Trumps 100-Prozent-Zoll war erst der Anfang
Wie Pharma-Multis und die USA hinter den Kulissen weiterpokern

US-Präsident Trump kündigt einen Zollhammer für Pharmaindustrie an. Bis anhin war man in den Konzernzentralen gelassen. Doch nun könnte die Nervosität steigen.
Publiziert: 19:54 Uhr
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Aktualisiert: vor 9 Minuten
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US-Präsident Donald Trump hat den Zollhammer gegen die Pharmabranche ausgepackt.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

US-Präsident Donald Trump (79) mag Schmeicheleien: Die grossen Tech-Chefs wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (41) oder Apple-Chef Tim Cook (65) haben ihm erst kürzlich in einem öffentlich inszenierten Treffen den Schmus gegeben. Von der Pharmabranche kommt hingegen eine bittere Pille. Die Chefs der grossen Pharmakonzerne haben Donald Trumps Briefe dem Vernehmen nach ignoriert. 

Trumps Problem: Er will die Quadratur des Kreises. Die Pharmaunternehmen sollen die Preise massiv senken und gleichzeitig Milliarden in den USA investieren.

Versorgungssicherheit erhöhen

Vor zwei Monaten hatte Trump 17 Pharmaunternehmen aufgefordert, bis Ende September die Preise zu senken – und zwar auf das Niveau der günstigsten Industrieländer. Briefe erhielten auch Novartis und Roche-Tochter Genentech. Die Forderung ist nachvollziehbar: Die Menschen in den USA bezahlen weltweit die mit Abstand höchsten Medikamentenpreise. Die Pharmakonzerne finanzieren mit dem wenig regulierten US-Geschäft massgeblich die kostenintensive Forschung.

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Trump kündigt hohe Pharmazölle an.
Foto: AFP

Weil eine Reaktion ausbleibt, kündigt Trump am Donnerstagabend einen Zollhammer gegen die Pharmaindustrie an. Dieses Mal wird er konkret: Ab dem ersten Oktober will er einen Zoll von 100 Prozent auf alle Marken- oder patentierten Medikamente erheben. Ausgenommen scheinen Generika. 

Verschont bleiben sollen auch Firmen, die in den USA Produktionsstätten betreiben oder gegenwärtig eine Fabrik bauen. Denn Trumps zweites grosses Ziel im Pharmasektor ist: Er will, dass die Firmen ihre Medikamente für den US-Markt in den USA herstellen und so die Versorgung mit wichtigen Wirkstoffen gewährleisten. 

Viel Show für Trump

Die globale Pharmaindustrie kündigten während der Zollverhandlungen im grossen Stil Investitionen in den USA an – darunter auch die Schweizer Konzerne Roche und Novartis. Viele Fabriken waren bereits zuvor geplant. In der Politik zählt jedoch die Aussenwirkung. Doch Trump will seinen Wählern fette Zahlen präsentieren. Die Pharmafirmen rechneten auf Wunsch der US-Regierung deshalb gleich noch die Milliarden-Budgets für Forschung und Entwicklung obendrauf. Plötzlich lag Novartis bei Investitionen von 23 Milliarden US-Dollar und Roche bei 50 Milliarden US-Dollar.

Trump kündigt an, die Medikamentenpreise um «1000 Prozent» zu senken. Die Pharmakonzerne aber können rechnen: Reduziert man die Preise in den USA deutlich, muss man anderswo sparen. Etwa bei geplanten Milliarden-Investitionen in den USA. Diese dürften bei der grossen politischen Unberechenbarkeit sowieso für Kopfschmerzen sorgen.

Grundlage für Zölle bald gegeben?

Aktuell versteht zudem niemand wirklich, welche Firmen tatsächlich unter den Zollhammer fallen und welche nicht. In Basel scheint man nach wie vor gelassen zu sein. «Roche und Novartis sollten wegen der geplanten Investitionen nicht betroffen sein», schreibt Stephen Ezell auf Anfrage von Blick. Er ist Direktor der Information Technology & Innovation Foundation, einer Denkfabrik in Washington.

In den Schaltzentralen der Pharmafirmen dürfte dieses Mal aber die Nervosität steigen: Noch fehlt die Grundlage für die Zölle – aber offenbar nicht mehr lange. Basierend auf einer Section-232-Untersuchung kann Trump sektorspezifische Zölle einsetzen, falls Importe für die nationale Sicherheit ein Risiko darstellen. Die entsprechende Untersuchung der US-Behörden startete im April. «Der Verwaltungs- und Verfahrensprozess ist nun abgeschlossen», so Ezell. 

Führt Trump die Zölle tatsächlich ein, wird es kleinere Unternehmen deutlich härter treffen. «Sie können ihre Produktionsstandorte nicht ohne Weiteres verlagern oder neue Investitionen ankündigen», so Ezell. Die US-Konsumentinnen und -Konsumenten müssen sich auf steigende Medikamentenpreise einstellen.

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