Von Öl bis Kaviar
Der Iran sitzt auf gigantischen Reichtümern

Die iranische Wirtschaft ist ein Paradebeispiel für ein Land, das sein enormes Potenzial nicht ausnutzt. Der Krieg mit Israel kommt zur Unzeit – denn die Wirtschaft ist nach sieben Jahren US-Sanktionen am Boden. Da helfen auch die gigantischen Bodenschätze nicht mehr.
Publiziert: 19.06.2025 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2025 um 21:40 Uhr
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Ali Chamenei ist seit 1989 oberster Führer des Irans.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Darum gehts

  • Irans Wirtschaft leidet unter Sanktionen und Konflikten mit dem Westen
  • Riesige Öl- und Gasreserven bleiben aufgrund fehlender Infrastruktur ungenutzt
  • Iranische Autoproduktion sank von 1,5 Millionen auf etwa 1 Million Fahrzeuge jährlich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Irans Wirtschaft gleicht einem Trümmerhaufen. Und der Krieg mit Israel dürfte die Lage für die Menschen weiter verschlimmern. Denn die letzten Wirtschaftszahlen unmittelbar vor der Eskalation waren verheerend: 38,7 Prozent betrug die Inflation im Mai – nur wenige Länder wie Simbabwe oder Venezuela haben eine noch höhere Teuerungsrate. Die Landeswährung Rial hat in einem Jahr fast die Hälfte ihres Werts verloren. Die Jugendarbeitslosigkeit ist riesig. Und die reale Wirtschaftsleistung des Landes dürfte laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Jahr 2025 nur um 0,3 Prozent wachsen – ein klares Zeichen für die wirtschaftliche Stagnation.

Dabei verstecken sich unter den Wüsten, Bergen und Hochebenen des Landes gigantische Reichtümer. Der Iran verfügt über die viertgrössten Ölreserven und das zweitgrösste Erdgasvorkommen der Welt. Öl und Gas machen bis zu 25 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Doch das Mullah-Regime kann das enorme Potenzial längst nicht mehr ausschöpfen. Einst produzierte das Land über sechs Millionen Barrel Öl pro Tag – heute sind es laut Reuters noch rund 3,3 Millionen Barrel.

Riesiges Gasvorkommen

Der Grund sind die US-Sanktionen, die nach dem von Donald Trump (79) initiierten Austritt aus dem Atomabkommen 2018 direkt auf Irans Öl- und Gas-Exporte abzielen. Die Exporte sind seither regelrecht eingebrochen. Heute liegt Irans Exportvolumen von Rohöl laut Bloomberg bei rund 1,6 Millionen Barrel pro Tag. Das Öl geht fast ausschliesslich an China, häufig aber mit massiven Preisabschlägen und abseits offizieller Pipelines. Das drückt massiv auf die Einnahmen. 

Auch das riesige Gasvorko mmen bleibt weitgehend ungenutzt, da es an Pipelines und Abnehmern mangelt. Das South-Pars-Gasfeld im Persischen Golf beispielsweise, das sich der Iran mit Katar teilt, gilt als eines der grössten seiner Art weltweit. In seinem Untergrund lagern schätzungsweise rund 1800 Billionen Kubikfuss nutzbares Erdgas – genug, um den globalen Bedarf über 13 Jahre hinweg zu decken. Nun stehen iranische Gas-Verarbeitungsanlagen an Land unter Beschuss der israelischen Armee.

Angesichts des verloren gegangenen Potenzials und der gleichzeitig serbelnden Wirtschaft ist es kein Wunder, dass das Mullah-Regime auf die Aufhebung der US-Sanktionen drängt. Der Streitpunkt blieb aber bislang stets das Atomprogramm. Der Iran war auch unter Trumps-Vorgänger Joe Biden (82) nicht bereit, seine Atompläne vollständig aufzugeben. Daran hat sich bis jetzt nichts geändert. «Es könnte nun zu spät sein, um zu verhandeln», sagte US-Präsident Donald Trump (79) am Dienstag, als er Irans obersten Führer Ali Chamenei (86) zur vollständigen Kapitulation aufrief.

Autos und Kaviar

Neben Öl und Gas schlummern noch weitere Schätze im iranischen Boden. Der Kupferbergbau im Süden zählt zu den grössten der Welt. Auch Zink, Uran und Eisen sind in riesigen Mengen vorhanden. Doch auch im Bergbausektor kann der Iran sein Potenzial seit Jahren nicht vollständig ausschöpfen. Die Infrastruktur ist veraltet, zudem schrecken das unsichere Umfeld sowie die Sanktionen internationale Konzerne ab.

Einstige Boom-Sektoren der iranischen Wirtschaft sind ebenfalls verblasst. So war der Iran in den 2010er-Jahren die führende Auto-Nation im Nahen Osten. Vor dem Sanktionsregime produzierte er jährlich über 1,5 Millionen Fahrzeuge – nun liegt die Zahl noch etwas über einer Million. Lange Zeit war das Land auch berühmt für das kulinarische Luxusprodukt schlechthin: iranischen Beluga-Kaviar aus dem Kaspischen Meer. Jahrzehntelang ein Exportschlager – doch heute liegt die Produktion wegen Umweltproblemen, Überfischung und den Sanktionen brach. 

Keine Frage: Das wirtschaftliche Potenzial im Iran ist riesig – vom Energiesektor über den Bergbau bis hin zur Industrie. Doch jahrzehntelange internationale Isolation und wiederkehrende Konflikte mit dem Westen haben verhindert, dass das Land seine Ressourcen voll ausschöpfen konnte. Der Krieg mit Israel versetzt das iranische Regime in eine noch kompliziertere Lage.

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