Wie ZSKA Moskau Putins Ukraine-Terror finanziert
Celestini droht wegen Moskau-Wechsel Ärger mit Schweizer Justiz

Die Moskau-Millionen von Fabio Celestini sind in der Schweiz wertlos. Der Basler Erfolgstrainer könnte zudem mächtig Ärger mit der Justiz erhalten. Wie sein neuer Arbeitgeber den russischen Krieg in der Ukraine mitverantwortet – und was Celestini droht.
Publiziert: 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 16:42 Uhr
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Fabio Celestini findet den ZSKA Moskau «einen grossartigen Verein».
Foto: zVg

Darum gehts

  • Celestinis Wechsel zu ZSKA Moskau könnte rechtliche Folgen für ihn haben
  • ZSKA Moskau gehört der russischen Staatsbank VEB, die Putins Kriegswirtschaft stärkt
  • Celestini wird Geld aus Moskau nicht in die Schweiz bringen können
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Fabio Celestini (49) will lieber in Moskau als in Basel arbeiten und leben. Der Wechsel des FCB Meister- und Cup-Trainers zum ZSKA Moskau schlägt grosse Wellen – und stösst sowohl in Basel als auch in der ganzen Schweiz auf grosses Unverständnis. Der Entscheid hat für den Ex-Nati-Star weitreichende rechtliche Folgen, wie Blick-Recherchen nun zeigen.

Der Grund ist Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine: Im Februar 2022 haben Putins Truppen das Nachbarland überfallen – und sorgen seither für Terror. Hunderttausende Todesopfer hat der Krieg bis dato gekostet. Finanziert wird das Blutbad auch durch Fabio Celestinis neuen Arbeitgeber.

Die böse Rolle von Celestinis neuem Klub

Der ZSKA Moskau gehört der russischen Staatsbank VEB. Und das ist nicht irgendeine Bank. Sie ist ein politisches Instrument von Wladimir Putin (72) und dient aktuell dazu, strategisch wichtige Industrien am Leben zu erhalten. Das Ziel von VEB: die russische Kriegswirtschaft zu stärken!

Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine spielt VEB eine zentrale Rolle: Sie stellt laut der Nachrichtenagentur Reuters Milliarden an Dollar für Schlüsselbranchen der Kriegswirtschaft zur Verfügung. Brisant war diesbezüglich im April 2025 die Veröffentlichung einer Studie durch das Stockholm Institute of Transition Economics. Fazit: Russland kanalisiert einen grossen Teil seines Kriegsbudgets ausserhalb des offiziellen Haushalts – unter anderem über staatliche Entwicklungsbanken wie die VEB.

ZSKA-Besitzer VEB auf Schweizer Sanktionsliste

Kein Wunder also, steht die VEB fast seit Beginn des Kriegs auf der Sanktionsliste der USA und auch der Europäischen Union (EU). Aber auch die Schweiz hat wenig später die EU-Sanktionen übernommen – und somit jene Staatsbank auf die Schweizer Sanktionsliste gesetzt, die ab kommender Saison Fabio Celestinis Lohn zahlt.

Die Begründung in der Verordnung lässt aufhorchen – und macht den Wechsel des Waadtländers nach Moskau nur noch unbegreiflicher: «VEB ist ein grosses Finanzentwicklungsinstitut, dessen Vorsitzender direkt vom Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, ernannt wird und von ihm direkte Anweisungen erhält.» Und weiter: «VEB stellt eine wichtige Einnahmequelle für die russische Regierung dar und verwaltet die staatlichen Rentenfonds.»

Weiter wird beschrieben, wie die VEB aktuell in den besetzten Gebieten der Ukraine unter russischer Kontrolle tätig und an Projekten beteiligt sei, die «entweder von der russischen Regierung durchgeführt oder gefördert werden». Damit nicht genug: «VEB spielt eine aktive Rolle bei der Diversifizierung des Verteidigungssektors der Russischen Föderation und hat Projekte mit Unternehmen der Verteidigungsindustrie, einschliesslich Rostec, die Aktionen unterstützen, die die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben und bedrohen.»

Warum Celestini direkt von Schweizer Sanktionsliste betroffen ist

Für Fabio Celestini hat das weitreichende Folgen. Zwar wird der ZSKA Moskau seinen Lohn ausbezahlen, doch das Geld dürfte von der VEB kommen – dem alleinigen Besitzer des Militär-Fussballklubs. Damit ist Celestini von der Sanktionsliste der Schweiz betroffen, wie mehrere Rechtsexperten im Gespräch mit Blick einschätzen.

Der springende Punkt findet sich in Artikel 15, Absatz 1 der «Verordnung über Massnahmen im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine» wieder. Dort ist festgehalten, dass Unternehmen, die von einer sanktionierten Institution Geld erhalten, ebenfalls Teil der Sanktionsregelung sind. Heisst konkret: Der ZSKA Moskau fällt ebenfalls unter die Schweizer Sanktionsliste.

Haftstrafe von bis zu fünf Jahren

Bedeutet: Für Celestini wirds dann richtig problematisch, wenn er frühzeitig in sein Heimatland zurückkehrt. Denn laut Schweizer Recht darf er von ZSKA Moskau keine wirtschaftlichen Gegenleistungen – wie beispielsweise einen Lohn oder Boni-Zahlungen – entgegennehmen.

Der Basler Erfolgscoach hat einen Vertrag über zwei Jahre mit Option auf ein Jahr Verlängerung unterschrieben. Sollte er frühzeitig entlassen werden und in die Schweiz zurückkehren, werden Lohnfortzahlungen mit ZSKA Moskau unmöglich.

Fliesst dann Geld, droht sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. In seiner Wahlheimat Albal in der Nähe von Valencia gilt dasselbe – nur drohen in Spanien gar bis zu sechs Jahre Haft.

Solange er sich allerdings in Russland aufhält, keiner Arbeit in der Schweiz oder in Spanien nachgeht und kein Geld auf ein Schweizer oder spanisches Konto überweist, liegt kein Tatbestand vor.

Celestinis Moskau-Millionen sind hier wertlos

Wenn Fabio Celestini sich vor dem Moskau-Wechsel gut informiert hat, dann weiss er: Die Millionen, die er in der russischen Hauptstadt verdient, dürfte er nie in westliche Staaten bringen können. Auch nicht in die Schweiz oder nach Spanien. Denn Gelder aus sanktionierten Quellen dürfen weder entgegengenommen noch verwendet werden. Schweizer Banken müssen solche Zahlungen blockieren und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) melden. Dort könnte Celestini zwar um eine Ausnahmebewilligung bitten, doch sind die Anforderungen dafür sehr hoch.

Die Blick-Recherchen zeigen also: Celestinis russisches Gehalt ist in der Schweiz und in Spanien wohl wertlos. Weder kann er es legal auf ein Konto überweisen, noch zur Finanzierung seines Lebens hier verwenden. Hinzu kommt: Sein neuer Arbeitgeber ist mit Putin eng verknüpft – und mitverantwortlich für den Terror in der Ukraine, der seit über drei Jahren andauert.

Offen bleibt, ob der Waadtländer sich über diese rechtlichen Bedingungen vor seinem Wechsel bewusst war. Zweifelsfrei hat er aber den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mitbekommen. Und ethisch sowie moralisch entschieden, dass ein Wechsel zum ZSKA Moskau für ihn in Ordnung geht.

«Für die Trainer-Karriere wäre das nicht von Vorteil»
3:11
Celestini nach Russland?«Für die Trainer-Karriere wäre das nicht von Vorteil»
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