Grosse US-Töne, keine Einsatzkräfte
Maduro-Supertanker hält Trump zum Narren

Washington bläst zur grossen Jagd auf Venezuelas Öl – doch auf hoher See fehlt ausgerechnet die Schlagkraft. Der Maduro-Tanker Bella 1 entzieht sich weiterhin der Kontrolle der US-Küstenwache. Während Präsident Donald Trump die totale Blockade ankündigt.
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US-Spezialkräfte wollen seit Tagen Venezuelas Supertanker Bella 1 entern. Der Riesenkahn verweigert die Übernahme.
Foto: Screenshot marinetraffic.com

Darum gehts

  • Washington scheitert an Blockade von Venezuelas Tanker Bella 1 seit Tagen
  • US-Küstenwache ohne Einsatzkräfte für gewaltsame Übernahme des Tankers
  • Donald Trump bezeichnete Flotte als «grösste Armada» Südamerikas Geschichte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Mit markigen Worten bläst Washington zur Jagd auf Venezuelas Ölexporte – doch der Fall des fliehenden Tankers Bella 1 offenbart die Lücke zwischen Rhetorik und Realität. Der angebliche Supertanker von Nicolás Maduro (63) setzt sich über amerikanische Anweisungen hinweg, während die US-Küstenwache auf Verstärkung wartet.

US-Präsident Donald Trump (79) hatte Venezuelas Ölhahn zur «Chefsache» erklärt. Eine totale Blockade der «sanktionierten Flotte» solle Maduros Regime wirtschaftlich austrocknen. Caracas wiederum nutze den Ölhandel zur Finanzierung von Drogen, Terrorismus und Menschenhandel, so Trumps Vorwurf – garniert mit der Behauptung, die US-Marine stelle «die grösste Armada, die Südamerika je gesehen hat». Nach der spektakulären Übernahme des Tankers Skipper rühmte sich Trump gar, den grössten je beschlagnahmten Tanker unter Kontrolle gebracht zu haben.

Anspruch vs. Realität

Doch die Realität auf hoher See ist weniger triumphal. Die Bella 1 weigert sich seit Tagen, die US-Küstenwache an Bord zu lassen. Wie Reuters unter Berufung auf mit dem Fall vertraute US-Quellen berichtet, scheiterten mehrere Boarding-Versuche, eine gewaltsame Übernahme blieb aus – nicht aus Rücksicht, sondern aus Mangel an Einsatzkräften. Die hochspezialisierten Maritime Security Response Teams, die für solche Operationen trainiert sind, standen schlicht nicht bereit. Die Küstenwache hat zu wenige der Elitekräfte.

Video zeigt Einsatz der US-Elitetruppen
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Öltanker vor Venezuela:Video zeigt Einsatz der US-Elitetruppen

Umso peinlicher wirkt das angesichts von Washingtons Ankündigung, rigoroser gegen Venezuelas «Schattenflotte» vorzugehen. Maduro spricht von «Piraterie unter dem Deckmantel von Sanktionen», China und Russland warnen vor der Militarisierung des Seehandels.

Viel heisse Luft

Hinter dem operativen Versagen steckt ein strukturelles Problem: Die US-Küstenwache, organisatorisch dem Heimatschutzministerium unterstellt, kämpft mit alternden Schiffen, Personalengpässen und wachsender Aufgabenlast. Budgetpläne versprechen Besserung – irgendwann.

Vorerst bleibt vom martialischen US-Auftreten wenig mehr als heisse Luft. Die Bella 1 ist weiter frei und Washington vermag es nicht, seine Sanktionspolitik auf dem Meer durchsetzen.

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