Trotz 16 GaultMillau-Punkten
Bürgenstock-Köchinnen fallen durch Deutschtest – ausgewiesen!

Trotz 16 GaultMillau-Punkten müssen die Star-Köchinnen Vilai und Virat Kanjan den Bürgenstock verlassen. Der Grund: Sie bestanden den obligatorischen Deutschtest nicht, der für ihre Aufenthaltsbewilligung nötig gewesen wäre. Das freut ein 5-Sterne-Resort in Bayern.
Publiziert: 16:16 Uhr
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Aktualisiert: vor 50 Minuten
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Die Star-Köchinnen Vilai und Virat Kanjan (beide 60) mussten den Bürgenstock verlassen.
Foto: PD

Darum gehts

  • Thai-Spitzenköchinnen verlieren Job im Bürgenstock-Resort wegen nicht bestandener Deutschprüfung
  • Kanton Nidwalden verlangt A2-Sprachzertifikat für Aufenthaltsbewilligung von Drittstaatenangehörigen – Gastrosuisse passen die geltenden Regeln nicht
  • 2022 wurden 200 kontingentierte Aufenthaltsbewilligungen für Köche aus Drittstaaten erteilt
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Es war ein Coup der Extraklasse! 2022 hat das Luxus-Resort auf dem Bürgenstock die thailändischen Spitzenköchinnen Vilai und Virat Kanjan (beide 60) verpflichtet. «Die zwei besten asiatischen Köchinnen der Welt», wie es damals hiess. Die Zwillinge haben das asiatische Restaurant Spices im 5-Sterne-Resort hoch über dem Vierwaldstättersee als Küchenchefinnen geführt. Gäste und Gastrokritiker waren begeistert. Das Schaffen der Köchinnen wurde mit 16 GaultMillau-Punkten ausgezeichnet.

Im Sommer dann die Überraschung: Die beiden Star-Köchinnen mussten den Bürgenstock Knall auf Fall verlassen, den Spind in der Küche räumen. Sie wurden aus dem Land geworfen, wie «GaultMillau» zuerst berichtet hat. Der Grund: Die Spitzenköchinnen sind durch einen Deutschtest gerasselt. Und zwar grad dreimal! Für die Verlängerung ihrer Aufenthaltsbewilligung verlangten die Nidwaldner Behörden ein A2-Sprachzertifikat – den Nachweis, dass sie einfache Sätze verstehen und anwenden können. Eine Bewilligung brauchen sie, weil sie aus Thailand stammen, also aus einem sogenannten Drittstaat.

Im Mündlich-Test gescheitert

Virat Kanjan bestätigt jetzt gegenüber dem Portal Nau.ch, dass die nicht bestandenen Deutschtests sie und ihre Schwester den Job kosteten. «Wir haben das ‹Spices› verlassen, weil wir die Deutschprüfung nicht bestanden haben», sagt sie. «Wir haben den Teil mit Sprechen nicht bestanden, also mussten wir gehen», führt sie aus – auf Englisch. Der wohl meistgesprochenen Sprache im Luxus-Resort mit internationalen Gästen und Personal aus aller Welt.

Beim Kanton Nidwalden sieht man das anders. «Die deutsche Sprache ist für die gesellschaftliche und zumeist auch berufliche Integration ein wichtiger Bestandteil», heisst es aus Stans NW. Hat der «Bürgenstock» seine Star-Köchinnen nicht genug geschult und auf die Tests vorbereitet? Zum konkreten Fall will eine Sprecherin des Resorts aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nichts sagen. Sie bestätigt aber den ungeplanten Abgang und betont gegenüber Blick: «Wir bestätigen jedoch gerne, dass wir unseren Mitarbeitenden umfangreiche Sprachkurse anbieten.»

«Auf Praxistauglichkeit überprüfen»

Auch bei Gastrosuisse in Zürich hat man Kenntnis vom Fall. «Er zeigt, wie wichtig es ist, die bestehenden Auflagen im Umgang mit Drittstaatenangehörigen auf ihre Praxistauglichkeit hin zu überprüfen», sagt eine Sprecherin des Verbandes zu Blick. Und weiter: «Bei der Nichtverlängerung der Aufenthaltsbewilligung handelt es sich leider nicht um einen Einzelfall.» Die Anforderungen an Drittstaatenangehörige seien im Gastgewerbe besonders streng. «Neben einer anerkannten Ausbildung und Berufserfahrung müssen auch sprachliche und betriebliche Voraussetzungen erfüllt sein», so die Sprecherin weiter.

2022 wurden 200 kontingentierte Aufenthaltsbewilligungen für Köchinnen und Köche aus Drittstaaten erteilt. Neuere Zahlen gibt es noch nicht. Gastrosuisse passen die geltenden Regeln nicht. Das Gastgewerbe soll gleich behandelt werden wie andere Branchen. «Wir fordern eine praxisnahe Umsetzung des Ausländer- und Integrationsgesetzes», heisst es aus Zürich. Gastrosuisse bietet berufsbezogene Sprachkurse an, auch für Mitarbeitende aus Drittstaaten. «So wollen wir die sprachliche Integration fördern und die Kommunikation im Betrieb verbessern.»

In Bayern nimmt man die Zwillinge mit Handkuss

Für die beiden Thai-Köchinnen kommt dieses Angebot zu spät. Sie haben schnell wieder einen Job gefunden. Sie kochen neu im Schloss Elmau, einem 5-Sterne-Resort in Bayern. Und leiten dort die Küche des Restaurants Fidelio.

Dort wundert man sich wohl über die strengen Bestimmungen in der Schweiz – und reibt sich freudig die Hände. «Wir sind ausserordentlich glücklich, die beiden Köchinnen in unserem Team zu haben», sagt eine Sprecherin zu Nau.ch. Sie schwärmt von der kulinarischen Kompetenz, Kreativität und Leidenschaft der Zwillinge. «Sie bereichern sowohl unsere Küche als auch das gesamte Haus.»

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