Gefahr für die Schweiz?
Kinder wegen Durchfall-Keim auf deutscher Intensivstation

Eine Infektion mit Ehec-Bakterien löst Durchfall und starke Bauchkrämpfe aus. Im Extremfall endet die Infektion sogar tödlich. In Deutschland häufen sich aktuell die Fälle. Wie sieht es in der Schweiz aus? Und was ist Ehec überhaupt?
Publiziert: 17:58 Uhr
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Aktualisiert: vor 43 Minuten
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Die gefährlichen Ehec-Bakterien breiten sich aktuell im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern aus. (Archivbild)
Foto: Philipp Guelland / dapd

Darum gehts

  • Ehec-Bakterien verursachen Infektionen in Deutschland, Schweiz beobachtet Situation aufmerksam
  • Übertragung durch kontaminierte Lebensmittel, Wasser oder direkten Kontakt möglich
  • 744 Ehec-Fälle in der Schweiz dieses Jahr registriert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Er ist klein und gemein: der Darmkeim Ehec. Und aktuell häufen sich Fälle von Ehec-Infektionen in Deutschland. Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales sind bisher neun Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren in zwei Landkreisen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern an Ehec-Bakterien erkrankt.

Fünf davon wiesen ein sogenanntes hämolytisch-urämisches Syndrom auf und wurden auf eine Intensivstation gebracht. Eine Ursache für die Infektionen konnte bisher nicht gefunden werden. 

2011 verursachten Ehec-Bakterien eine enorme Krise

Die gefährlichen Bakterien werden durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser übertragen. Im Jahr 2011 sorgte ein dreimonatiger Ausbruch von Ehec-Infektionen in Deutschland für eine enorme Krise: Tausende erkrankten, 53 Menschen starben. Die Ursache: Sprossen von Bockhornklee-Samen. 

Auch die Schweiz, andere europäische Länder und sogar die USA und Kanada waren von dem Ehec-Ausbruch betroffen. Vor allem wirtschaftlich zeigte sich die Konsequenz in der Schweiz. Denn anfangs vermutete man die Ursache der Ansteckungen noch in Salat, Gurken und Tomaten. Gemüseproduzenten hatten daher mit hohen Einbussen zu kämpfen. 

Doch wie sieht die Lage in der Schweiz aktuell aus? Blick erklärt, was du zur Infektion wissen musst und wie viele Fälle es bei uns gibt. 

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Wo kommen Ehec-Bakterien vor?

Ehec-Bakterien sind spezielle Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli (E. coli). Häufig kommen die Bakterien im Darm und Kot von Rindern und anderen Wiederkäuern, wie Schafen, Ziegen, Rehen und Hirschen vor, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite. Gefährlich sind die Bakterien, weil sie den Giftstoff Verotoxin produzieren.

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Wie werden die Bakterien übertragen?

Übertragen werden die Bakterien beim Konsum von kontaminierten Lebensmitteln – zum Beispiel ungenügend gekochtes Fleisch oder Gemüse sowie Früchte und Rohmilchprodukte. Auch im Trinkwasser können die Erreger lauern. 

Beim Kontakt mit verunreinigtem Badewasser oder über den direkten Kontakt mit Körpersekreten von infizierten Tieren oder Menschen (Schmierinfektion) können die Bakterien ebenfalls übertragen werden.

Das BAG schreibt, dass die Erreger typischerweise über einen Zeitraum von 5 bis 20 Tagen wieder vom Körper ausgeschieden werden. So lange sind Erkrankte ansteckend. Achtung: Bei Kindern dauert diese Phase mitunter länger.

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Was sind die Symptome einer Infektion?

Auf der Seite des BAG heisst es hierzu: «3 bis 4 Tage (manchmal auch 2 bis 10 Tage) nach einer Ansteckung mit Ehec können Durchfall und starke Bauchkrämpfe auftreten». In schwereren Fällen weiten sich die Symptome mit blutigem Durchfall und Fieber aus. Der von den Bakterien produzierte Giftstoff Verotoxin zerstört dabei die Zellen der Darmwand und der Blutgefässwände. 

Eine Infektion könne aber auch symptomlos verlaufen, betont das BAG. Besonders gefährdet sind vor allem Säuglinge, Kleinkinder sowie ältere Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr. Bei Kindern kann auch das seltene, aber bedrohliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) auftreten. Das Syndrom attackiert Nieren, Blutgefässe und Blutzellen. 

Fatal: «Trotz intensiver Behandlung können bis zu 5 Prozent der HUS-Fälle tödlich verlaufen, und bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen kann eine Nierenschädigung zurückbleiben», heisst es auf der Seite des BAG. 

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Wie wird Ehec behandelt?

Beim Ehec handelt es sich zwar um ein Bakterium. Trotzdem wird keine Antibiotika eingesetzt. Denn diese könnten den Krankheitsverlauf sogar verschlimmern, betont das BAG. Im Fokus der Behandlung steht stattdessen die Linderung der Symptome. 

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Wie beuge ich einer Ansteckung vor?

Um sich vor den gefährlichen Erregern zu schützen, empfiehlt das BAG, Rohmilch vor dem Verzehr aufzukochen und Fleisch vollständig durchzugaren. Weiter gelte es konsequent auf Hygiene zu achten: Händewaschen nach jedem Toilettengang, in der Küche (besonders beim Verarbeiten von rohem Fleisch), vor dem Essen und nach Kontakt mit Tieren. 

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Wie viele Fälle gibt es in der Schweiz?

Aktuell wurden 744 Ehec-Fälle in diesem Jahr registriert. Grund zur Sorge ist das nicht. «Die Fallzahlen bewegen sich im Rahmen der zu erwartenden Werte der Vorjahre und zeigen die zu erwartenden saisonalen Schwankungen», sagt BAG-Sprecher Simon Ming zu Blick.

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Warum haben die Fälle über die Jahre zugenommen?

Betrachtet man die Zahlen der vergangenen Jahre, dann ist ein Anstieg von Ehec-Fällen zu erkennen. Aber warum? Ming zu Blick: «Die Fallzahlen haben über die letzten 10 Jahre gesehen insbesondere wegen der Einführung neuer molekularbiologische Tests zugenommen.»

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