Die Achse Pjöngjang-Teheran
Könnte Irans Atomprogramm dank Kim Jong Un überleben?

Israel möchte das iranische Atomprogramm zerstören. Möglicherweise greifen die USA bald aufseiten Israels mit demselben Ziel in den Krieg ein. Jedoch könnte ein Teil des iranischen Atomprogramms gar nicht im Inland stattfinden.
Publiziert: 19.06.2025 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2025 um 20:50 Uhr
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«Meine grösste Sorge ist, dass sich Teile des iranischen Nuklearprogramms unter einem Berg in Nordkorea befinden», sagte US-Sicherheitsexperte John Bolton.
Foto: CQ-Roll Call, Inc via Getty Images
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Daniel JungRedaktor News

Im Interview mit dem «Spiegel» sagt der US-Aussenpolitik-Experte John Bolton (76) diese Woche: «Meine grösste Sorge ist, dass sich Teile des iranischen Nuklearprogramms unter einem Berg in Nordkorea befinden.» 

Bolton ist überzeugt, dass die beiden Staaten, die international mit Sanktionen belegt sind, bei der Kernforschung kooperieren. Blick erklärt, was der Iran von Nordkorea gelernt hat, das sich erfolgreich zur Nuklearmacht aufgeschwungen hat – und was man über die gefährliche Atom-Allianz zwischen den beiden Diktaturen weiss.

Nordkorea hat 50 Atombomben

Noch als Präsident besuchte der heutige Ayatollah Ali Chamenei (86) im Jahr 1989 Nordkorea. Er setzte damals ein starkes Zeichen: Nordkorea und der Iran wurden zu engen Freunden – in gemeinsamer Feindschaft zu den USA.

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Für mehr als ein Jahr war John Bolton nationaler Sicherheitsberater während Donald Trumps erster Amtszeit.
Foto: AFP

Nordkorea verliess den Atomwaffensperrvertrag 2003. Im Februar 2005 gab das Land bekannt, dass es über einsetzbare Kernwaffen verfüge. Das Arsenal von Herrscher Kim Jong Un (41) wird vom Friedensforschungsinstitut Sipri auf rund 50 Sprengköpfe geschätzt. 

Foto: Blick Visuals

Nordkorea hatte zunächst Plutonium-basierte Bomben entwickelt. Dann setzte es auf Uran – wie der Iran, der in Anlagen wie Natans und Fordo das radioaktive Material anreichert.

Test in Nordkorea für den Iran

Es gibt keine definitive Bestätigung, dass Teile des iranischen Nuklearprogramms in Nordkorea durchgeführt werden. Jedoch deuten verschiedene Indizien auf eine enge Kooperation. 

Mehrere Geheimdienste vermuteten, dass ein Atombombentest in Nordkorea im Jahr 2010 eigentlich für den Iran durchgeführt wurde. Aufgrund der internationalen Überwachung hat der Iran von Tests auf eigenem Territorium bisher abgesehen.

Bekannt ist, dass Nordkorea dem Iran ein Computerprogramm zur Simulation von Neutronenflüssen lieferte, das für die Entwicklung nuklearer Sprengköpfe geeignet ist. Nordkoreanische Experten schulten iranische Wissenschaftler in dessen Anwendung. 

In Syrien, einem Nachbarland des Irans, hatte Nordkorea den Bau eines Atomreaktors unterstützt. Diese Anlage in al-Kibar am Euphrat war die Kopie eines nordkoreanischen Reaktors. Sie wurde im September 2007, bevor sie einsatzfähig war, von Israel zerstört. Der Reaktor hätte primär der Anreicherung von Plutonium gedient. 

Unterstützung beim Raketenbau

In manchen Bereichen ist die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und dem Iran gut dokumentiert. Beide Länder entwickeln ballistische Raketen als Trägersysteme für Atomwaffen, wobei Nordkorea weiter fortgeschritten ist. Ein Bericht des US-Kongresses vom Februar 2016 sprach hier von einer «bedeutsamen» Kooperation.

Die iranische Shabab-3-Mittelstreckenrakete basiert auf dem nordkoreanischen Vorbild Nodong. Die iranische Khorramshahr wiederum wurde von der nordkoreanischen BM25 Musudan abgeleitet. Ein UN-Bericht von 2021 bestätigte, dass Nordkorea «wesentliche Bauteile» für Raketen an den Iran liefert.

Die USA als Feind

Weil beide Länder mit internationalen Sanktionen belegt sind, tauschen sie Mangelwaren aus. Bereits in den 1990er-Jahren lieferte der Iran rund 40 Prozent des nordkoreanischen Ölbedarfs, während Nordkorea Technologie und Expertise bereitstellte. 

Beide Staaten teilen eine antiwestliche Haltung und sehen sich als Gegner der USA. Nordkoreas Staatsmedien verurteilten 2024 US-Sanktionen gegen den Iran, was die politische Unterstützung unterstreicht.

Atombomben sind wirksame Mittel zur Abschreckung und Machtprojektion – Nordkorea hat dieses Ziel erreicht, der Iran strebt es weiter an. 

Bomben gegen Expertise

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75) und US-Präsident Donald Trump (79) möchten verhindern, dass der Iran über Atombomben verfügt. Inwiefern – und vor allem, für wie lange – dieses Ziel mit Bomben erreicht werden kann, ist umstritten. 

Experten betonen, dass Luftangriffe das Programm zwar verzögern, aber kaum dauerhaft stoppen können, da das Wissen und ein Teil der dezentral versteckten Einrichtungen erhalten bleiben. Und auch die guten Beziehungen des Irans zur Atommacht Nordkorea machen das iranische Programm noch robuster.

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