Darum gehts
- Forster-Mitarbeiter warten auf Löhne und leiten rechtliche Schritte ein
- Vertrauensbruch: Angestellte betreiben Arbeitgeber mit Hilfe der Gewerkschaft Unia
- 135 Angestellte warten auf 800’000 Franken April-Löhne vom Thurgauer Küchenbauer
Die 135 Angestellten des Thurgauer Küchenbauers Forster warten seit Wochen auf ihre April-Löhne. 800’000 Franken schuldet das Arboner Traditionsunternehmen seiner Belegschaft für den April. Bald schon wird der Mai-Lohn fällig. Die grosse Angst: Auch der dürfte nicht rechtzeitig auf dem Konto der Angestellten eintreffen.
Denn Forster ist nicht mehr flüssig. Nicht nur Löhne und Familienzulagen kann die Firma nicht mehr bezahlen. Auch Lieferanten warten auf ihr Geld. Sogar die Firmenautos mussten die Mitarbeiter heute Freitagmittag abgeben. Eine Leasingfirma hat den Vertrag mit Forster gekündigt, weil der Küchenbauer die Prämien nicht mehr bezahlt hat.
«Das ist ein Vertrauensbruch»
Jetzt haben die Mitarbeiter genug davon, ständig vertröstet zu werden. Sie haben das Vertrauen in die Geschäftsleitung verloren. Und beschreiten nun den Rechtsweg, um ihren Zahltag zu bekommen. Mithilfe der Gewerkschaft Unia haben sie ihren Arbeitgeber betrieben, wie der Regionalsender TVO zuerst berichtete und wie die Unia gegenüber Blick bestätigt.
«Forster lügt seine Angestellten brandschwarz an», sagt Lukas Auer vom Unia-Rechtsdienst. «Das ist ein Vertrauensbruch. Deshalb leitet die Belegschaft nun die Betreibung ein. Jeder muss das einzeln tun», führt er im Beitrag aus. Das Thurgauer Amt für Betreibungs- und Konkurswesen äussert sich zu den Betreibungen nicht – aufgrund von Datenschutzrichtlinien, wie es auf Blick-Anfrage heisst. Gleichzeitig teilt die Behörde mit, dass aktuell noch keine Konkurseröffnung vorliege.
«Die Arbeit ist freiwillig»
Gestern Donnerstag ist nur noch ein Drittel der Angestellten zur Arbeit erschienen – aus Protest. Und weil sie teilweise gar nicht arbeiten konnten, weil offenbar Material fehlt. Lieferanten beliefern Forster nicht mehr, weil Rechnungen offen sind. Heute können auch Servicetechniker oder Verkäufer nicht mehr arbeiten, weil sie keine Firmenfahrzeuge mehr haben.
Bei Forster nimmt man das gelassen. Ein Forster-Sprecher sagt gegenüber dem «St. Galler Tagblatt»: «Wer arbeiten kann und uns unterstützen will, kann zur Arbeit kommen, aber es ist freiwillig.» In den Ohren vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit Wochen auf ihr Geld warten, dürfte das reichlich zynisch klingen.