Darum gehts
- Thurgauer Küchenbauer Forster in Krise: Löhne nicht bezahlt, Betrieb steht still
- Machtkampf zwischen Eigentümern, Giovanni Cerfeda will Unternehmen übernehmen
- 1,8 Millionen Franken für Löhne und Verbindlichkeiten zugesichert
Beim Thurgauer Küchenbauer Forster aus Arbon TG geht es seit Wochen drunter und drüber. Die 135 Angestellten warten noch immer auf ihre April-Löhne. Immer wieder werden sie von der Geschäftsleitung um CEO Andreas Sandmann (58) auf den nächsten Tag vertröstet. Jetzt reichts den Mitarbeitern. Nicht zuletzt, weil es auch düster aussieht für den Mai-Zahltag. Dutzende Angestellte betreiben ihren Arbeitgeber, um endlich an ihr Geld zu kommen.
Forster hat aber nicht nur Probleme mit unzufriedenen Angestellten. Der Küchenbauer kann auch Rechnungen von Lieferanten nicht mehr bezahlen. Deshalb können die Mitarbeitenden bestellte Küchen nicht mehr produzieren. Zudem mussten sie am Freitag überraschend ihre Geschäftsautos zurückgeben. Forster hat offenbar die Leasinggebühren nicht mehr bezahlt. Kurz: Der Betrieb steht still, neues Geld kommt so keines rein.
1,8 Millionen Franken liegen parat
Hinter den Kulissen tobt derweil ein übler Machtkampf, wie das «St. Galler Tagblatt» zuerst berichtet hat. Die drei Eigentümer der traditionsreichen Firma haben sich verkracht. Küchen-König Max Müller (78) und Ipek Demirtas (58), die gleichzeitig auch noch Forster-Finanzchefin ist, haben sich mit dem Winterthurer Architekten und Unternehmer Giovanni Cerfeda (70) überworfen.
Cerfeda sitzt seit 2019 im Verwaltungsrat von Forster. Nun will er den Küchenbauer übernehmen. Müller und Demirtas wollen dies verhindern, sprechen von einer feindlichen Übernahme und weigern sich, seinem Deal zuzustimmen.
Gegenüber Blick erklärt Cerfeda nun, wie es mit Forster weitergehen soll. «Wir haben nachgewiesen, dass wir mindestens 1,8 Millionen Franken zur Deckung der Löhne und der wichtigsten Verbindlichkeiten zusichern, wenn das Gericht einer Nachlassstundung zustimmt», sagt er. Am 30. März hat Cerfeda deshalb den Antrag auf Bewilligung einer provisorischen Stundung gestellt. Der Winterthurer fügt an: «Damit stellen wir genügend Mittel bereit, damit der Betrieb fortgesetzt und ein umfassender Sanierungsplan entwickelt werden kann.» Ohne Müller und Demirtas. Und ohne CEO Sandmann.
Hoffnung für die 135 Mitarbeitenden?
In den vergangenen Jahren habe er «wiederholt bedingungslos finanzielle Einschüsse in Millionenhöhe in das Unternehmen getätigt», betont Cerfeda gegenüber Blick. Weil er an Forster glaube. Aber: «Nicht mehr unter der heutigen Führung.» Sie sehe die Zukunft in einer weiteren Verschuldung. Das wolle er nicht, weil es nicht nachhaltig sei.
Können sich die 135 Mitarbeiter Hoffnung machen? «Mein Angebot ist seriös und sofort umsetzbar», sagt Cerfeda weiter. «Ich verfüge über genügend eigene finanzielle Mittel und darf auf einen starken Rückhalt von zusätzlichen Investoren setzen.»
Max Müller und Ipek Demirtas haben Fragen von Blick zum Rettungsangebot von Cerfeda nicht beantwortet.