Darum gehts
- Trump trifft von der Leyen in Schottland zum Handelsstreit-Gespräch
- Schweiz besorgt über mögliche Auswirkungen auf Exportindustrie und Investitionsgüternachfrage
- EU plant Gegenmassnahmen auf US-Exporte von rund 90 Milliarden Euro
Das Programm bislang für Donald Trump (79) bei seinem Besuch in Schottland: Ablästern über die europäische Windkraft, was er als Kampf gegen die Verschandelung «der schönen Felder und Täler» verstanden haben will – und Golf spielen. Vielen Schotten passt der Besuch des US-Präsidenten gar nicht, die Proteste halten sich allerdings in Grenzen. Wenn überhaupt, wird dem mächtigsten Mann der Welt mit dem Dudelsack der Marsch geblasen.
Der wichtigste Agendapunkt beginnt am frühen Sonntagabend. Um 17.30 Uhr Schweizer Zeit will sich Trump auf seinem Golfplatz in Turnberry mit der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) treffen. Es geht darum, ob der «grösste Deal von allen» (O-Ton Trump) auch wirklich zustande kommt. Dafür müssten sich die beiden Verhandlungspartner stark aufeinander zu bewegen.
Im Moment hat Trump Strafzölle in der Höhe von 30 Prozent auf Importe aus der EU ab dem 1. August angekündigt. Er liess allerdings die Option offen, von diesem Zollsatz abzuweichen, sollte die Europäische Union ihren Markt stärker für die USA öffnen. Im Gegenzug hat die EU Gegenmassnahmen auf US-Exporte von rund 90 Milliarden Euro angekündigt, die ab dem 7. August in Kraft treten könnten.
Grosse Unsicherheit bedroht die Weltwirtschaft
Es steht viel auf dem Spiel – für die beiden Verhandlungspartner wie auch die Schweiz. Denn sollte die EU tatsächlich von superharten Zollhammer aus den USA getroffen werden, dann trifft das auch viele Kunden der Schweizer Exportindustrie, etwa in den deutschen Bundesländern Baden-Württemberg oder Bayern. Die Folge: Die Nachfrage nach Schweizer Maschinen dürfte sinken, weil die deutschen Unternehmen weniger in die Güter in die USA exportieren werden. Oder sie werden auf älteren Maschinen weiter produzieren, um Kosten zu sparen, wenn sie nur einen Teil der Zölle auf die amerikanische Kundschaft überwälzen können.
Schon seit dem «Liberation Day», dem Tag der Ankündigung der US-Strafzölle gegen den Rest der Welt, ist die Verunsicherung gross. Die Nachfrage nach Investitionsgütern ist eingebrochen, weil niemand weiss, was mit den Zöllen auf die Weltwirtschaft zu kommt. Das spürt die Schweizer Investitionsgüter- und Zuliefererindustrie bereits deutlich.
Kommt noch ein letzter Punk dazu, der die Schweiz zum Zittern bringen kann: Die EU könnte weitere Gegenmassnahmen gegen Drittstaaten verhängen. Das könnte auch die Schweizer Industrie treffen, wie schon in der ersten Amtszeit von Donald Trump der Fall war.
Die Schweiz hat also alles Interesse daran, dass sich Trump und von der Leyen einigen und den Handelskrieg vertagen. Zumal wir ja immer noch nicht wissen, ob bis zum 1. August auch für die Schweiz ein Deal zustande kommt.