Kauf von US-Raketenwerfern?
Deutschland will Ziele in Russland treffen können

Bei einem Besuch in Washington hat der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius weitere Waffenanschaffungen aus den USA angekündigt. Konkret geht es um Typhon-Systeme. Damit können Raketen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern abgeschossen werden.
Publiziert: 05:19 Uhr
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Aktualisiert: 08:27 Uhr
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«Abschreckungsfähigkeit deutlich steigern»: Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (l.), hier mit seinem US-Kollegen Pete Hegseth.
Foto: IMAGO/Anadolu Agency

Darum gehts

  • Deutschland plant Kauf von Typhon-Raketenwerfern aus den USA
  • System ermöglicht Abfeuern von Raketen mit 2000 Kilometern Reichweite
  • Anfrage wohlwollend zur Kenntnis genommen, USA prüfen Lieferung
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US-Präsident Donald Trump (79) hat Deutschlands Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz (69) da, wo er sie haben wollte. Kaum war der Kauf von zwei Patriot-Luftverteidigungssystemen für die Ukraine bekannt, zeichnet sich schon die nächste Grossanschaffung bei den US-Waffenschmieden ab: Wie Verteidigungsminister Boris Pistorius (65) am Montag bei einem Besuch in Washington erklärte, will Deutschland weitreichende Raketenwerfer vom Typ «Typhon» von den USA anschaffen.

Mit dem Typhon-System könnte Deutschland etwa Tomahawk-Raketen abfeuern und damit auch Ziele in Russland treffen. Tomahawks haben eine Reichweite von rund 2000 Kilometern – auch Moskau liegt innerhalb dieses Radius. «Deutschland kann also damit seine eigene Verteidigungsfähigkeit deutlich steigern, auch seine Abschreckungsfähigkeit deutlich steigern, aber eben auch die Europas», sagte Pistorius nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Pete Hegseth (45).

Löst Trump Versprechen von Biden ein?

Über solche Waffen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern verfügt die Bundeswehr bisher nicht. Entsprechende europäische Systeme sind noch in der Entwicklung und nach Angaben von Pistorius frühestens in sieben bis zehn Jahren verfügbar. Pistorius will die Typhon-Raktenwerfer für die Übergangszeit kaufen.

Da auch die Anschaffung der Typhon-Raketenwerfer erst in einigen Jahren erfolgen dürfte, hofft Pistorius darauf, dass die USA sich ab 2026 selbst mit Mittelstreckenwaffen in Deutschland in Stellung bringen – wie vom ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden (82) in Aussicht gestellt. Ob sich Trump daran hält? Pistorius: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass es bei der Ankündigung vom Washingtoner Jubiläums-Gipfel letztes Jahr bleibt.» Die Trump-Regierung hat bisher nichts bestätigt.

Eine Entscheidung über die Beschaffung der Typhon-Raketenwerfer ist noch nicht gefallen. Pistorius hat mit der Ansage aber das Verfahren eingeleitet und offiziell sein Interesse an einem Kauf bekundet. Hegseth habe die Anfrage wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius. Die USA prüfen nun, ob sie bereit sind, die Systeme zu liefern.

In der SPD hochumstritten

Im vergangenen Jahr stationierten die USA bereits Typhon-Raketenwerfer in den Philippinen. Der Inselstaat zog damit den Zorn Chinas auf sich. Peking kritisierte in der Folge die offensiven Eigenschaften des Systems und warnte vor einem Wettrüsten.

In der Partei des deutschen Verteidigungsministers Pistorius, der SPD, ist die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland hochumstritten. Zuletzt wurde sie in dem sogenannten «Manifest» zur Aussenpolitik von Politikern des linken Flügels kritisiert, darunter der Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich (66). Auch die Anschaffung eigener Mittelstreckenwaffen dürfte in diesem Teil der Partei auf Widerstand stossen.

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