Darum gehts
- Schweizerin Nathalie Yamb von EU sanktioniert wegen prorussischer Aktivitäten
- Yamb präsentiert sich als Freiheitskämpferin gegen Kolonialismus und hetzt gegen westliche Politiker
- Die Influencerin hat über 1,9 Millionen Follower in den sozialen Medien
Sie inszeniert sich als Freiheitskämpferin gegen den Kolonialismus – doch ihre Stimme ist diejenige Putins. Die schweizerisch-kamerunische Aktivistin und Influencerin Nathalie Yamb (55) wurde von der Europäischen Union wegen ihrer prorussischen Aktivitäten und Positionen mit Sanktionen belegt. Dies geht aus einem EU-Amtsblatt hervor.
Die Sanktionen vom 26. Juni umfassen Reiseverbote in und über alle Mitgliedsstaaten und das Einfrieren von Vermögenswerten in der EU. Yamb unterstützt laut Brüssel «Handlungen oder politische Massnahmen» der russischen Regierung, die «die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit, die Stabilität oder die Sicherheit in der Union oder ihren Mitgliedstaaten untergraben oder bedrohen, indem sie auf die Manipulation von Informationen zurückgreifen», begründete die EU ihre Entscheidung.
Sie vergleicht westliche Politiker mit Hitler
Die Tochter eines kamerunischen Vaters und einer Schweizer Mutter wuchs in La Chaux-de-Fonds NE auf. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft arbeitete sie als Politikberaterin in Afrika. Die «Dame de Sotchi», wie sie sich seit ihrem internationalen Durchbruch am Russland-Afrika-Gipfel in Sotschi 2019 medienwirksam nennt, teilt in den sozialen Medien ihre Ansichten zur Unabhängigkeit Afrikas und hetzt gegen den Westen.
Insgesamt bringt sie es auf Facebook, Youtube, X und Instagram auf über 1,9 Millionen Follower. Auch über Telegram teilt sie ihre Ansichten. Gezielt richtet sie sich gegen den Westen, besonders gegen Frankreich. So verkündete sie in einem Video: «Für uns in Afrika sind Mitterrand und de Gaulle schlimmer als Hitler.» Mitterrand und de Gaulle sind zwei frühere französische Präsidenten. Unser Nachbarland reagierte 2022 auf Yambs Hetze – mit einem Einreiseverbot. Im März 2023 verkündete sie in Moskau auf der Konferenz «Russland-Afrika»: Europa und die USA hätten in Afrika «nichts mehr zu suchen».
Die Schweiz wartet ab
Im August 2023 bezeichnete die Schweizerin mit Wohnsitz in Zug den damaligen französischen Botschafter in Niger, Sylvain Itté (66), in einem Video auf Social Media als «kleinen Schurken» und «Rassisten». Itté erstattete in Genf Strafanzeige wegen mutmasslicher Ehrverletzung und Verleumdung. Das Verfahren läuft noch, somit gilt die Unschuldsvermutung.
Anders als die EU hat die Schweiz bisher keine Sanktionen gegen Nathalie Yamb vorgenommen. Das bestätigte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) dem «Tages-Anzeiger» auf Anfrage. Demnach unterstütze man seit Kriegsbeginn die Russland-Sanktionen im Ukraine-Kontext, doch die Ergänzung wegen «destabilisierender Aktivitäten» sei nicht übernommen worden.
Das afrikanische Sprachrohr Putins
Im September 2023 reiste Yamb als Wahlbeobachterin durch russisch besetzte Regionen in der Ukraine. Ihre Position zum Ukraine-Krieg ist durchzogen von Kreml-Propaganda. Die russische Invasion nannte sie einen «Nato-Russland-Krieg», ausgelöst durch «die wiederholten Aggressionen der Amerikaner und Europäer (...) gegen das russische Volk».
Zudem prangerte sie immer wieder einen Krieg der «Sexual- und Genderimperialisten» gegen diejenigen an, die für «traditionellere Werte» einstehen. Das entspricht der Position von Russlands Präsident Wladimir Putin (72), Russland und Afrika seien in der Verteidigung von «moralischen und gesellschaftlichen Werten» vereint. Weiter wurden der Influencerin Verbindungen zur russischen Söldnergruppe Wagner nachgesagt.
Auf der Plattform X teilte sie am Freitag ihre Reaktion auf die EU-Sanktionen. Zentraler Vorwurf: die «Heuchelei und Verachtung der EU sind systemimmanent. Ebenso ihr Rassismus, ihre Angst und ihr Kolonialismus». Und drohte: «Was sie begonnen haben, werden wir zu Ende bringen».