Darum gehts
- Trump bezeichnet Somalier als «Problemfall» und «Müll», löst Empörung aus
- Äusserungen im Zusammenhang mit ICE-Razzia in Minnesota mit grosser somalischer Community
- Grösste somalische Gemeinschaft der USA lebt in Minnesota
Unruhe auf den Strassen, aufgeheizte Stimmung und Unsicherheit: Donald Trump (79) sorgt derzeit mit abfälligen Bemerkungen über Somalier für riesige Empörung im Land. Der US-Präsident bezeichnete Somalier öffentlich als «Problemfall» und «Abschaum» und legte mehrfach nach. Dadurch geriet besonders die Stadt Minneapolis, in der viele Somalier leben, ins Visier der Öffentlichkeit.
«Ich will sie nicht in unserem Land haben. Ich bin ehrlich. Manche sagen vielleicht: ‹Oh, das ist politisch nicht korrekt.› Das ist mir egal. Wir werden den falschen Weg einschlagen, wenn wir weiterhin Müll in unser Land lassen», hallt es am Dienstag von den Wänden im Weissen Haus.
Selbst amerikanische Medien überrascht
Selbst amerikanische Medien bezeichneten Trumps Ausfälle der vergangenen Tage als ungewöhnlich heftig. In Minneapolis wächst gleichzeitig die Angst.
Denn: Trump traf seine Aussagen im Zusammenhang mit der Frage nach einer möglichen Razzia der US-Einwanderungsbehörde ICE im US-Bundesstaat Minnesota. Dort lebt die grösste somalische Community der USA. Laut Medienberichten könnten Hunderte von Menschen mit somalischem Hintergrund von der Massnahme betroffen sein.
Genauere Angaben zu dem Vorhaben, über das die «New York Times» zunächst berichtete, machte die Trump-Regierung nicht. Der US-Präsident nutzte den Auftritt jedoch für einen Rundumschlag.
Es geht um Millionen
In den letzten Jahren geriet die somalische Bevölkerung in Minneapolis wegen Betrugsfällen unter Druck. Dutzende Bewohner wurden im Zusammenhang mit Sozialleistungsbetrug verhaftet – es geht um Hunderte Millionen Dollar, die dem Sozialstaat zum Nachteil gereicht haben könnten. Die meisten der Verhafteten sind jedoch US-Staatsbürger.
Der Skandal hat tiefe Spuren hinterlassen. Politisch aktive Somalier kämpfen seither nicht nur um Anerkennung, sondern auch darum, Vorurteile abzubauen.
Betrugsskandal als gefundenes Fressen
Für das Weisse Haus ist der Skandal ein gefundenes Fressen: Vor Reportern legte Trump am Mittwoch nach: «Das sind keine Leute, die arbeiten. Das sind Menschen, die nur meckern. Sie meckern. Und dort, wo sie herkommen, haben sie nichts», so Trump. Die Somalier sollten «dorthin zurück, wo sie herkommen.» «Sie rennen nur herum und töten sich gegenseitig. Ihr Land stinkt.»
Auf Trumps jüngste Äusserungen reagierten viele somalische Vertreter und die staatlichen Behörden geschockt. Sowohl der Gouverneur von Minnesota als auch der Bürgermeister der Stadt Minneapolis stellten sich gegen Trump und hinter die Bevölkerung.
Trump und Gouverneur Walz liefern sich Schlagabtausch im Netz
Zum Betrugsfall fand Gouverneur Tim Walz, der bei den Präsidentschaftswahlen 2024 unter Kamala Harris als Vize-Präsident kandidierte, klare Worte: «Wir tun alles, was wir können. Aber eine ganze Gemeinschaft für das Handeln einiger weniger zu verteufeln, ist zu einfach.»
Kritiker warfen Walz zuvor vor, aus Angst vor Rassismusvorwürfen zu lange nichts unternommen zu haben. In den vergangenen Tagen griffen sich Walz und Trump mehrfach gegenseitig in den Medien an.
In der Stadt Minneapolis herrscht derweil Ungewissheit. Viele der schätzungsweise 80'000 Bewohner fürchten sich vor einer Operation der Bundesbehörden, wie Reporter vor Ort berichten. Die Angst wächst, dass in Minneapolis auch unschuldige Bürger betroffen sein könnten.
Eine Sprecherin des Departments of Homeland Security, das ICE beaufsichtigt, äusserte sich nicht zu den geplanten Einsätzen. Sie wies aber die Vorwürfe zurück, wonach Menschen gezielt aufgrund ihrer Herkunft ins Visier genommen würden.