Ukrainerin (23) in US-Bahn erstochen
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Ukrainerin (23) erstochen:Überwachungsaufnahmen zeigen die Attacke

Brutal in Tram erstochen
Wie Trump den Tod einer Ukrainerin (†23) für seine Politik nutzt

Seit einigen Tagen fluten Anhänger von US-Präsident Donald Trump das Internet mit Aufnahmen einer Überwachungskamera. Sie zeigen, wie eine junge Frau in einer Strassenbahn von einem Mann hinterrücks erstochen wird. Genau das nutzt Trump für seine Agenda.
Publiziert: 07:19 Uhr
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Aktualisiert: 07:35 Uhr
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Die 23-jährige Iryna Zarutska bestieg am 22. August einen Zug der Blue Line in Charlotte.
Foto: Screenshot_Video

Darum gehts

  • Trump nutzt Mord an Ukrainerin für Kritik an Demokraten
  • Opfer flüchtete vor russischem Angriffskrieg, Täter hat Vorstrafenregister
  • Nationalgarde seit fast einem Monat in Washington im Einsatz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sie setzt sich in eine Strassenbahn, hat Kopfhörer in den Ohren. Iryna Zarutska (†23) will am 22. August einfach nur nach Hause. Die Ukrainerin kommt gerade von der Arbeit. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiss: Sie wird die Bahn nicht mehr lebend verlassen. Ein Mann in einem roten Kapuzenpullover, der hinter ihr sass, sticht plötzlich mehrfach auf die 23-Jährige ein. Die Aufnahmen der Überwachungskamera, die den Angriff zeigen, sorgen weltweit für Entsetzen.

Auffällig: Besonders Trump-Anhänger teilen die grausamen Bilder. Der Grund: Der US-Präsident Donald Trump (79) nutzt die Attacke für seine politischen Zwecke. 

Er legitimiert mit der tödlichen Messer-Attacke in der Stadt Charlotte in North Carolina sein Vorgehen gegen Chicago, Washington und andere Hochburgen der Demokratischen Partei. «Es ist buchstäblich zu sehen, wie das Blut dieser unschuldigen Frau von der Klinge des Mörders tropft, und jetzt klebt ihr Blut an den Händen der Demokraten, die sich weigern, böse Menschen ins Gefängnis zu stecken», schreibt Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.

Trump bezeichnete Chicago als «gefährlichste Stadt der Welt»

Zarutska war 2022 mit ihrer Familie vor dem russischen Angriffskrieg in die USA geflüchtet. Und jetzt ist sie tot. Der mutmassliche Täter: Decarlos Brown, ein 34-jähriger Schwarzer mit einem längeren Vorstrafenregister. Unter anderem wegen bewaffneten Raubüberfalls hatte er laut US-Medien acht Jahre im Gefängnis gesessen.

Das Opfer-Täter-Bild, das Trumps Anhänger verbreiten, ist vielsagend: Eine hübsche junge Frau mit grossen dunklen Augen und blond gefärbten Haaren neben dem Steckbrief eines verstört blickenden Schwarzen mit Rastalocken und Tattoos. Auf einigen Bildern, die womöglich mit künstlicher Intelligenz nachbearbeitet sind, erinnert die Ukrainerin an Marilyn Monroe.

«North Carolina und jeder andere Bundesstaat brauchen Gesetz und Ordnung», schrieb Trump, «und nur die Republikaner werden das liefern!» Bereits vor der Tötung der Ukrainerin hatte Trump Chicago als «gefährlichste Stadt der Welt» bezeichnet und angekündigt, gegen die angeblich grassierende Kriminalität vorzugehen. Die Einwanderungspolizei ICE geht dort inzwischen mit Sturmhauben maskiert in einer sogenannten «Blitz»-Operation gegen Migranten vor.

Kein Anstieg bei der Kriminalität

In der Hauptstadt Washington ist seit fast einem Monat die Nationalgarde im Einsatz, die mit Schnellfeuergewehren bewaffneten Soldaten patrouillieren in der Innenstadt und an Bahnhöfen. Auch in Los Angeles hatte Trump nach Protesten gegen seine Einwanderungspolitik Soldaten eingesetzt.

Kritiker werfen Trump vor, das Ausmass der Kriminalität zu übertreiben, um sein zunehmend autoritäres Auftreten zu rechtfertigen. Die Polizeistatistiken für Chicago, Washington und andere Demokraten-Hochburgen geben jedenfalls keinen Anstieg her, in der US-Hauptstadt waren die Zahlen vor Trumps Kontrollübernahme sogar deutlich rückläufig.

Der Fall der Ukrainerin ist da Wasser auf die Mühlen von Trumps Maga-Bewegung (Macht Amerika wieder grossartig). Die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, warf den Demokraten und den traditionellen Leitmedien am Dienstag vor, die Sache totzuschweigen, obwohl alle US-Medien breit über den Fall und Trumps Reaktion berichtet haben.

Messer-Killer droht Todesstrafe

Die Demokratische Partei, die mit sinkenden Umfragewerten kämpft, wehrt sich zwar lautstark gegen Trumps autoritäre Anwandlungen, allen voran der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom. Doch die Demokraten, die sich unter Präsident Joe Biden für die Ukraine und ihre Flüchtlinge eingesetzt haben, sind in dem Fall in die Defensive geraten.

Einige von ihnen kritisieren die Reaktion der demokratischen Bürgermeisterin von Charlotte, Vi Lyles, auf die Tötung der Ukrainerin. Lyles hatte zwar den Angehörigen der jungen Frau ihr Beileid ausgedrückt. Sie werde aber nicht «diejenigen verteufeln, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben oder obdachlos sind», schrieb sie mit Blick auf den mutmasslichen Täter, der laut Medienberichten psychische Probleme gehabt haben soll. Die Bürgermeisterin ist wie er schwarz.

Die Trump-Regierung jedenfalls will in dem Fall ein Exempel statuieren. Justizministerin Pam Bondi kündigte inzwischen an, auf Bundesebene gegen den Verdächtigen die Höchststrafe zu fordern. Dem 34-Jährigen droht damit die Todesstrafe.

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