Darum gehts
- Trump und Musk: Vom Bündnis zur Feindschaft. Silicon Valley unter Druck
- Tech-Milliardäre huldigten Trump, ernteten trotzdem harte Gegenmassnahmen
- Zuckerberg zahlte 25 Millionen Dollar für Sperrung von Trumps Konten
Es war wie in einem Buddy-Movie aus Hollywood: Der kapitalistische Freigeist Elon Musk (53) und Donald Trump (78), der Präsident mit dem Gespür für Deals und Drama, taten sich zusammen – gegen das Establishment. Doch was mit Schulterklopfen begann, endete im offenen Schlagabtausch.
Trump und Musk prügeln auf ihren sozialen Plattformen X und Truth Social aufeinander ein, überziehen einander mit Beleidigungen – wie Kinder, die um ein Spielzeug kämpfen. Ihr Rosenkrieg hätte hohen Unterhaltungswert, wären die Protagonisten nicht der reichste und der mächtigste Mann der Welt.
Epstein-Post gelöscht
Der Streit eskalierte rasant: Tesla- und SpaceX-Gründer Musk forderte Trumps Amtsenthebung, kündigte die Gründung einer eigenen politischen Partei an und behauptete sogar, Trumps Name sei in den unter Verschluss gehaltenen Epstein-Akten zu finden. Am Samstag löschte Musk seine Posts mit den Missbrauchsunterstellungen.
Trump zweifelte an Musks Geisteszustand, nannte ihn «verrückt», warf ihm gemäss «New York Times» Drogenmissbrauch vor und drohte, seine Firmen zu zerschlagen, indem er Staatsaufträge für das Raumfahrtunternehmen SpaceX oder Subventionen für den Autobauer Tesla streiche.
Die Bromance im Oval Office, die Romanze der Brüder im Geiste, zerbrach offenbar wegen Musks Kritik an Trumps «Big Beautiful Bill». Das gigantische Steuer- und Ausgabenpaket, Trumps wichtigstes Gesetzesprojekt, ist aktuell im Senat hängig. Der Präsident sah sich durch die Kritik seines Buddys verraten, die Schlammschlacht erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt.
Viele Beobachter hatte dieses Zerwürfnis lange prophezeit: Wenn sich zwei derart überdimensionale Egos begegnen, ist ein entsprechend grosser Crash zu erwarten.
Tech-Milliardäre huldigen dem Präsidenten
Das Zerwürfnis zwischen Trump und Musk mag einzigartig wirken, verdeutlicht aber das fragile Bündnis zwischen Politik- und Tech-Elite in den USA. Während das Silicon Valley Deregulierung und Innovation verlangt, setzt das Trump-Lager auf Protektionismus und nationale Abschottung.
Tech-Riesen wie Meta, Google oder Amazon bekamen das in den letzten Monaten deutlich zu spüren. Zunächst versuchten sie noch, Trump mit Schmeicheleien milde zu stimmen: Unvergessen, wie Mark Zuckerberg (41, Meta), Tim Cook (64, Apple), Sundar Pichai (52, Google), Jeff Bezos (61, Amazon), Elon Musk und Sam Altman (40, OpenAI) bei Trumps Amtseinführung in der ersten Reihe sassen – gleich neben dessen künftigen Ministern.
Die Chefs der grossen Tech-Konzerne hatten zuvor je eine Million Dollar für die Feier gespendet und Antrittsbesuche in Trumps Privatresidenz Mar-a-Lago absolviert. Was Tech-Milliardäre, die politisch wenig mit Trump gemein hatten, plötzlich so freigiebig gemacht hatte, bleibt unklar. Der abtretende Präsident Joe Biden (82) hatte noch vor der Macht einer US-Oligarchie gewarnt.
Gnade von Trump: Fehlanzeige
Auch juristisch setzte Trump seinen Willen durch: Zuckerberg zahlte im Januar 25 Millionen Dollar, weil 2021 Trumps Facebook- und Instagram-Accounts gesperrt worden waren. Selbst Musk, der den Wahlkampf seines Milliardärskollegen mit rund 300 Millionen Dollar unterstützt hatte, blieb nicht verschont – X überwies an Trump 10 Millionen für dasselbe «Vergehen».
Zuckerberg passte sich auch inhaltlich an die neuen Machtverhältnisse an, lockerte Regeln auf Facebook und schaffte Faktenchecks in den USA ab. Amazon und weitere Konzerne entfernten Hinweise auf ihre Diversität von den Websites.
Doch all der Gehorsam hat ihnen nichts gebracht. Trump geht mit aller Härte gegen die Internetriesen vor. Kartellrechtlich argumentiert er mit dem Vorwand gefährlicher Monopolstellungen. Schon während seiner ersten Amtszeit wuchs in Washington der Widerstand gegen die Tech-Giganten – aus Angst, sie könnten zu mächtig werden. 2020 klagte die Trump unterstellte US-Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) gegen Meta, um Instagram und Whatsapp von Zuckerbergs Imperium abzuspalten – sein Nachfolger Biden hielt daran fest. Nach Trumps zweitem Wahlsieg versuchte Zuckerberg laut US-Medien persönlich, den Präsidenten im Oval Office zu beeinflussen, damit er die FTC stoppt – vergeblich. Der Prozess gegen Meta läuft seit April.
Weitere Konzerne wie Google und Apple stehen ebenfalls unter Druck. Trumps Team wirft ihnen die Unterdrückung konservativer Stimmen vor und fordert strukturelle Reformen, etwa die Einsetzung Trump-freundlicher Führungskräfte. Auch gegen sie laufen kartellrechtliche Verfahren.
Apple soll in den USA produzieren
Der Apple-Konzern muss sich zudem mit der Forderung auseinandersetzen, seine iPhones komplett in den USA zu fertigen. Anfang Juni drohte Trump mit einem 25-Prozent-Zoll auf iPhones, die jenseits der Grenzen hergestellt werden. Apple versucht, durch Verlagerung der Produktion von China nach Indien gegenzusteuern. Doch das Weisse Haus bleibt hart: Trump hat seine Strafzoll-Drohung erneuert.
Gemäss der Einschätzung von Wirtschaftsanalysten müssten iPhones bei Verlegung der gesamten Produktion in die USA künftig rund 3500 statt 1000 Dollar kosten.
Schon nach vier Monaten Trump 2.0 ist dem Silicon Valley klar: Die nächsten Jahre werden hart. Cook, Zuckerberg, Bezos und Co. suchten die Annäherung – Donald Trump die offene Konfrontation. Ihre Charmeoffensive hat der Tech-Elite nichts eingetragen ausser weiteren Niederlagen.
Heute wissen die reichsten Menschen der Welt: Trump spielt nur nach seinen eigenen Regeln.