Hilft KI gegen Amokläufe an Bildungseinrichtungen? Schweizer Experten sind skeptisch
«Jeder Regenschirm könnte Alarm auslösen»

Überwachungskameras, die mithilfe von künstlicher Intelligenz Waffen erkennen können. Mit solchen Systemen will ein amerikanischer KI-Experte die Todeszahlen bei Amokläufen an Schulen verhindern. Schweizer Experten stehen dieser Idee skeptisch gegenüber.
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Die Massenschiesserei an der Brown University ist die Letzte einer langen Reihe ähnlicher Ereignisse an amerikanischen Hochschulen.
Foto: AP

Darum gehts

  • KI-gesteuerte Überwachungskameras sollen Amokläufe an Hochschulen verhindern
  • Schweizer KI-Experte zweifelt an Wirksamkeit der Technologie in realen Situationen
  • Seit 1990 gab es 30 Massenschiessereien an US-Hochschulen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mattia JutzelerRedaktor News

Der Amoklauf an der Brown University war für viele schockierend, aber nicht überraschend. Wieder einmal schoss jemand an einer Bildungseinrichtung in den USA um sich. Der Täter ist auch Tage später immer noch auf der Flucht. Aufgrund mangelnder Beweise ist die Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, heisst es am Donnerstag.

Seit 1990 gab es laut dem «Spiegel» 30 Massenschiessereien an Hochschulen in den Vereinigten Staaten. Der Amoklauf vom Sonntag im Bundesstaat Rhode Island ist also nur der Letzte in einer Reihe ähnlicher Tragödien.

KI-gesteuerte Überwachungskameras sollen helfen

Was also können Hochschulen gegen die Amok-Gefahr unternehmen? Eine neue Idee kommt vom amerikanischen Sicherheits- und KI-Experten Mike Matranga. Moderne Überwachungskameras sollen mithilfe von künstlicher Intelligenz Waffen erkennen, bevor diese überhaupt zum Einsatz kommen.

Wenn die KI eine Waffe erkennt, wird sofort in einer Sicherheitszentrale ein Alarm ausgelöst. «Wir können solche Angriffe auf Universitäten und Schulen nicht verhindern. Aber wir können die Zahl der Opfer verringern, indem wir Technologie gezielt zum Schutz der Menschen einsetzen», erklärt der Experte dem «Spiegel». An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass Matranga als Besitzer einer Sicherheitsfirma selbst solche Systeme anbieten und verkaufen will.

«Die technischen Hürden sind enorm»

Der Schweizer KI-Experte Marcel Salathé (49) ist nicht überzeugt von der Idee des US-Amerikaners. Solche Technologien wären fast immer von ihren Einsatzbedingungen abhängig, etwa der Beleuchtung oder dem Blickwinkel. «Im Labor funktionieren sie oft gut, in der Realität deutlich schlechter.»

Typische Überwachungskameras hätten ausserdem eine zu schlechte Bildqualität, um versteckte oder teilweise verdeckte Waffe zuverlässig zu erkennen. «Jeder Regenschirm, jedes Stativ, jeder ungewöhnlich geformte Gegenstand könnte Alarm auslösen», erklärt Salathé. «Die technischen Hürden sind enorm.»

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Auch die Schnelligkeit dieses Systems zweifelt der Experte an. «Bei solchen Vorfällen zählen Sekunden. Ein Alarmsystem, das erst eine menschliche Reaktionskette in Gang setzen muss, kommt fast immer zu spät.»

Symptome statt Ursache bekämpfen

«Kameras sind eine Beruhigungspille.» So die Einschätzung von Psychologe Philipp Ramming (69) zur Überwachungsidee. Offensichtlich ist auch er nicht überzeugt von den KI-Kameras. «Man kann nicht immer alles an die Technik delegieren.»

Die Bildungseinrichtungen in den USA sollten lieber Geld investieren, um ihre Schulhauskultur zu verbessern. «Die grösste Sicherheitsgarantie ist es, wenn sich alle im Schulhaus gegenseitig kennen», ist sich Ramming sicher. Dafür würde es eine offene und beziehungsorientierte Kultur an den Unis brauchen, die momentan nicht existiere.

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