Darum gehts
- Zwei Frauen starben nach Verzehr von Guacamole auf Sardinien
- Botulismus-Vergiftung durch Avocado-Dip vermutet, mehrere Personen im Spital
- In 5 bis 10 Prozent aller Botulismus-Fälle stirbt die erkrankte Person
Ihren Ausflug zum Foodfestival in Monserrato auf Sardinien haben Roberta P.* (†36) und Valeria S.* (†62) mit dem Leben bezahlt. Offenbar wurde ihnen eine Guacamole, die sie vor Ort probierten, zum Verhängnis. Spital, Intensivstation, Tod. Alles wegen eines Avocado-Dips?
Der Verdacht ist nicht unbegründet. Mehrere Personen klagten nach dem Verzehr der Guacamole über verschiedene Symptome, wie «Il Messaggero» berichtet. Acht Personen landeten im Spital. Im Fall von Roberta P. wurde bereits bestätigt, dass sie an einer Botulismusvergiftung starb. Am kommenden Montag soll die Leiche von Valeria S. obduziert werden. Laut italienischen Medien haben die Ärzte bei ihr ebenfalls Botulismus diagnostiziert. Ein Bub (11) und ein Mädchen (14) liegen noch immer in der Klinik.
Nicht der erste Fall im August
Die Ärzte gingen offenbar zunächst von einer anderen Erkrankung aus. «Der klinische Verlauf wurde in einigen Fällen durch die unterlassene Diagnose verschlimmert, da die Symptome nicht sofort als mit einer Botulinumtoxinvergiftung vereinbar erkannt wurden, was den Beginn einer spezifischen Behandlung verzögerte», wird die zuständige Staatsanwältin Maria Porcelli vom TV-Sender Sky TG24 zitiert. Das Streetfoodfestival wurde unterdessen gestoppt.
Immer wieder machen Botulismus-Fälle Schlagzeilen. So geriet diesen August ein Foodtruck in der italienischen Region Kalabrien für seine Broccoli-Wurst-Panini in Verruf, nachdem mindestens 18 Menschen an einer Botulismus-Lebensmittelvergiftung erkrankt waren. Ein Mann (†52) und eine Frau (†45) starben, wie unter anderem der «Corriere della Sera» berichtete.
Atem- und Muskellähmungen möglich
Im September vergangenen Jahres landeten fünf Menschen nach dem Verzehr von Bärlauchpesto auf der Intensivstation. In der russischen Hauptstadt Moskau mussten wenige Monate zuvor 30 Menschen intensivmedizinisch behandelt werden. Sie hatten einen von einem Lieferservice verkauften Fertigsalat gegessen, der von der Lebensmittelaufsicht sofort aus dem Verkehr gezogen wurde. Schon 2023 war in der italienischen Gemeinde Ariano Irpino Gerardina C.* (†46) nach einem Pizza-Dinner an einer Botulismus-Lebensmittelvergiftung gestorben. Auch in Bordeaux (F) gab es damals einen Todesfall.
Durch Nahrungsmittel übertragener Botulismus ist laut Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine seltene, schwere und potenziell tödliche Krankheit. Das durch ein Bakterium namens Clostridium botulinum produzierte Botulinumgift wirkt auf das zentrale Nervensystem und kann Atem- und Muskellähmungen auslösen. In fünf bis zehn Prozent aller Fälle stirbt die erkrankte Person.
Bakterienbefall ist fast nie zu erkennen
Ursächlich für die Entstehung des Giftes sind von den Bakterien abgesonderte Sporen. Die Sporen sind an sich harmlos. Gefährlich wird es, wenn sie in eine Umgebung kommen, in der kein Sauerstoff vorhanden ist, etwa in Konserven oder vakuumverpackten Lebensmitteln. Dann verwandeln sich die Sporen in aktive Bakterien, die das Gift bilden.
Das Tückische an Botulismus: Man kann betroffene Lebensmittel meistens nicht erkennen. Ein Produkt kann absolut normal aussehen, riechen und schmecken – und trotzdem hochgiftig sein. Clostridium-botulinum-Sporen überleben zudem normales Kochen. Erst ab 120 Grad werden sie abgetötet.
In der Schweiz bewegen sich die gemeldeten Fälle auf sehr niedrigem Niveau. Zuletzt wurde 2023 ein Fall gemeldet, zwei Fälle in einem Jahr gab es letztmals 2017. Das geht aus Daten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hervor.
* Namen bekannt