Iran-Gespräche in Genf
Europäer ringen um letzte Chance vor Nahost-Eskalation

Der Krieg zwischen Israel und dem Iran dauert weiter an. In Genf bemühen sich die Europäer am Freitag um Vermittlung. Es könnte die letzte Chance sein, eine bedeutende Eskalation zu verhindern.
Publiziert: 07:30 Uhr
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Aktualisiert: 08:07 Uhr
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Am Freitag kommt es in Genf zu Gesprächen zwischen europäischen Aussenministern und dem Iran. (Bild: Sohn des verstorbenen iranischen Schahs Mohamad-Reza Pahlavi mit einer iranischen Flagge vor dem europäischen Hauptquartier)
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Europäische Aussenminister treffen iranischen Kollegen in Genf zur Deeskalation
  • Trump erwägt US-Kriegseintritt, Israel und Iran setzen Angriffe fort
  • Netanyahu: Israel kann alle iranischen Atomanlagen erreichen, traf 50 Prozent der Abschussrampen
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Während der Krieg zwischen Israel und Iran in die zweite Woche geht, wollen sich drei europäische Aussenminister heute bei einem Treffen mit ihrem iranischen Kollegen in Genf um Deeskalation bemühen. Ein Ziel von Johann Wadephul (62, Deutschland), Jean-Noël Barrot (42, Frankreich) und David Lammy (52, Grossbritannien) ist es, den Iran zum Einlenken bei seinem Atomprogramm zu bewegen und von Kernwaffen fernzuhalten.

Auch die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas (48) will an dem Treffen teilnehmen. Bei den Europäern dürfte die Hoffnung mitschwingen, US-Präsident Donald Trump (79) davon abzubringen, dass die Vereinigten Staaten an der Seite Israels mit eigenen Angriffen in den Krieg gegen Iran eingreifen.

Trump: Entscheidung über Kriegseintritt innerhalb von zwei Wochen

Trump hatte seine Sprecherin Karoline Leavitt erklären lassen, er wolle innerhalb der nächsten zwei Wochen darüber entscheiden, ob die USA als wichtigster Verbündeter Israels in den Krieg gegen den Iran eingreifen werden. Dies geschehe vor dem Hintergrund, dass es eine «beträchtliche Chance» für Verhandlungen gebe, die in naher Zukunft mit dem Iran stattfinden könnten, sagte er am Vortag der geplanten Verhandlungen in Genf.

Unterdessen setzen Israel und der Iran ihre gegenseitigen Attacken fort. Die israelische Luftabwehr wehrte in der Nacht wiederholte Drohnenangriffe aus dem Iran ab. Am frühen Morgen meldete das Militär zudem einen weiteren Raketenangriff des Erzfeindes, im Süden Israels heulten die Warnsirenen. Kurz darauf teilte die Armee mit, dass die Bevölkerung die Schutzräume wieder verlassen könne. Die Such- und Rettungskräfte seien an einem Ort im Einsatz, wo ein Geschoss niedergegangen sein soll, hiess es.

Aussenminister der USA und Grossbritanniens beraten sich

Unmittelbar vor den heutigen europäischen Verhandlungen mit dem Iran in der Schweiz tauschte sich der britische Aussenminister Lammy in Washington noch mit seinem US-Kollegen Marco Rubio aus. Die beiden Aussenminister seien sich darin einig gewesen, dass der Iran niemals Atomwaffen haben dürfe, teilte eine Sprecherin des US-Aussenministeriums mit. Ausserdem gab es laut US-Aussenministerium ein Telefonat zwischen Rubio und dem französischen Aussenminister Barrot.

Israel habe die notwendigen Fähigkeiten, um alle Atomanlagen im Iran zu erreichen, antwortete Netanyahu dem israelischen TV-Sender Kan auf die Frage, ob ein erfolgreicher Angriff auf die wichtige unterirdische Atomanlage Fordo auch ohne Hilfe der USA möglich wäre. Viele Experten sind dagegen der Auffassung, dass Israel auf die Unterstützung des US-Verbündeten angewiesen wäre, um dem Fordo-Komplex einen vernichtenden Schlag zu versetzen.

Unter den westlichen Staaten verfügen nach allem, was bekannt ist, nur die USA mit ihren sogenannten Bunkerbrecher-Bomben über ausreichend schlagkräftige Waffen, um die tief in einem Berg gelegene Anlage zur Urananreicherung zu zerstören.

Iran rechnete mit Krieg

Der deutsche Aussenminister Wadephul hatte am Wochenende für eine konzertierte Aktion der Europäer mit arabischen Nachbarstaaten des Irans geworben, die zur Deeskalation führen soll. Unter anderem verlangte er, Teheran müsse sich zum Atomwaffensperrvertrag bekennen und eindeutig Abstand von einer nuklearen Bewaffnung und einem Programm zur Entwicklung ballistischer Raketen nehmen, die Israel und Europa bedrohen könnten. 

Nach Aussagen eines Ex-Kommandanten der mächtigen Revolutionsgarden, der Elitestreitmacht im Iran, hatte die Staatsführung in Teheran bereits im März mit einem Krieg gerechnet. In Erwartung dessen sei vor dem Grossangriff des Erzfeindes Israel hochangereichertes Uran in Sicherheit gebracht worden. «Wir haben vorher alle Materialien weggeschafft», sagte der frühere Kommandant und Generalmajor Mohsen Resai in einem TV-Interview.

Deutschland, Frankreich und Grossbritannien verhandeln seit Jahren mit dem Iran im sogenannten E3-Format über dessen Atomprogramm. Trump rief den Iran in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Verhandlungen über ein Ende der Urananreicherung auf. Es gab Gesprächsrunden von iranischen und amerikanischen Unterhändlern in Oman und in Rom.

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