Tausende Soldaten im Militärmanöver «Sapad 2025»
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Russland veröffentlicht Videos:Tausende Soldaten im Militärmanöver «Sapad 2025»

Beim letzten Mal griff Russland darauf die Ukraine an
So gefährlich ist Putins Militärmanöver für den Westen

Selten war das Verhältnis zwischen der Nato und Russland so angespannt. Ausgerechnet jetzt lässt Putin ein Militärmanöver an der Westgrenze beginnen. Was verbirgt sich hinter dem Sapad-Manöver, und wie gefährlich ist es hinsichtlich einer möglichen neuen Eskalation?
Publiziert: 11:23 Uhr
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Aktualisiert: vor 18 Minuten
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Im Rahmen des Sapad-Manövers wurden bereits gepanzerte Fahrzeuge gesichtet.
Foto: Imago

Darum gehts

  • Russland und Belarus führen Militärmanöver durch. Atomkrieg-Simulation sorgt für Besorgnis
  • Übung weckt Erinnerungen an Invasion der Ukraine. Nato führt Gegenmanöver durch
  • 13’000 Soldaten in Belarus und 30’000 in Russland nehmen teil
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Daniel MacherRedaktor News

Die letzte gemeinsame Militärübung von Russland und Belarus fand 2021 statt. Was daraus resultierte, können wir seit mehr als drei Jahren beobachten: die Invasion in der Ukraine. Damals wurde das gross angelegte Militärmanöver dazu benutzt, immer mehr Einheiten grenznah in Stellung zu bringen, um im Februar 2022 von belarussischem Staatsgebiet aus nach Kiew vorzurücken. Schon deshalb bekommt das für den 12. September angesetzte Sapad-Manöver eine besondere Brisanz.

Hinzu kommen die jüngsten Ereignisse, bei denen russische Drohnen in polnischen Luftraum eingedrungen waren und als «Provokation grossen Ausmasses» vonseiten Moskaus gedeutet wurden. Der Kreml weist die Vorwürfe nach wie vor zurück. Die Lage ist also äusserst angespannt zwischen den Nato-Ländern und Russland. Der Westen wird die kommenden vier Tage genau beobachten, was an seiner Nordostgrenze passiert. Blick erklärt das Wichtigste zum russischen Militärmanöver.

Das Sapad-Manöver

Die Stossrichtung der alle vier Jahre stattfindenden Militärübung steckt schon im Namen selbst: Sapad bedeutet nichts anderes als Westen und dient in der Regel dazu, die Verteidigung von Belarus und Teilen des benachbarten Westrussland gegen einen Angriff aus westlicher Richtung zu simulieren. Stattfinden wird sie im Landesinneren von Belarus und im russischen Militärbezirk Moskau.

Neu ist das nicht. Bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren fanden die ersten Sapad-Manöver statt. Bei den gross angelegten Militärübungen sollen Einsatzbereitschaft und Schlagkraft der eigenen Armee demonstriert werden – nach innen, aber auch als Abschreckung nach aussen.

Was ist das Besondere an «Sapad 2025»?

Neu ist jedoch, dass beim aktuellen Manöver auch ein möglicher Atomkrieg mit dem Westen simuliert werden soll, wie der russische Staatsfunk beiläufig mitteilte. Dabei sollen moderne Oreschnik-Raketen zum Einsatz kommen. Die Mittelstreckenraketen, die mit atomaren Gefechtsköpfen ausgestattet werden können, erreichen weite Teile Europas – auch die Schweiz.

Im Gegensatz zu vorherigen Sapad-Übungen sollen laut Experten weitaus weniger Soldaten an dem Manöver teilnehmen. Laut Medienberichten und Einschätzungen von Experten soll es sich um 13’000 Kämpfer in Belarus und 30’000 weitere in Russland handeln. Im Vergleich: Im Jahr 2021 nahmen knapp 200’000 Soldaten teil. Möglicher Grund für die Reduzierung: Die Streitkräfte von Wladimir Putin (72) sind an der Front in der Ukraine.

Weiteres russisches Manöver in der Arktis

Parallel zum Grossmanöver Sapad 2025 im Westen des Landes hat Russland offiziellen Angaben nach in seinen fernöstlichen Gewässern eine Marineübung der Pazifikflotte gestartet. «An dem Manöver sind mehr als zehn Schiffe und Boote, Flugzeuge und Hubschrauber der Marineflieger in der Pazifikflotte sowie Atom-U-Boote und Küstenraketenbatterien vom Typ Bastion beteiligt», teilte der Pressedienst der Flotte auf Telegram mit.

Bei der Kommandeurs- und Stabsübung gehe es um den Schutz der Seewege im Nordosten sowie der Küsten von Kamtschatka und Tschukotka. Die Einheiten sollen «versteckte U-Boote aufspüren, Angriffe aus der Luft abwehren und mit Raketen auf Seeziele schiessen». Besonderes Augenmerk gilt laut Mitteilung der Abwehr von Luft- und Seedrohnen.

Wie gefährlich ist das Sapad-Manöver für den Westen?

Nachdem am Mittwoch russische Drohnen von belarussischem Gebiet aus in Richtung der polnischen Städte Lodz und Danzig gestartet waren, drohte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew (59), Finnland mit direkten Worten: Finnland dürfe nicht «vergessen», dass eine Konfrontation mit Russland «für immer zum Zusammenbruch der finnischen Staatlichkeit führen könnte». Die Stimmung ist somit angeheizt und weckt Erinnerungen an die Situation kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine.

Gleichzeitig läuft ein grosses Nato-Manöver mit rund 34’000 Soldaten als Antwort auf Russlands Vorgehen. «Wir sind bereit, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu schützen», sagt Carsten Breuer (60), der Generalinspekteur der deutschen Armee, zur Deutschen Presse-Agentur. Das Risiko für ungewollte Zwischenfälle ist beträchtlich – denn beide Lager üben mit scharfer Munition, teils nur wenige Kilometer voneinander entfernt. 

Die Nachbarstaaten zeigen sich bereits besorgt. Polen plant, den Übergang zu Belarus komplett zu sperren. Regierungschef Donald Tusk (68) erklärte, man werde die Grenze im Zuge der Sapad-Übungen in der Nacht auf Donnerstag aus Sicherheitsgründen schliessen. Litauen wiederum reagiert mit einer Beschränkung seines Luftraums.

Angesichts der geringen Truppenstärke scheint eine Eskalation vonseiten Russlands unwahrscheinlich, wie Geopolitik-Experte Klemens Fischer (61) zu «Focus» sagt. Ein gezielter Angriff Russlands mit begrenzten Mitteln wäre nach Ansicht von Experten zu risikoreich. Eine genaue Beobachtung der Bewegungen an der westlichen Ostflanke ist laut Experten dringend erforderlich, um im Ernstfall reagieren zu können.

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