Darum gehts
- Selenski trifft Trump im Weissen Haus, Stimmung deutlich verbessert
- USA wollen sich an Sicherheitsgarantien für Ukraine beteiligen
- Trump plant Telefongespräch mit Putin nach Treffen mit Selenski
Die Bilder vom 28. Februar sind noch in den Köpfen: Wolodimir Selenski (47) wurde damals im Weissen Haus blossgestellt und abgefertigt. Bei seinem neuerlichen Besuch ist die Stimmung ganz anders: US-Präsident Donald Trump (79) empfängt den ukrainischen Präsidenten am Montag gut gelaunt und verständnisvoll.
Selenski hat sich für das Treffen ein schwarzes Sakko angezogen. Im Februar war er für seine Kleidung noch scharf kritisiert worden. Der Reporter Brian Glenn (69), der Selenski damals angegriffen hatte, lobt sein Outfit nun: «Sie sehen fantastisch aus», sagte er.
Dankesbrief für Melania Trump
Auch sonst versucht Selenski, möglichst demütig und dankbar zu erscheinen. Er bedankt sich bei Trump für die Einladung und lobt ausführlich die amerikanische Waffenproduktion, etwa bei der Luftverteidigung. Dabei spricht er erneut Englisch, obwohl ihm Verhandlungsexperten nach dem Eklat im Februar davon abgeraten hatten. Auch hält Selenski seine Antworten knapp, um wenig Angriffsfläche zu bieten.
Er bedankt sich bei First Lady Melania Trump (55) für den Brief, den sie an den russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) geschrieben hat. Darin hat sie Putin aufgefordert, den Krieg in der Ukraine zugunsten der Kinder zu stoppen. Selenski zeigt sich berührt über die Worte der Präsidentengattin und überreicht Trump ein Schreiben für seine Frau, das seine Frau Olena Selenska (47) verfasst hat.
USA wollen sich militärisch beteiligen
Trump und Selenski zeigen eine ganz andere Körpersprache als im Februar: Damals hatten sie sich kritische Blicke zu und gestikulierten wild gegeneinander. Diesmal lächeln beide und wirken entspannt. Beide geben sich sichtlich Mühe, eine erneute Konfrontation zu vermeiden.
Während Trump im Februar Selenski noch ins Gesicht sagte, dass er keine guten Karten im Krieg in der Hand habe, weigert er sich nun, über die Kräfteverhältnisse im Krieg zu sprechen. «Wir werden einen dauerhaften Frieden haben», zeigt er sich optimistisch.
Inhaltlich hält sich Donald Trump aber zurück mit Zusagen. Er macht aber eine wichtige Ankündigung: Die USA möchten sich, mindestens im Hintergrund, an den «sehr guten» Sicherheitsgarantien für die Ukraine beteiligen, welche die europäischen Staaten gewähren möchten. Das ist zentral, um Russland in der Zukunft von weiteren Angriffen auf die Ukraine abzuhalten. «Die Europäer sind die erste Verteidigungslinie, wir werden ihnen helfen und involviert sein», sagt Trump.
«Blockade mit Putin gelöst»
Trump kündigt an, dass er noch am Montagabend (US-Zeit) ein Telefongespräch mit Wladimir Putin führen will. «Wir werden einen Anruf haben, direkt nach dem Treffen heute», sagt Trump.
Etwas später gibt Trump eine Pressekonferenz mit den europäischen Partnern, die Selenski nach Washington begleitet haben. Dabei betonte er erneut, dass er einen Friedensschluss «in der nahen Zukunft» für realistisch hält. Sowohl die Ukraine wie Russland seien dazu bereit. In Alaska habe auch Putin durchblicken lassen, dass Russland Sicherheitsgarantien für die Ukraine akzeptieren werde. Trump kündigt an, dass er ein Dreier-Treffen mit Putin und Selenski organisieren werde.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte (58) lobt Trump: «Sie haben die Blockade mit Putin gelöst.» Man müsse das Töten nun stoppen. «Vielen Dank für ihre Führungskraft», sagte er zu Trump.
Beistandspflicht ähnlich wie in der Nato
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) appelliert als Mutter und Grossmutter an Trumps Herz: «Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder zu ihren Familien zurückkehren können.» Die Sicherheitsgarantien, welche die Ukraine erhalten könnte, sollten ähnlich ausgestaltet sein wie die Beistandspflicht, die es unter den Nato-Ländern gibt.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) betont, dass es neben den Sicherheitsgarantien auch eine «glaubwürdige» ukrainische Armee brauche. Dabei sei die «Koalition der Willigen» aus Europa bereit, ihren Anteil zu leisten. «Sie können auf uns zählen», sagte er zu Trump, «wie auch wir auf Sie zählen können.»
Trump lobt Bräune von Friedrich Merz
Den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz lobt Trump als «sehr kraftvolle Person». Auch zollt er dessen Gesichtsbräune Respekt. Merz wiederum drängt auf einen raschen Waffenstillstand. «Die Verhandlungen werden kompliziert werden. Deshalb brauchen wir jetzt eine Waffenruhe», sagt er. Dafür brauche es Druck auf Russland.
Zum Abschluss der zweiten Pressekonferenz kündigt Trump an, dass die hochrangige Gruppe nun weiter arbeiten werde – um über Sicherheitsgarantien und Fragen zum ukrainischen Territorium zu beraten.
Neue Hoffnung für die Ukraine
Insgesamt stimmt der Tag im Weissen Haus optimistisch, dass Trump das Gewicht der USA an der Seite der Europäer dafür einsetzen wird, Russland zu einem Frieden zu bewegen – ohne dass die Ukraine ihre Unabhängigkeit aufgeben muss: Trump behandelt die europäischen Partner mit Respekt – und er spediert Selenski nicht wieder mit Schimpf und Schande aus dem Weissen Haus hinaus.
Selenski seinerseits ist es gelungen, durch seinen diplomatischen Ton eine erneute Konfrontation zu vermeiden. Auch kann er auf die Unterstützung der Europäer zählen.
Es gibt neue Hoffnung für die Ukraine – aber auch viele ungeklärte Fragen: Wird Putin den Sicherheitsgarantien wirklich zustimmen? Welches Territorium wird Russland künftig kontrollieren? Und bleibt Trump bei seiner Meinung – oder kann ihn Putin schon beim nächsten Gespräch wieder umstimmen?