Trump postet AI-Video von Obamas Verhaftung
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Ohne Kennzeichnung:Trump postet AI-Video von Obamas Verhaftung

Fake-Video: FBI führt Obama ab und steckt ihn ins Gefängnis
Warum die lustigen Trump-Clips so gefährlich sind

Mit viel Schärfe wettert Donald Trump immer wieder über Fake News. Doch er selber verbreitet diskreditierende Videos über seine Gegner, die künstlich erzeugt worden sind. Auf den ersten Blick ist das lustig. Schaut man dahinter, wirds einem mulmig.
Publiziert: 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 20:27 Uhr
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Obama hinter Gittern: Da würde Donald Trump seinen Vorgänger gerne sehen.
Foto: Screenshot Truth Social

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Obama hinter Gittern, ein lachender Trump und ein kichernder Frosch: US-Präsident Donald Trump (79) hat auf seiner Plattform Truth Social ein Fake-Video veröffentlicht, das seine Gegner ins Lächerliche zieht.

Doch Vorsicht: Beim Beitrag handelt es sich nicht einfach um ein harmloses Filmchen. Der mithilfe von künstlicher Intelligenz produzierte Clip ist ein gefährliches Signal dafür, was Trump und seine Anhänger vorhaben könnten. 

Der 1 Minute und 22 Sekunden lange Clip startet mit einem Zitat des ehemaligen Präsidenten Barack Obama (63): «Niemand, vor allem der Präsident nicht, steht über dem Gesetz.» Mehrere demokratische Kongressabgeordnete wiederholen den Satz. Schliesslich wird Obama im Oval Office von FBI-Agenten verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Dazwischen sieht man den hämisch kichernden Frosch Pepe. Das Ganze ist ironischerweise durch den Schwulen-Hit «YMCA» untermalt, den Trump auch im Wahlkampf verwendete.

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Im Fake-Video lässt Trump Obama vom FBI verhaften.
Foto: Screenshot Truth Social

Das Video stammt ursprünglich vom Tiktok-Nutzer «neo8171», der im Profilbild Trump mit erhobener Faust zeigt und der viele Anti-Demokraten-Beiträge gepostet hat. Trump hat den Beitrag auf seinem eigenen Truth-Social-Kanal mit über rund zehn Millionen Followern weiterverbreitet. 

Reaktion auf Verschwörungs-Behauptung

Natürlich, das Video ist amüsant und zieht in erster Linie Trumps Gegner ins Lächerliche. Doch hinter dem Beitrag steckt viel mehr.

Das Video wurde nach öffentlichen Anschuldigungen von Tulsi Gabbard (44), der Koordinatorin der US-Geheimdienste, produziert. Gabbard forderte am Samstag eine Strafverfolgung Obamas. Sie hat behauptet, dass Obama-Anhänger 2016 eine «landesverräterische Verschwörung» zur Fälschung der Russland-Ermittlungen orchestriert und einen Putsch gegen Trump aufgegleist hätten. Damals vermuteten die unter demokratischer Führung stehenden Behörden und Geheimdienste, dass Moskau die Wahlen manipuliert und so Trump zum Sieg verholfen habe. 

Wie um zu unterstreichen, aus welcher Ecke der Clip stammt, hat Tiktok-Nutzer «neo8171» auch «Pepe den Frosch» in clownhafter Form ins Fake-Video eingebaut. Die Comicfigur aus dem Jahre 2005 haben Rechtsextreme zu ihrem Markenzeichen umfunktioniert. Pepe wurde berühmt, nachdem Hillary Clinton (77) die Hälfte von Trumps Anhängern einen «erbärmlichen Haufen» genannt hatte und Donald Trump junior (47) darauf eine Fotomontage mit Trump-Fans als Action-Helden postete – inklusive Frosch Pepe.

Trumps Absicht mit dem Clip

Laut Philipp Adorf, Republikaner-Experte an der Universität Bonn, dienen solche Videos dazu, Trumps Status als «politischer Aussenseiter» zu untermauern. Dies vor allem nach der scharfen Kritik aus den eigenen Reihen im Umgang mit den Epstein-Akten. Trumps Anhänger wollen wissen, wer in der Beziehung zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (†66) welche Rolle spielte. Entgegen seinen Versprechungen hält Trump die mysteriösen Akten aber immer noch unter Verschluss. Adorf: «Die Botschaft an seine Anhängerschaft ist klar: Trotz aller Kontroversen bleibt er ‹einer von euch›, ein Kämpfer gegen die korrumpierten Eliten und nicht deren Komplize.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump Hetz-Posts gegen seine Gegner veröffentlicht. Er schlägt derzeit auch vor, den demokratischen Senator Adam Schiff (65) inhaftieren zu lassen, und teilte bearbeitete Fahndungsbilder ehemaliger Beamter aus der Obama-Zeit – alle in orangefarbener Gefängniskleidung.

Warnung vor dem Clip

Der Obama-Clip hat zwar Unterhaltungswert, ist aber alles andere als harmlos. Die Forderung, politische Gegner strafrechtlich verfolgen oder gar inhaftieren zu lassen, gehört seit Trumps erster Präsidentschaftskampagne 2016 zu seinem festen Repertoire. Dieses autoritäre Denken verwischt die Grenzen zwischen dem politischen Wettbewerb und der strafrechtlichen Verfolgung. Adorf: «Der politische Gegner wird nicht mehr als legitimer Gegner, sondern als krimineller Feind dargestellt.»

Eine solche Dämonisierung des Feindes schürt innerhalb der Anhängerschaft Rachefantasien. Das ist gefährlich und könnte schlimme Folgen haben. Einerseits könnte es Trump als legitim erachten, selber Justiz zu spielen und über andere zu richten. Andererseits könnte dies seine Anhänger dazu anstacheln, Selbstjustiz zu üben, wie sie es etwa beim Capitol-Sturm von 2021 getan haben. 

Die Clips, die Trump aktuell postet, sind zwar klar als Fälschungen zu erkennen. Schon bald aber werden solche KI-Kreationen immer glaubhafter, sodass ein unkritischer Konsument zwischen Wirklichkeit und Schein kaum mehr unterscheiden kann. 

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