Darum gehts
Donald Trump (79) hat viele Freunde kommen und gehen sehen – wie Society-Buddy Jeffrey Epstein (1953–2019) oder den treuen Rechtsanwalt Roy Cohn (1927–1986). Andere, wie der Sondergesandte Steve Witkoff (68), begleiten ihn seit vielen Jahren. Oft aber war die Halbwertszeit seiner Beziehungen überschaubar. Doch einer ist geblieben: Wladimir Putin (72).
Seit fast zwanzig Jahren verbindet den US-Präsidenten und den russischen Machthaber eine seltsam zähe Mischung aus Bewunderung, Misstrauen und politischem Flirt. Beim Treffen am Freitag in Alaska wird die jahrzehntelange Beziehung der beiden wieder einmal auf die Probe gestellt. Blick erklärt, warum die Beziehung zwischen Trump und Putin die wohl gefährlichste Freundschaft der Welt ist.
Traum vom Wolkenkratzer in Moskau
Die Vorgeschichte reicht weit zurück – in die 80er-Jahre. Trump hat gerade Mar-a-Lago, sein Anwesen in Florida, gekauft. Seine Geschäfte laufen, als ihn ein sowjetischer Botschafter zum Lunch einlädt. Dort entsteht die Idee eines «Trump Towers» in Moskau. Trumps Augen leuchten. Der britische Journalist Luke Harding (57) behauptet später, der Botschafter habe den geltungssüchtigen Geschäftsmann gezielt umgarnt – vielleicht sogar für den KGB. Ob das stimmt? Unklar. Sicher ist: Der Traum vom eigenen Wolkenkratzer in Moskau liess Trump nie los. Realisiert wurde dieses Projekt allerdings nie.
2007 begann der Amerikaner, sich erstmals politisch zu äussern. Trump, mittlerweile TV-Star mit Politambitionen, erklärte im Fernsehen, Putin leiste «grossartige Arbeit» – das war nur der Auftakt. 2013 dann landet der von Trump organisierte Miss-Universe-Wettbewerb in Moskau. Trump twitterte im Vorfeld: «Glaubt ihr, Putin kommt zur Wahl – und wird er mein neuer bester Freund?» Putin erscheint nicht, doch das Interesse ist geweckt.
Der Präsident und sein Kreml-Kumpel
Als Trump 2017 ins Weisse Haus einzog, hingen über der transatlantischen Verbindung bereits dunkle Wolken. Die US-Geheimdienste warfen Moskau vor, den Wahlkampf der Demokratin Hillary Clinton (77) torpediert zu haben – ein Thema, das die US-Öffentlichkeit gerade wieder beschäftigt. Trump startete damals eine Charme-Offensive: Beim G-20-Gipfel 2017 in Hamburg tätschelte er Putin jovial den Arm, später die Schulter, und schwärmte von «tollen Gesprächen». Putin, zunächst verkrampft, wirkte bald gelöster – beim Apec-Gipfel kurz darauf in Vietnam flüsterte er Trump sogar etwas ins Ohr.
Das grosse, umstrittene Rendezvous folgte 2018 in Helsinki. Trump stand neben Putin, widersprach der Einschätzung seiner eigenen Geheimdienste, was die Wahleinmischung 2016 angeht – und erntete dafür weltweit Empörung. Für Kritiker war klar: Dieser Präsident knickt vor dem Kremlchef ein.
2022, kurz vor der grossen Invasion in der Ukraine, erkannte Putin ostukrainische Regionen als «unabhängig» an. Trump nannte das «genial» und «gerissen» – und behauptete, mit ihm als Präsidenten wäre es nie so weit gekommen. Putin reagierte im russischen TV und sagte: «Ich kann ihm nicht widersprechen.»
On-off-Beziehung in der zweiten Amtszeit
Auch nach Trumps Wiederwahl änderte sich der Ton kaum. Putin führte den Krieg fort, doch Trump hofierte ihn weiter – und brüskierte Wolodimir Selenski (47) im Februar im Weissen Haus. Als Selenski mit Vizepräsident J. D. Vance (41) aneinandergeriet, amüsierte sich Trump: «Great television.» Danach setzte er den ukrainischen Präsidenten vor die Tür. Falls es noch Zweifel an seiner Putin-Nähe gab, waren sie damit wohl ausgeräumt.
Doch nur einen Monat später schlug die Stimmung um. Trump rief eine NBC-Journalistin an, um zu verkünden, er sei «sehr wütend» und «stinksauer» auf Putin. Die Reaktion des Kremlchefs: Gelassenheit gegenüber dem Gefühlsausbruch seines angeblichen Kumpels. Belohnt wurde Putin nun trotzdem – mit einer Einladung nach Alaska. Offiziell für Friedensgespräche, inoffiziell für ein Bild, das um die Welt gehen wird.
Eine Beziehung, die Skandale überlebt
Dabei ist das Muster immer gleich: harte Worte, dann versöhnliche Gesten. Mal nennt Trump Putin «absolut verrückt», mal schwärmt er, wie «sehr nett» der Russe doch sei. Beide wissen, wie schnell ein Lächeln, ein Handschlag oder ein Kompliment alte Nähe wiederherstellen kann.
Jetzt also Alaska. Trump wirkt skeptisch, ob Putin wirklich Frieden will. Aber wer die beiden kennt, weiss: Diese Bromance übersteht Skandale, Lügen – und vielleicht auch Kriege. Für die Ukraine und den Westen ist das brandgefährlich. Denn Trump bellt manchmal – aber beissen, wenn es um Putin geht, scheint er nicht zu wollen.