Darum gehts
- Russland setzt auf alte Sowjetpanzer, aber Ressourcen sind fast erschöpft
- Reparaturbemühungen laufen auf Hochtouren, Produktion wird möglicherweise hochgefahren
- Russische Streitkräfte verloren 2024 über 3700 Schützenpanzer und Schützenpanzerwagen
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine setzte Moskau auch auf Panzer aus alten Sowjetbeständen. Doch diese Ressource ist begrenzt – und nun fast erschöpft, wie das Institute for the Study of War (ISW) in einem aktuellen Lagebericht schreibt.
Satellitenbilder sollen demnach zeigen, dass die meisten der gepanzerten Kampffahrzeuge, die Russland aus seinen Lagern holt, nicht mehr in einem ausreichend guten Zustand sind, um sie ohne Reparatur direkt an die Front zu schicken. So war es noch zu Beginn des Kriegs gewesen.
Russland verlor 2024 Tausende Panzer
Die Verluste sind enorm. Das britische International Institute for Strategic Studies (IISS) schätzte im Februar 2025, dass die russischen Streitkräfte allein im Jahr 2024 über 3700 Schützenpanzer und Schützenpanzerwagen verloren haben.
Die Reparaturbemühungen laufen auf Hochtouren. Die Satellitenaufnahmen zeigen unter anderem eine Anlage in Arsamas in der Oblast Nischni Nowgorod. Auf den Bildern soll ein wachsender Berg von gepanzerten Fahrzeugrümpfen zu sehen sein, was darauf schliessen lässt, dass das Werk entweder die Produktion hochfährt oder vermehrt beschädigte Schützenpanzerwagen repariert.
Wann sind die russischen Reserven aufgebraucht?
«Russland hat seine Offensivoperationen während des gesamten Krieges aufrechterhalten, indem es auf seine Bestände an Panzerfahrzeugen aus der Sowjetzeit zurückgriff, um die hohen Verluste auszugleichen. Diese Ressource ist jedoch begrenzt und nähert sich einem Punkt abnehmender Verfügbarkeit», stellen die ISW-Experten fest. Stattdessen setzen die Kreml-Truppen an der Front in der Ukraine mittlerweile vermehrt auf Töffs und Buggys. Wird der Einsatz dieser Ersatzfahrzeuge ausreichen, um die Verluste langfristig wieder auszugleichen?
Nein, sagt zumindest ETH-Militärökonom Marcus Keupp. Schon im Frühjahr 2023 prognostizierte er, dass den Russen die schweren Waffen früher oder später ausgehen würden. Russland könne die hohe Abnutzungsrate in dem Krieg «schlichtweg nicht durchhalten», sagte er damals dem ZDF. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Putins Reserven vollständig aufgebraucht seien und Russland kein schweres Gerät mehr habe.
Obwohl der Krieg mittlerweile mehr als drei Jahre andauert, beharrt Keupp auf seiner Einschätzung. Zuletzt unterstrich er seine Prognose in einem Thread auf der Plattform X am 19. Juni. Dort stellte der Experte eine «stetige Abnahme grosser mechanisierter Angriffe und deren Ersatz durch Drohnen und Infanterie» fest.