Darum gehts
- Pestizid-Skandal in Istanbul: Bereits zuvor verstarb ein Kleinkind
- Firma setzte hochgiftiges Insektizid Aluminiumphosphid ein
- Firmenchef und Mitarbeiter besassen keine Zertifikate für Umgang mit Pestiziden
Der Pestizid-Skandal in Istanbul nimmt immer grössere Ausmasse an. Nach dem tragischen Tod einer vierköpfigen Familie aus Hamburg vor zwei Wochen rückt nun ein ähnlicher Fall vom April in den Fokus. Und in beiden Fällen steht dieselbe Schädlingsbekämpfungsfirma in Verdacht.
Einem Gutachten zufolge weise im Fall der verstorbenen deutschen Familie alles auf eine Pestizidvergiftung als Todesursache hin. Zur Schädlingsbekämpfung verteilte eine Firma zwei Mittel in dem Hotel, in dem die Familie ihre Ferien verbrachte.
Schon im April verstarb ein Kleinkind durch Vergiftung
Nun wird bekannt, dass dieselbe Firma mit einem weiteren Todesfall in Verbindung steht. Wie die türkische Tageszeitung «Hürriyet» berichtet, sei bereits im April dieses Jahres der dreijährige Karan Y. aufgrund eines Schädlingsbekämpfungsmittels umgekommen. In dem Mehrfamilienhaus, in dem er mit seinen Eltern lebte, war das Mittel verteilt worden.
Doch erst in der vergangenen Woche sei der forensische Bericht zum Tod des Buben in die Akte zu seinem Fall aufgenommen worden. Die Anwältin der Familie kritisiert gegenüber der Zeitung die langsame Bearbeitung des Falls durch die Behörden. Eine schnellere Reaktion hätte möglicherweise den Tod der Hamburger Familie verhindern können, argumentiert sie.
Kein Zertifikat für Umgang mit Pestiziden
Laut Untersuchungen soll die Firma das hochgiftige Insektizid Aluminiumphosphid eingesetzt haben, welches etwa in der EU nur in der Landwirtschaft zugelassen ist. Und dennoch: Behördlich überprüft wurde die Firma offenbar nie.
Alarmierend ist auch eine Aussage des inhaftierten Firmeninhabers Zeki K. gegenüber der Staatsanwaltschaft, wie die Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı berichtet. K. gab zu, dass weder er noch sein Mitarbeiter Doğan C. die erforderlichen Zertifikate für den Umgang mit Pestiziden besessen hätten.