Russland meldet weiteren Gefangenenaustausch mit der Ukraine
Russland und die Ukraine haben nach Angaben aus Moskau ein weiteres Mal Kriegsgefangene ausgetauscht. Jede Seite habe 103 Gefangene übergeben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. «Alle russischen Soldaten befinden sich derzeit auf dem Gebiet der Republik Belarus, wo ihnen die nötige psychologische und medizinische Hilfe gewährt und zudem ermöglicht wird, mit ihren Angehörigen Kontakt aufzunehmen», heisst es in der Mitteilung. Die Soldaten würden in Kürze nach Russland zurückkehren. Später bestätigte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski den Austausch.
Wechselnde Erfolge bei Kämpfen um Kursk
Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrem Vorstoss in die westrussische Region Kursk neue Gebietsgewinne erzielt, aber auch Gebiete bei russischen Gegenangriffen verloren. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State berichtete, eroberten die ukrainischen Einheiten drei weitere Siedlungen.
Russische Gegenangriffe wiederum drängten demnach die ukrainischen Truppen in der Umgebung der Ortschaft Snagost zurück. Auf einer bei Deep State veröffentlichten Karte ist ein tiefer Einbruch in die ukrainischen Verteidigungslinien zu erkennen. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Anfang August waren ukrainische Truppen ins russische Grenzgebiet bei Kursk eingedrungen und brachten nach eigenen Angaben rund 1.300 Quadratkilometer und etwa 100 Ortschaften, darunter die Kleinstadt Sudscha, unter ihre Kontrolle.
Beobachter gehen von geringeren Geländegewinnen aus. In dieser Woche hat das russische Militär den ersten ernsthaften Versuch zur Vertreibung der ukrainischen Truppen unternommen.
Moskau attackiert Ukraine nachts landesweit mit Drohnen
Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut grossflächig mit Drohnen angegriffen. Insgesamt seien etwa 70 der unbemannten Flugobjekte gestartet worden, schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski auf seinem Telegramkanal. Demnach waren Objekte in den Gebieten Tscherkassy, Schytomyr, Winnyzja, Odessa, Sumy, Dnipropetrowsk, Poltawa, Cherson, Charkiw, Donezk, aber auch rund um die Hauptstadt Kiew Ziel der Attacken. Die Mehrzahl der Angriffe sei abgewehrt worden, teilte er mit – forderte allerdings zugleich erneut eine weitere Stärkung der Flugabwehr.
Die ukrainische Luftwaffe selbst meldete den Abschuss von 72 der insgesamt 76 gestarteten Drohnen. Über die Folgen des Angriffs machte die Luftwaffe keine Angaben.
Es gingen mehrere Trümmerteile nieder
Grössere Schäden wurden vor allem aus der Schwarzmeerregion Odessa gemeldet. In einem Vorort der Gebietshauptstadt seien durch Drohnentrümmer mehrere Gebäude, darunter auch ein Wohnhaus beschädigt worden, schrieb Militärgouverneur Oleh Kiper auf Telegram. Im Landkreis Ismajil, über den die Ukraine Teile ihres Getreides verschifft, wurden demnach Lagergebäude getroffen.
Auch in Kiew gingen Behördenangaben zufolge mehrere Trümmerteile nieder. Getroffen worden sei ein städtisches Unternehmen, ein Brand sei aber nicht ausgebrochen, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko.
Russland verlagert Angriffsrichtung nach Süden
Die schweren Kämpfe im Osten des Landes halten nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter an. Es habe 115 Gefechte gegeben, teilte der Generalstab in Kiew am Freitag in seinem abendlichen Lagebericht mit. «Am heissesten war heute die Lage in Richtung Kurachowe, daneben war der Feind auch in Richtung Lyman und Pokrowsk aktiv», heisst es. Im Raum Kurachowe hätten die ukrainischen Verteidiger bislang 30 Angriffe abgewehrt, fünf weitere liefen noch.
Kurachowe ist eine Kleinstadt südlich von Pokrowsk. Lange Zeit galt Pokrowsk als die Hauptangriffsrichtung der russischen Truppen. Zuletzt konnten die Russen in dem Raum allerdings nur noch wenig Geländegewinne erzielen. Stattdessen verbreiterten sie ihre Angriffsachse Richtung Süden.
Nahe Kurachowe versuchen sie nun die Bergarbeiterstadt Hirnyk einzunehmen, um ukrainische Kräfte so entweder einzuschliessen oder zur Aufgabe ihrer Stellungen zu zwingen. Der russische Militärblog Dwa Majora schreibt von grösseren Fortschritten in der Region für das Moskauer Militär.
Deutsche Luftwaffe fängt zwei russische Flugzeuge über der Ostsee ab
Flugzeuge der deutschen Bundeswehr haben am Freitag über der Ostsee zwei russische Flugzeuge abgefangen, wie die deutsche Luftwaffe auf X bekannt gab. Den Angaben zufolge stiegen sowohl die deutsche Alarmrotte im nordöstlichen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern als auch Kampfjets aus der lettischen Stadt Lielvarde auf. Eine der russischen Maschinen soll ohne Flugplan und Transponder unterwegs gewesen sein.
Die deutschen Piloten trafen auf eine Maschine des Typs TU-142 – dabei handelt es sich um einen Seefernaufklärer und U-Boot-Jäger –, die mit Kampfflugzeug-Eskorte unterwegs war. Die deutschen Kampfjets hätten ihn über der Ostsee begleitet, hiess es weiter.
Selenski zu Kämpfen in Kursk: «Unsere Militärs halten sich heldenhaft»
Russische Truppen konnten bei Rückeroberungsversuchen im Gebiet Kursk nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (46) bisher kaum Fortschritte erzielen. «Sie wollten dort schnell durchbrechen. [...] Ernsthafte Erfolge sehen wir bislang nicht», sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Moskau beabsichtige, 60'000 bis 70'000 Soldaten an dem Abschnitt einzusetzen. Aktuell seien dort etwa 40'000 konzentriert. «Unsere Militärs halten sich heldenhaft und tun alles Notwendige, was für unsere anderen militärisch-politischen Schritte nötig ist», sagte Selenski, ohne in Details zu gehen.
«Das hier ist kein Spiel»: Jetzt droht auch Uno-Botschafter Nebensja
Unter Verweis auf seine Atomwaffen warnt Russland die Vereinigten Staaten und die Nato vor einem möglichen ukrainischen Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief in russischem Territorium. «Das hier ist kein Spiel. Tatsache ist, dass die Nato direkt an Feindseligkeiten gegen eine Atommacht beteiligt sein wird. Ich denke, Sie sollten das nicht vergessen und über die Konsequenzen nachdenken», sagte der russische Uno-Botschafter Wassili Nebensja (62) im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
«Das Nato-Militär wird Raketensysteme programmieren. Wir sprechen hier nicht davon, Kiew Langstreckenangriffe auf Russland zu erlauben, sondern vielmehr davon, eine Entscheidung für direkte Angriffe aus dem Westen zu treffen», so der Diplomat. Die Nato würde direkte Kriegspartei. Ähnlich hatte sich zuvor Russlands Präsident Wladimir Putin (71) geäussert, dabei aber nicht auf das Arsenal an Atomwaffen verwiesen.
«Ich habe nie gesagt, und wir würden auch nie sagen, dass wir die Drohungen von Herrn Putin nicht ernst nehmen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus, John Kirby (61). Dass Putin mit Atomwaffen drohe, nehme man ernst. Putin habe bewiesen, dass er zu Eskalation und Aggression fähig sei. «Wir nehmen diese Äusserungen also ernst, aber das ist nichts, was wir nicht schon einmal gehört hätten. Wir nehmen sie also zur Kenntnis.»
Rumänien äussert sich zu russischem Beschuss von Getreideschiff
Eine russische Rakete trifft in internationalen Gewässern im Schwarzen Meer ein aus der Ukraine kommendes Frachtschiff. Das Nachbarland Rumänien und die Nato machen Moskau schwere Vorwürfe.
Die Nato und Rumänien haben den russischen Beschuss eines aus der Ukraine kommenden Handelsschiffs im Schwarzen Meer scharf verurteilt. Für solche Attacken gebe es keine Rechtfertigung, teilte eine Nato-Sprecherin mit. Der Angriff zeige einmal mehr den rücksichtslosen Charakter des russischen Angriffskriegs. Das rumänische Aussenministerium sprach von einer «noch nie dagewesenen Eskalation». Es handle sich um einen «schweren Verstoss gegen internationales humanitäres Recht».
Der Frachter «Aya» sollte Weizen aus der Ukraine nach Ägypten transportieren und befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs in internationalen Gewässern. Russland gefährde «durch das systematische Bombardement der ukrainischen Infrastruktur und der Schiffe, die Getreide transportieren» zudem die Sicherheit der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln, erklärte das Ministerium in Bukarest weiter.
Russischer Ex-Aussenminister traut Putin Angriff auf Nato-Staaten zu
Der ehemalige russische Aussenminister Andrei Kosyrew (73) hat eine dringliche Warnung an den Westen gerichtet. «Wenn er in der Ukraine belohnt wird, wird Putin, überzeugt von der Ohnmacht und Feigheit der Nato, die baltischen Nato-Staaten angreifen, lange bevor er irgendwelche Garantien von der Nato erhalten könnte», schreibt Kosyrew, der von 1990 bis 1996 im Amt war, auf X. «Putins Ziel ist nicht ein Teil oder gar das Ganze, sondern die Demütigung und Diskreditierung der USA und der Nato», so der dem Westen freundlich gesinnte Ex-Politiker.
Selenski: Westen hat «Angst» vor Raketen-Gesprächen
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46) hat dem Westen vorgeworfen, er habe «Angst», über Hilfe für die Ukraine beim Abschuss von russischen Raketen zu sprechen. «Wenn die Verbündeten gemeinsam Raketen und Drohnen in den Gebieten im Nahen Osten abschiessen, warum gibt es immer noch keine ähnliche Entscheidung, zusammen russische Raketen und (iranische) Schaheds am Himmel der Ukraine abzuschiessen?", sagte Selenski am Freitag bei einer Konferenz in Kiew. «Sie haben Angst, auch nur zu sagen: 'Wir arbeiten daran'.»
«Und dies geschieht nicht einmal dann, wenn Raketen und Drohnen buchstäblich auf das Territorium unserer Nachbarn zusteuern», sagte der ukrainische Staatschef. Dies sei «beschämend für die demokratische Welt».
Russe soll Terroranschlag auf Schwarzmeerflotten-Kommandanten geplant haben
Ein Gericht hat einen russischen Einwohner (40) von Sewastopol auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim zu 16 Jahren Haft verurteilt. Er soll auf Anweisung des Sicherheitsdienstes der Ukraine einen Terroranschlag gegen Vertreter des Führungsstabs der Schwarzmeerflotte vorbereitet haben. Das teilte der Pressedienst des russischen Geheimdienstes FSB laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mit.
Der Russe soll einen Vertreter des Kommandostabs der Schwarzmeerflotte und dessen Auto überwacht haben und einen Terroranschlag gegen den Beamten vorbereitet haben. Den Angaben zufolge erhielt der Mann vom ukrainischen Geheimdienst ein Paket, das zwei selbstgebaute Sprengsätze enthielt. Er sollte das Paket unter das Auto des Beamten legen und es aus der Ferne zünden. Er muss neben der Haftstrafe auch eine Geldstrafe in Höhe von 300'000 Rubel (2770 Franken) zahlen.