Darum gehts
Die Hoffnung der Republikaner auf Donald Trump (79) war gross: Als erneut gewählter US-Präsident sollte er gegen den politischen Gegner und das Establishment vorgehen. Ein Mittel dazu: die Epstein-Akten. Darin hoffte man, die Namen prominenter Gegner zu finden, die mit Jeffrey Epsteins (†66) Sexpartys mit Minderjährigen in Zusammenhang stehen.
Doch nun herrscht Stillschweigen. Trump selbst verweigert die Herausgabe der angeblich vorhandenen Liste – obwohl er deren Veröffentlichung im Wahlkampf versprochen hat. Bei seinen treuesten Anhängern steigt die Wut. Die vollmundigen Ankündigungen im Fall Epstein drohen, für Trump zum Bumerang zu werden.
Nach der steigenden Staatsverschuldung und dem militärischen Engagement im Ausland enttäuscht Trump seine Anhänger nun auch bei der Aufklärung des Falls Epstein. Zu den Vorwürfen gegen den 2019 im Gefängnis verstorbenen Financier gab das Gericht zwar bereits Aktensätze frei. Darunter befinden sich Flugprotokolle, Beweismaterial und eine Liste mit 254 Opfern, deren Namen allerdings zum Schutz der Personen geschwärzt wurden.
In den Unterlagen sind auch Namen wie die von Bill Clinton (78), Prinz Andrew (65), Michael Jackson (†50) und auch Donald Trump zu finden, wobei das nicht heisst, dass diese einer Verfehlung bezichtigt werden.
Trump vollzieht Kehrtwende
Spannend wäre vor allem, zu wissen, welche Prominenten an Epsteins Sexpartys teilgenommen und sich allenfalls an Minderjährigen vergangen haben. Erst recht, nachdem Elon Musk (54) im Streit mit Trump angetönt hatte, dass der US-Präsident selbst auf der ominösen Liste stehe.
Donald Trump hatte in seinem Wahlkampf versprochen, die vollständige Liste veröffentlichen zu wollen. Nun vollzog er eine Kehrtwende. Aus dem Weissen Haus verlautete, dass es keine «Kundenliste» oder neue belastende Informationen gebe.
Seltsam: Auch Kash Patel (45), Chef der Bundespolizei FBI, und Justizministerin Pam Bondi (59) machten plötzlich Rückzieher, nachdem sie zuerst Spekulationen über eine geheim gehaltene «Kundenliste» Epsteins angeheizt hatten.
Trump-Fans ärgern sich
Diese Wende kommt bei Trumps Anhängern nicht gut an. Ausgerechnet Trump, der ihnen radikale Transparenz und das Ausmisten im korrupten Establishment versprach, bremst. In der vordersten Reihe der Kritiker stehen Trumps ehemaliger Chefstratege Steve Bannon (71), der einen Sonderermittler fordert, und der Verschwörungsideologe Alex Jones (51). Sie bezeichnen Trumps Vorgehen als Wortbruch gegenüber seiner Basis.
Verschwörungstheorien rund um die Epstein-Liste oder den «Deep State» – einen angeblichen Schattenstaat, in dem Geheimdienste, Sicherheitsbehörden und Ministerialbeamte eine Art Schattenregierung bilden – waren bisher ein Randphänomen innerhalb der Republikaner. Inzwischen ist laut Philipp Adorf, USA-Experte an der Universität Bonn, ein signifikanter Teil der konservativen Wählerschaft empfänglich für solche Narrative.
«Sollte Donald Trump nun selber mit dem Verdacht einer Vertuschung in Verbindung gebracht werden, läuft er Gefahr, in genau jene Verschwörungslogiken hineingezogen zu werden, die er zuvor selber politisch instrumentalisiert hat», meint Adorf. Trump selbst nutzte das Epstein-Thema, um eine angeblich korrupte Elite zu attackieren – nun könnte er selbst als Teil dieser Elite gesehen werden.
Zwischenwahl wird für Trump zum Risiko
Mit seinem Verhalten schadet Trump sich selber und auch seiner politischen Entourage. Adorf: «Diese Widersprüche könnten nicht nur das Vertrauen seiner Basis untergraben, sondern zugleich auch das Mobilisierungspotenzial innerhalb der republikanischen Wählerschaft mit Blick auf die kommenden Zwischenwahlen reduzieren.» Frustrierte Trump-Fans könnten dann einfach zu Hause bleiben.
Das heisst: Die Zwischenwahlen, die am 3. November 2026 stattfinden, könnten für Trump zur Pleite werden. Das Rennen wird knapp: Um die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erreichen, müssen die Demokraten von den Republikanern nur drei Sitze zurückerobern.