Putin ist in der Ukraine auf dem Vormarsch – und bringt Trump vor dem Alaska-Treffen in Bedrängnis
Wie Putin Trumps Verhandlungsstrategie durchlöchert

Nur wenige Tage vor den Friedensverhandlungen in Alaska durchlöchern die Russen die ukrainische Front. Experten warnen vor einer verheerenden Entwicklung. Wir sagen, warum Putin gerade jetzt zur Offensive bläst.
Publiziert: 14:27 Uhr
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Aktualisiert: vor 22 Minuten
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Volles Feuer auf die Ukraine: Die Russen sind auf dem Vormarsch.
Foto: keystone-sda.ch

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Guido FelderAusland-Redaktor

Raketen, Drohnenschwärme und Bodenoffensiven: Kurz vor dem Gipfel in Alaska hat Putin das Feuer gegen die Ukraine massiv verstärkt. Es ist den Angreifern sogar gelungen, mehrere Schneisen in die Front zu schlagen und die Linie zu durchbrechen!

Die Last-Minute-Angriffe vor dem Treffen mit Trump kommen für die Ukraine im dümmsten Moment. Denn Putins Attacken folgen einem knallharten Kalkül – und zielen direkt auf Donald Trump.

Der grösste Durchbruch gelang den Russen in den vergangenen Tagen bei der Grossstadt Pokrowsk, nordwestlich von Donezk. Dort schlugen sie eine bis 5 Kilometer breite Schneise in die ukrainische Verteidigungslinie und konnten bisher bis 18 Kilometer weit vorrücken.

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In den vergangenen Tagen haben die Russen im Gebiet von Pokrowsk grosse Fortschritte erzielt.
Foto: keystone-sda.ch

Gegenüber der deutschen «Bild»-Zeitung berichtete ein ukrainischer Militärangehöriger über den Beginn der Offensive: «Sie sind auf Motorrädern, zu Fuss und mit gepanzerten Fahrzeugen vorgerückt.» Anschliessend seien sie mit Quads, Buggys und weiteren Motorrädern nachgefolgt.

Zeitpunkt ist kein Zufall

Laut dem Offizier hat die Offensive nur wenige Stunden nach einem Besuch von Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff (68) in Moskau begonnen. «Meiner Einschätzung nach geschieht das als Vorbereitung auf das Treffen in Alaska. Ziel ist es, unsere logistischen Arterien und Hauptversorgungswege zu durchtrennen», sagt der Offizier weiter.

Tatsächlich: Am Montag kämpften sich die Russen in dieser Schneise zu einer strategisch wichtigen Strasse vor, die die Region Dnipropetrowsk mit Slowjansk und Kramatorsk verbindet. Es sind die letzten Grossstädte im Donbass, die von der Ukraine noch gehalten werden.

Mehrere Durchbrüche

Auch an anderen Orten versuchen die Russen, die Frontlinie zu durchbrechen. Das sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) am Dienstag. So seien die Russen teilweise bis zehn Kilometer in ukrainisch gehaltenes Gebiet vorgedrungen. Neben Saporischschja nannte der ukrainische Staatschef die wichtigen Städte Pokrowsk und Nowpawliwka als Ziele der laut ihm von Moskau geplanten Offensiven. 

In den vergangenen Tagen hat Russland die Ukraine auch immer wieder mit Drohnenschwärmen und Raketen beschossen. Umgekehrt hat auch die Ukraine russisches Gebiet mit Drohnen angegriffen.

Mit den massiven Angriffen kurz vor dem Gipfel zwischen den Präsidenten Donald Trump (79) und Wladimir Putin (72) am Freitag in Alaska will Russland nicht nur noch einmal seine Macht demonstrieren. Da der Deal vorsehen dürfte, die Kampfhandlungen an der aktuellen Front einzufrieren und das besetzte Gebiet an Russland abzutreten, versucht Putin, die Frontlinie zu verschieben und so viel Land wie möglich zu gewinnen.

Am Dienstag betonten Vertreter der russischen Duma, Alexei Zhuravlev (63) und Nikolai Buduev (51), dass Verhandlungen die «Realitäten am Boden» berücksichtigen müssten.

Dummer Zeitpunkt

Der Einbruch an der Front zeigt, dass die ukrainische Armee mit Personalmangel kämpft und die Russen nicht nur mit Sabotagetrupps vorstossen. Militäranalysten wie Pasi Paroinen von der finnischen Black Bird Group warnen in den sozialen Netzwerken vor einer verheerenden Entwicklung für die Ukraine. Es ist ähnlich wie bei einem Wasserbecken: Ein kleiner Riss kann schnell die Wand einreissen und zu einer Flut führen.

Die Russen-Offensive kommt zu einem dummen Zeitpunkt. Vor den Verhandlungen unterstreicht sie Putins Argument, dass er am längeren Hebel sitze und die Ukraine früher oder später sowieso zusammenbrechen würde. Die Ukrainer wehren sich, indem sie Reservesoldaten an die Front schicken und Drohnen und Artillerie abfeuern. Ihnen geht es kurz vor dem Alaska-Gipfel um Schadensbegrenzung.

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