Darum gehts
- Trump erhält Fifa-Friedenspreis, Infantino lobt ihn als Ausnahmepolitiker
- Verleihung des Preises verstösst möglicherweise gegen Fifa-Statuten zur politischen Neutralität
- Infantino schenkte Trump 2018 eine übergrosse rote Karte im Weissen Haus
Gut ein halbes Jahr vor der Fussball-Weltmeisterschaft in den USA, Kanda und Mexiko geben sich US-Präsident Donald Trump (79) und Fifa-Chef Gianni Infantino (55) als ziemlich beste Freunde. Am Freitag erreichte die Bromance ihren vorläufigen Höhepunkt.
Infantino schmeichelte Trumps Ego und verlieh ihm bei der WM-Auslosung in Washington den neuen Friedenspreis der Fifa – eine Art Trostpreis für den entgangenen Friedensnobelpreis.
Die Fifa verleiht ihre neue Auszeichnung nach eigenen Angaben an eine Persönlichkeit verleihen, die sich auf «aussergewöhnliche Weise für den Frieden eingesetzt» hat. Infantino hatte wiederholt deutlich gemacht, dass er den US-Präsidenten für einen Top-Kandidaten hält, unter anderem wegen seines Einsatzes für einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg.
Grenzwertige Verleihung
Trump hatte seit seinem Amtsantritt im Januar immer wieder den Friedensnobelpreis für sich beansprucht. Er ging im Oktober bei der Vergabe in Oslo allerdings leer aus, was der Präsident als «Beleidigung» anprangerte. Ausgerechnet die Fifa und Infantino verschafften ihm jetzt die erhoffte Anerkennung. Dies geschah im Rahmen einer pompösen Show, die Model Heidi Klum (52) mit moderierte.
Die Verleihung ist selbst für den skandalerprobten Weltfussballverband grenzwertig. Dessen Statuten legen ausdrücklich fest, dass die Fifa «neutral in Fragen von Politik und Religion» bleiben muss.
Bereits wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung nutzte Trump im Interview mit Fox News die Chance, sich in ein gutes Licht zu rücken, und verkündete kurzerhand einen Ticketrekord für das Turnier im kommenden Sommer. «Ich glaube nicht, dass es jemals etwas Vergleichbares in irgendeiner Sportart gegeben hat», sagte Trump ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Die Weltmeisterschaft solle auch ein Symbol für das internationale Miteinander sein, betonte Infantino in einer Rede während der Preisverleihung. Der Schweizer machte dabei auf das Elend in der Welt aufmerksam, verwies aber auch auf die von Trump angeblich eingefädelten Einigungen im Nahen Osten, zwischen Thailand und Kambodscha und zwischen der Demokratischen Republik und Ruanda.
«Wir haben Millionen und Abermillionen Menschen gerettet», unterstrich Trump anschliessend. Zudem gab es kräftig Lob für Infantino, der «einen unglaublichen Job» gemacht habe. Trump bedankte sich bei seiner Familie und First Lady Melania Trump (55). Weiter gab es auch Dankesworte für den kanadischen Premierminister Mark Carney und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum.
Infantino lobt Trump
Nach Ansicht einiger Kritiker hat Infantino die rote Linie zwischen Sport und Politik längst überschritten. So nahm er auf Einladung Trumps im Oktober überraschend am Gipfel für einen Waffenstillstand im Gazastreifen im ägyptischen Scharm el-Scheich teil. Danach lobte Infantino den Einsatz des US-Präsidenten als «entscheidend» und fügte hinzu: «Ohne Präsident Trump gäbe es keinen Frieden.»
Ihren «Friedenspreis» kündigte die Fifa am selben Tag an, als Infantino mit Trump auf einem Wirtschaftsforum in Miami auftrat und ihm dort Rückendeckung für seine umstrittene «Amerika zuerst»-Politik gab. Trump setze einfach um, was er angekündigt habe, sagte Infantino. «Also denke ich, dass wir alle unterstützen sollten, was er tut, weil ich finde, dass es ziemlich gut aussieht», sagte der Sportfunktionär über den Präsidenten.
Der frühere Governance-Chef der Fifa, Miguel Maduro, kritisiert die Äusserungen als Verstoss gegen die Verbandsstatuten. Infantino nehme «Stellung in einer internen politischen Debatte in den USA», sagte Maduro «The Athletic», der Sportbeilage der «New York Times».
Trump versucht derweil, Infantino vor der WM im Juni und Juli im Kampf gegen seine Rivalen von der Demokratischen Partei zu vereinnahmen. So habe der Fifa-Funktionär sicher nichts dagegen, wenn von Demokraten regierte Städte im kommenden Jahr den Rang als WM-Austragungsort verlören, sagte Trump kürzlich bei einem Treffen mit Infantino im Weissen Haus. Trump behauptet, Städte wie Seattle und San Francisco seien zu «gefährlich».
Infantino schenkt Trump riesige Rote Karte
Infantino lobt Trump bereits seit Jahren als Ausnahmepolitiker. So nannte der Fifa-Boss den Präsidenten während seiner ersten Amtszeit 2020 einen echten «Sportsmann» und verglich ihn mit Profiathleten. Der Präsident sei «aus demselben Holz geschnitzt» wie einige der «begabtesten Athleten im Fussball», schmeichelte Infantino. Bei einem Besuch im Weissen Haus 2018 schenkte der Fifa-Chef Trump eine übergrosse rote Karte und scherzte, der Präsident könne sie immer dann zücken, wenn er «jemanden rauswerfen» wolle.
Der Schweizer mit italienischer Doppelstaatsbürgerschaft liess sich im Gegenzug von Trump als «Gewinner» feiern – auch weil er mit der WM hohe Einnahmen für die USA verspricht. Der Männerfreundschaft tut noch nicht einmal Abbruch, dass der US-Präsident Infantinos Vornamen Gianni hartnäckig «Johnny» ausspricht.
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