den Enthüllungen über Prinz Andrew in den letzten Wochen bleibt dennoch vieles ungeklärt. Blick fasst die drei wichtigsten unbeantworteten Fragen zusammen.
Seit wann wusste die Königsfamilie Bescheid?
Es ist unklar, ob und was etwa Charles III. oder andere Mitglieder der Royal Family gewusst haben, lange bevor die Missbrauchsanschuldigungen gegenüber Prinz Andrew öffentlich wurden. Wer wusste womöglich schon zuvor von seiner Freundschaft mit dem Sexualstraftäter Epstein und schwieg? Wem war klar, was der regelmässige Kontakt zu Epstein bedeuten konnte?
Das berüchtigte BBC-Interview, das im Buckingham Palace aufgezeichnet wurde und in dem Andrew sich um Kopf und Kragen redet, erschien 2019. Es ist jedoch möglich, dass seine Angestellten oder andere Mitglieder des Haushalts es mitbekommen haben könnten, als er damals mit Epstein Kontakt pflegte. Schliesslich ist dokumentiert, dass Andrew Epstein auf seinen Anwesen besucht hat.
Die britische Königsfamilie hat sich zu dieser Frage bisher noch nicht geäussert.
Warum wurde Andrew der Titel erst jetzt aberkannt?
Andrew hat sich bereits 2019 von seinen royalen Aufgaben zurückgezogen. Auch die Militärtitel hat er schon damals durch den Beschluss der 2022 verstorbenen Königin Elisabeth II. verloren. Doch es scheint, als würde erst der Aufruhr, der in den letzten Monaten wieder um Jeffrey Epstein und somit auch um Andrew entfacht ist, dafür sorgen, dass weitere Konsequenzen gezogen werden. Sechs Jahre nachdem der Skandal öffentlich bekannt wurde. Es ist unklar, warum die Königsfamilie so lange damit warten wollte.
Am 17. Oktober wurde verkündet, dass Andrew seinen Titel «Herzog von York» nicht mehr benutzen würde – nur wenige Tage bevor Guiffres Memoiren erschienen. Andrew gab an, dass die Entscheidung getroffen wurde, weil die «fortwährenden Anschuldigungen» von den Verdiensten der Familie ablenkten.
Da gab es jedoch nur den Beschluss, dass er den Titel nicht mehr gebrauchen würde; offiziell hatte er ihn weiterhin inne. Am Dienstag nun die Wendung: Andrew verliert seine Adelstitel jetzt auch formell.
Ist er noch in weitere Skandale verwickelt?
Es kursieren auch Spekulationen über Andrews Geschäftsbeziehungen mit China und seinen Kontakt zu einem angeblichen chinesischen Spion. Gerichtsdokumente offenbarten, dass Andrew eine enge Beziehung zu Yang Tengbo (51) pflegt. Der chinesische Unternehmer soll als Spion im Vereinigten Königreich gewesen sein.
In einer gerichtlichen Anhörung kam heraus, dass Yang die Berechtigung erhalten hatte, in Andrews Namen in Geschäftsmeetings mit chinesischen Investoren zu sprechen. Ausserdem soll er 2020 zu Andrews 60. Geburtstag geladen gewesen sein. Andrew wird aufgrund dieser Anschuldigungen mitunter als nationales Sicherheitsrisiko angesehen, wie «The Telegraph» berichtet.
Neue Dokumente, die dieses Jahr veröffentlicht wurden, zeigen zudem, dass Andrew jedes Jahr eine Geburtstagskarte an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping (72) sendet, wie BBC berichtet.