US-Experte mit düsterer Prognose für kleine und mittelgrosse Betriebe
«Schweizer Pharmafirmen werden am stärksten von den Zöllen betroffen sein»

Die neue Ankündigung Trumps, 100 Prozent Zölle auf Pharmaprodukte erheben zu wollen, schreckt die Schweiz auf. Roche und Novartis könnten fein raus sein, kleine Firmen bangen. Auch weil die EU bei den Zöllen im Vorteil scheint.
Publiziert: 12:47 Uhr
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Aktualisiert: 12:50 Uhr
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Trump kündigt hohe Pharmazölle an.
Foto: AFP

Darum gehts

  • US-Zölle auf Pharmaimporte könnten Schweizer Unternehmen stark beeinträchtigen
  • Schweizer und singapurische Pharmafirmen voraussichtlich am stärksten betroffen
  • Ab 1. Oktober plant Trump 100 Prozent Zölle auf Pharmaimporte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

US-Zölle gegen Pharmaunternehmen sind für die Schweizer Wirtschaft unerfreulich, aber nicht allzu tragisch: Das war bis anhin die Ansicht vieler Experten. Die hohe Wertschöpfung und innovative Produkte sorgen für die nötige Widerstandskraft und wiegen die Zölle auf. Nun aber könnte ein regelrechter Zollhammer diese Ansicht ins Wanken bringen.

«Schweizer und singapurische Pharmaunternehmen werden voraussichtlich am stärksten von diesen Zöllen betroffen sein», sagt Stephen Ezell, Direktor an der Information Technology & Innovation Foundation, eine US-Denkfabrik mit Sitz in Washington.

US-Präsident Donald Trump (79) hat angekündigt, ab dem 1. Oktober Pharmaimporte mit einem Zollsatz von 100 Prozent zu belegen. Das Problem aus Schweizer Sicht ist jedoch: Für die Europäische Union und Japan wird der Zollsatz durch die abgeschlossenen Rahmenabkommen mit den USA auf 15 Prozent begrenzt.

Ausnahmen von diesen Zöllen sollen für Generika gelten und für Firmen, die ihre Produktion in die USA verlegen.

England im gleichen Topf wie die Schweiz?

Die EU-Kommission zeigt sich bis anhin gelassen, dass die Obergrenze von 15 Prozent pharmazeutische Produkte einschliesst. Auch aus dem Weissen Haus kamen Aussagen in diese Richtung. Damit hätten grosse Pharmaexport-Nationen wie Irland oder Deutschland einen massiven Wettbewerbsvorteil gegenüber Schweizer Firmen, die mit 100 Prozent Zoll belastet wären.

In England fürchtet man sich derzeit vor dem gleichen Schicksal: Der mit den USA ausgehandelte Deal deckt die Pharmabranche nicht ab, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. 

Grösseres Problem für kleinere und mittlere Betriebe

Stephen Ezell erwartet ein grosses Geschacher um Ausnahmeregelungen. Seine Einschätzung: Schweizer Pharmariesen wie Roche und Novartis sollten mit ihren Ausbauplänen in den USA fein raus sein. «Kleinere Unternehmen, die ihre Produktionsstandorte nicht ohne Weiteres verlagern oder neue Investitionen ankündigen können, werden jedoch voraussichtlich stark von diesen Zöllen betroffen sein.»

Ein KMU, dass ein einzigartiges Medikament herstellt, kann die Zölle eher auf die US-Kunden abwälzen. Können die Importeure jedoch vergleichbare Produkte anderswo mit 15 Prozent Zoll bestellen, hat das Schweizer Pharmaunternehmen ein Problem. Mit einer ähnlichen Situation sehen sich bereits die Schweizer Maschinenbauer oder die Uhrenindustrie konfrontiert: Auf ihre Produkte wird in den USA ein Zoll von 39 Prozent erhoben, während für die EU 15 Prozent gelten.

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