Lohn-Puff immer irrer
Forster-Angestellte müssen ihre Firmen-Autos zurückgeben!

Das Lohn-Puff beim Küchenbauer Forster aus Arbon TG nimmt kein Ende. Die längst fälligen Löhne von 800'000 Franken wurden erneut nicht ausbezahlt. Angestellte lassen sich das nicht mehr bieten. Sie legen die Arbeit nieder. Von der Firma gibts nur Durchhalteparolen.
Publiziert: 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 19:12 Uhr
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Andreas Sandmann ist CEO des angeschlagenen Küchenbauers Forster.
Foto: picture alliance / Felix Kästle/dpa

Darum gehts

  • Forster-Mitarbeiter warten auf April-Löhne und legen aus Protest Arbeit nieder
  • Geschäftsleitung sucht verzweifelt nach Investor für Küchenbauer
  • Elf offene Stellen wurden vor einem halben Jahr ausgeschrieben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die 135 Angestellten des Thurgauer Küchenbauers Forster aus Arbon TG sind nicht zu beneiden. Seit Wochen warten sie mittlerweile auf die April-Löhne – total 800'000 Franken. Immer wieder werden sie vertröstet. Das Geld kommt aber nicht. So langsam verlieren sie die Geduld – und legen aus Protest die Arbeit nieder. Zwei Drittel der Belegschaft ist heute Donnerstag nicht zur Arbeit erschienen. Die Angestellten glauben den ewig gleichen Beteuerungen der Geschäftsleitung, dass alles gut kommt bei der Suche nach einem Investor, nicht mehr.

Definitiv für Verunsicherung sorgt auch ein Schreiben, dass die Mitarbeiter im Laufe des Tages erhalten haben: Sie müssen bis morgen Freitag um 12 Uhr überraschend ihre Leasing-Fahrzeuge zurückgeben. «Wir möchten euch darüber informieren, dass sämtliche bestehenden Leasingverträge mit sofortiger Wirkung fristlos und unwiderruflich gekündigt wurden», heisst es im Schreiben, das Blick vorliegt. 

Offenbar hat Forster die Leasing-Prämien nicht mehr bezahlt. Und die Leasingfirma die Notbremse gezogen. Bei den Betroffenen kommt dies gar nicht gut an. Service-Techniker und Verkäufer können so gar nicht mehr zu ihren Kunden kommen. Sie können also gar nicht mehr arbeiten, selbst wenn sie dies wollten. 

Am Mittwoch hat sich eine Zusammenarbeit mit dem Factoring-Unternehmen Odin zerschlagen. Nach monatelangen Verhandlungen haben die Zuger kalte Füsse bekommen. Die Suche nach einem potenten Partner startet deshalb wieder auf Feld 1. Heute Donnerstag hat sich die Geschäftsleitung in Arbon erneut zu einer Krisensitzung getroffen. Eine Lösung gibts erneut keine. Die Angestellten warten weiter verzweifelt auf ihren Lohn.

Forster-CEO schweigt

Was sagt Forster-CEO Andreas Sandmann (63) zum Chaos rund um die Löhne seiner Angestellten? Nichts. Sandmann will nicht mit Blick sprechen. Anfang Woche hat er einen externen Kommunikationsprofi engagiert, der ihm die Medienarbeit und die Krisenkommunikation abnimmt.

Der Sprecher beschwört den guten Geist, der bei Forster in Arbon herrschen soll und sagt zu Blick: «Das erweiterte Kader, rund 20 Personen, beriet sich heute Vormittag, welche Tätigkeiten sie im Sinne der Zukunft des Unternehmens vornehmen wollen.»

Dann beschreibt er die Stimmung am Hauptsitz: «Es war spürbar, dass – trotz aller Schwierigkeiten – eine in jeder Hinsicht bewundernswerte Identifikation und Motivation bestand. «Wir sind Forster, wir sind eine Familie», rief eine Fachkraft im Arbeitsgewand in die Runde.» Er lobt die noch anwesenden Angestellten: «Chapeau zu so einer Haltung in dieser Situation!»

Viele Wechsel im mittleren Kader

Aber wie familiär ist Forster wirklich? Blick-Recherchen zeigen: Es gibt Anzeichen für eine eher hohe Fluktuation. So ging der Küchenbauer noch vor einem halben Jahr offensiv auf Mitarbeitersuche. Elf Jobinserate waren im November und Dezember ausgeschrieben – allesamt 100-Prozent-Stellen.

Darunter waren Jobs im Innendienst und direkt an der Front, etwa in der Montage, der Reparatur oder den Verkaufsteams der zehn Schweizer Forster-Standorte. Es gab aber auch offene Kaderpositionen. Forster suchte einen Marketingberater für die Geschäftsleitung, einen Produktionsleiter am Hauptsitz und einen Chef für die Filiale in Chur.

Offenbar konnten die meisten Stellen besetzt werden. Die Konsequenz: Im mittleren Kader kam es in den letzten Monaten zu vielen Wechseln, weil gleichzeitig auch mehrere Mitarbeiter intern aufgestiegen sind. Dennoch gibt es weiterhin die treuen Angestellten, die seit vielen Jahren bei Forster arbeiten und das Rückgrat des KMU-Betriebs bilden. Und jetzt entrüstet sein dürften, weil der Lohn ausbleibt. Brisant: Erst kürzlich sprang der Leiter der Filiale in Bern ab – nach gut 2,5 Jahren beim Küchenbauer.

Hat Forster noch eine Zukunft?

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung würden fieberhaft nach einer Lösung suchen, «dem Unternehmen dennoch eine Zukunft zu ermöglichen». Es gehe darum, die ausstehenden Löhne sowie Forderungen Dritter zu zahlen und das Unternehmen wieder ins Fahrwasser zu bringen. Der Sprecher betont, dass die Auftragslage gut wäre, derzeit aber die Liquidität fehle. Ein Problem, das die Angestellten nur zu gut kennen – schliesslich warten sie seit Wochen auf ihren Lohn, um ihre Rechnungen bezahlen zu können.

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