Darum gehts
- US-Handelsminister Howard Lutnick mischt die Schweizer Politik mit spitzen Bemerkungen und harten Zöllen auf
- Der Ex-Wall-Street-Broker ist ein politischer Quereinsteiger
- Seine Nähe zu Israel prägt Lutnicks Agenda
Bundespräsidentin Karin Keller-Suter (61) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) haben dieser Tage nicht viel zu lachen. Seit dem 39-Prozent-Zollschock der USA zum Schweizer Nationalfeiertag wächst der Druck auf die beiden Regierungsmitglieder. Die Schweiz fragt sich immer wieder: Wann kommt endlich ein Deal mit dem US-Präsidenten zustande? Denn bisher war jeder diplomatische Rettungsversuch der FDP-Frau und des SVPlers vergebens.
Eine bittere Niederlage, die reale Konsequenzen für die hiesige Wirtschaft nach sich zieht. Ein Amerikaner streut besonders gerne Salz in die Wunde, die Donald Trump (79) der Alpenrepublik zugefügt hat: US-Handelsminister und Regierungsberater Howard Lutnick (64). Immer wieder scheucht der New Yorker Bundesbern mit seinen undurchsichtigen Aussagen auf. Zuletzt witzelte er in einem Interview mit «News Nation» über Keller-Suter und ihre Verhandlungsstrategie. Wer ist der Mann, der immer wieder auf der Nase der Schweizer Regierung herumtanzt?
Ein politischer Quereinsteiger
Mit Politik hatte Lutnick bis vor kurzem nicht viel am Hut. Im Gegenteil: Seine beruflichen Wurzeln hat er am selben Ort wie der US-Präsident selbst – an der Wall Street.
Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften 1983 stieg Lutnick beim Konzern Cantor Fitzgerald ein – einem Finanzdienstleister mit Sitz in New York. Die Firma hat sich auf den Handel mit Anleihen, Immobilien und später auch Kryptowährungen spezialisiert. Acht Jahre später wurde Lutnick zum Vorsitzenden und CEO des Unternehmens gewählt.
Diese Position hatte der Geschäftsmann bis zu seinem Amtsantritt als Handelsminister der Regierung im Januar 2025 inne. Eigentlich war der Broker für den Posten des Finanzministers vorgesehen. Denn die amerikanische Wirtschaftswelt kennt Lutnick bestens. Mit internationalen Strafzöllen hatte er in der Vergangenheit aber nur indirekt zu tun.
Nicht immer ein Trump-Hardliner
In seiner Zeit als Unternehmenschef spendete Lutnick – wie viele Wall-Street-CEOs – an die republikanische und die demokratische Partei. Schliesslich will man es mit möglichst vielen in Washington gut haben. Über Jahrzehnte trat er darum politisch neutral auf. Und in Interviews betonte er stets, sich ideologisch nicht auf eine der beiden Seiten schlagen zu wollen.
Während seiner ersten Amtszeit rückte Lutnick aber merklich näher zu Trump. Seine Wirtschaftspolitik gefiel dem Businessmann. So lobte er öffentlich Trumps Unternehmenssteuerreform von 2017 und weitere Deregulierungsmassnahmen für die Finanzbranche. Trump habe «den Mut, Dinge zu tun, der anderen Politikern fehlt».
Damit war Lutnick ein Vorreiter. Denn Trumps erratischer Politikstil machte viele CEOs nervös. Schwergewichte wie JPMorgan-Chef Jamie Dimon (69) oder Blackrock-Boss Larry Fink (72) distanzierten sich damals vom Präsidenten.
2024 dann der Bruch: Lutnick trat in Talkshows, auf Wirtschaftskonferenzen und bei Investoren-Events auf, wo er die Aussenpolitik Trumps aggressiv verteidigte. Besonders seine Aussage, «Zölle sind es wert, auch wenn sie zu einer Rezession führen», in einem Interview mit dem Sender CBS sorgte für Wirbel. Seither gilt Lutnick als loyaler Trump-Anhänger.
Engagierter Israel-Lobbyist
Dass sich Lutnick so klar für Trump ausspricht, hat auch mit der Nähe des Präsidenten zu Israel zu tun. Der jüdische Regierungsminister betonte, dass Trumps «langjähriges Engagement für die Sicherheit Israels» einer der Hauptgründe sei, warum er sich jetzt so enthusiastisch auf dessen Seite stelle. Ein Sprecher von Lutnick bestätigte gegenüber dem Portal «Jewish Insider», dass Israel zu den wichtigsten Themen gehört, die Lutnicks aktive Unterstützung für Trump vorantreibe.
Ein weiterer Ausdruck der engen Israel-Bindung von Lutnick sind auch die jüngsten Spenden des Cantor Fitzgerald Relief Fund. Ein Fonds, der nach den Anschlägen am 11. September 2001 – bei denen Lutnick seinen Bruder verlor – angelegt wurde. Aus diesem wurden zuletzt 7 Millionen Dollar an Israel gespendet, «um diejenigen zu unterstützen, die vom Krieg in Israel betroffen sind», so Lutnick in einem Communiqué des Konzerns nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023.